Nikotin-Pouches konsumiert? Schüler klagen über Übelkeit – zwei landen im Krankenhaus

Aufsehenerregender Rettungseinsatz an der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bergkamen: Vier Schülerinnen und Schülern ist nach Einnahme einer Substanz schlecht geworden. Zwei davon kamen mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus. Der Kreis Unna vermutet, dass sie Nikotinbeutel, sogenannte Pouches, konsumiert haben.
[Update] Bergkamen – Gleich vier Rettungswagen und zwei Notärzte fuhren an der Schule vor. „Die Alarmierung war um 13.12 Uhr“, berichtet Max Rolke, Sprecher des Kreises Unna nach Rücksprache mit der Rettungsleitstelle. Drei Schülerinnen und Schüler, etwa 12 bis 13 Jahre alt, hätten sich übergeben müssen, zwei hätten ambulant behandelt werden können.
Tabak gekaut?
Was die Jugendlichen eingenommen haben, ist zur Stunde noch unklar. „Sie haben wohl etwas gekaut, das sie besser nicht gekaut hätten“, sagt Polizeisprecher Bernd Pentrop. Möglicherweise sei es Tabak gewesen, wonach die Betroffenen eine Nikotinvergiftung erlitten hätten. Genau ließe sich das noch nicht sagen. „Es bestand aber keine Lebensgefahr“, so Pentrop weiter.
Die Leitung der Willy-Brandt-Gesamtschule war für eine Stellungnahme nicht mehr zu erreichen. Der Stadt Bergkamen als Schulträgerin liegen derzeit keine näheren Informationen vor. An der Schule unterrichten rund 110 Lehrerinnen und Lehrer etwa 1130 Schülerinnen und Schüler.
Feuerwehr leitet Einsatz
Bei der Bezirksregierung Arnsberg als zuständige Schulaufsichtsbehörde heißt es, die Schüler hätten allesamt Kreislaufprobleme gehabt. Die Folgen seien aber „nicht dramatisch“ gewesen. Nach Angaben aus Arnsberg waren nicht vier, sondern nur drei Schüler betroffen. Vor Ort war auch die Feuerwehr Bergkamen. Die örtliche Feuerwehr-Leitung wird immer dann automatisch mit der Aufgabe der Einsatzleitung betraut, wenn mehr als drei Rettungswagen zugegen sind.
Die Polizei geht zunächst von internistischen Notfällen aus. Erst wenn die Substanzen, die die Jugendlichen eingenommen hätten, illegal wären, würden Strafanzeigen gegen die Betroffenen geschrieben, schildert Pentrop. Eine Strafverfolgung bei Unter-14-Jährigen scheide jedoch per Gesetz aus.
Gefährliche Beutel
Laut dem Kreis wurde der gesundheitliche Zustand der Jugendlichen womöglich durch sogenannte Nikotin-Pouches beeinträchtigt, die es im Internet zu kaufen gibt. „Das sind kleine, mit einer Trägersubstanz gefüllte Teebeutel, die man unter die Oberlippe klemmt und die dann Nikotin abgeben“, erläutert Behördensprecher Volker Meier. Das Problem: Der Nikotin-Gehalt sei achtmal höher als bei einer Zigarette. „Wenn man die Dinger dann noch kaut, wird die Wirkung noch verstärkt.“
Die Kreisbehörde stellt aktuell eine Zunahme der Verwendung dieser Pouches fest, gerade auch unter Jugendlichen. „Wir können vor dem Konsum nur warnen“, sagt Meier. Seinen Worten nach sind die in Mode gekommenen Beutel weder gesund noch verkehrsfähig. „Formal sind sie kein Genussmittel, weil sie keinen Tabak enthalten, aber auch kein Lebensmittel.“