Der Rentner gibt später bei der Polizei an, der Mann sei mit seinem Auto auf ihn zugefahren, um ihn umzufahren. Nur dank seiner schnellen Reaktion und eines Sprungs zur Seite habe er einen Unfall verhindern können. Aufgrund dieser Aussage kommt es zum Prozess im Amtsgericht Kamen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Nötigung vor. Er streitet ab, auf den Senior zugefahren zu sein. „Ich gebe zu, dass ich falsch geparkt habe. Aber ich wollte den Mann weder überfahren noch sonst was. Es war noch genug Platz. Er hätte nicht ausweichen müssen. Ich bin nur auf die Straße gefahren.“
Für das Gericht offenbar unerwartet, ändert der 77-Jährige im Zeugenstand seine damalige Aussage. War er sich bei der Polizei noch sicher, dass der Kamener absichtlich auf in zugesteuert hatte, gibt er nun an: „Er wollte mich nicht absichtlich über den Haufen fahren.“ Das ergibt sich auch anhand von Fotos, die einen klaren Radeinschlag des Wagens vom Angeklagten in Richtung Straße und nicht geradeaus auf den Rentner zu zeigten.
Der 77-Jährige nutzt die Gelegenheit im Gericht, seinem Ärger über das ständige Falschparken an der Schulstraße Luft zu machen. Er erklärt, warum er überhaupt Fotos vom Angeklagten gemacht hatte: Immer wieder würden Kunden des Kiosks auf dem Gehweg parken. Dadurch sei seine Frau mit ihrem Rollator oft gezwungen, auf die Straße auszuweichen. Das könne doch nicht sein. „Ich bin inzwischen dazu übergegangen, Fotos zu machen und Ordnungswidrigkeitenanzeigen zu erstatten“, erklärt der Bergkamener.
Da der Angeklagte keinen Vorsatz hatte, den Rentner umzufahren, entfällt auch der Vorwurf der Nötigung. Übrig bleibt allerdings die Ordnungswidrigkeit des falschen Parkens. Dafür muss der Kamener eine Geldbuße von 50 Euro zahlen.