Die Risse taten sich im Herbst auf. Die Gemeinschaftsstadtwerke (GSW) Kamen, Bönen, Bergkamen als Eigentümerin reagierten sofort und schickten einen Statiker zur Kontrolle vorbei. Mittlerweile sind die Schäden ausgebessert, wegen Baufälligkeit kann das DRK aber etwa die Hälfte seiner Räume nicht nutzen. „Wir müssen zusammenrücken“, schildert Jan Wiemhoff, stellvertretender DRK-Vorsitzender.
Im Ergebnis lagern nun Büro- und medizinisches Material im großen Schulungssaal, den Jugendrotkreuzlern steht kein eigener Raum mehr zur Verfügung. „Die Küche, in der wir für die Einsätze kochen, ist Gott sei Dank nicht betroffen“, sagt Wiemhoff.
Trotz der räumlichen Misere: Ihr Aufgaben etwa bei Blutspendeterminen, Begleitung von Veranstaltungen oder im Katastrophenschutz können die Rotkreuzler weiterhin zu hundert Prozent wahrnehmen. „Wir sind voll einsatzfähig“, beteuert Wiemhoff. Allerdings würde die Gemeinschaft aus 58 Aktiven und mit zurzeit 800 Fördermitgliedern „lieber heute als morgen“ umziehen.
Wohin, das bleibt die Frage. „Wir haben uns schon einige Immobilien angeschaut, aber noch nichts Passendes gefunden“, berichtet Wiemhoff. Die Anforderungen an das neue Domizil seien auch besondere. Mindestens 200 Quadratmeter Fläche inklusive Küche würden benötigt, dazu wäre eine größere Halle für die eigenen Fahrzeuge und Anhänger willkommen. Diese stehen aktuell in angemieteten Garagen in der Nähe des Vereinsheims.
Auf der Wunschliste des DRK steht darüber hinaus ein größerer Parkplatz, wie es ihn am Hallenbad gibt. „Gerade bei Schulungen sind ausreichend Stellplätze hilfreich. Manchmal stehen hier gleich mehrere Großfahrzeugen vor dem Haus“, so Wiemhoff.
Nach Auskunft des stellvertretenden DRK-Vorsitzenden hilft auch die Stadt bei der Suche nach neuen Räumen. Man wolle gerne in Mitte bleiben, weil man das DRK für ganz Bergkamen sei. Ein Ausweichen in einen der anderen Stadtteile wäre aber auch möglich. Für die GSW findet Wiemhoff ebenso positive Worte wie für die Stadtverwaltung. „Die sind uns sehr entgegengekommen – auch bei der Höhe der Miete.“
Beim örtlichen Versorger heißt es, dass das Gebäude ein wenig abgesackt sei und das dahinterliegende ehemalige Freibadgelände Druck auf die Mauern ausübe. Dadurch seien die Risse entstanden. Nach einer kurzzeitigen Sperrung wegen möglicher Einsturzgefahr habe das Gebäude in Teilen wieder freigegeben werden können.
„Das DRK darf so lange bleiben, wie es möchte. Wenn es nötig ist, kann es bis zum Abriss in dem Gebäude bleiben“, sagen die GSW. Zudem sichert der örtliche Energieversorger dem Ortsverein eine „unbürokratische“ Entlassung aus dem Mietverhältnis zu, sobald er eine geeigneten neue Immobilie gefunden habe. Man selber könne keine alternativen Räume anbieten, heißt es.
Vom Gebäudeschaden sind derweil auch die Wasserfreunde des TuRa Bergkamen betroffen. Sie trafen sich bis dato zum Fitnesstraining in einem der Räume, die nicht mehr zur Verfügung stehen. Das Training werde voraussichtlich in die Friedrichsberghalle verlegt, heißt es.
Leer steht derzeit der gesamte östliche Teil des Gebäudes hin zum Stadion. Eine Sanierung würde sich nicht lohnen, so die GSW, eine Demontage im Vorfeld des Bad-Abrisses aber ebenso wenig. Diese würde zusätzliche Installationsarbeiten notwendig machen, weil ein Hauptteil der Stromversorgung über den beschädigten Gebäudeteil verlaufe.
Auch wenn das DRK die Lage nach einem anfänglichen Schock im Griff hat und sich im Improvisieren versteht: „Lange können wir die aktuelle Situation nicht mehr aufrecht erhalten“, meint Wiemhoff. Sein 100-Jähriges würde der Ortsverband gerne in neuen Räumlichkeiten begehen, wie er sagt. Sich in Ruhe mit den Jubiläumsfeierlichkeiten zu befassen, gelinge zudem erst, wenn ein Mietvertrag unterschrieben sei.