Erst ist der Name eines Bewerbers mit SPD-Parteibuch durchgesickert, dann gab irgendwer genug preis für Spekulationen über eine Mehrheit für einen parteilosen Konkurrenten und gegen die vormals alleinherrschenden Genossen. Weil der Betreffende seine Bewerbung unter diesen Umständen zurückgezogen hat, sieht sich der Verwaltungschef jetzt mit dem Vorwurf konfrontiert, für all das verantwortlich zu sein, ja „Geklüngel“ und „Mauscheleien“ gedeckt oder betrieben zu haben.
So sagt es, in gewohnter Schärfe, die Fraktionsvorsitzende von BergAuf, Claudia Schewior. Sie fordert einen Neustart: Schäfer soll das Verfahren annullieren und die Stelle neu ausschreiben.
„Das ist ein Antrag zur Geschäftsordnung, über den der Rat abstimmen muss“, sagt Schäfer – und widerspricht ansonsten: „Für die Indiskretionen sind wir hier im Rathaus nicht verantwortlich.“ Unhaltbar, dass Schewior ihm mit Verweis auf das Erscheinungsdatum des ersten Presseberichtes unterstelle, er habe da die Vorstellungstermine ausgeplaudert.
In der Ausgabe Unna des Hellweger Anzeigers war am 21. Oktober zu lesen, dass sich der dortige Beigeordnete im Bauressort, Jens Toschläger, in Bergkamen beworben habe – mit dem Zungenschlag, dass sich der Exodus von Spitzenkräften mit SPD-Zugehörigkeit fortsetze, seit die Partei Bürgermeisteramt und Ratsmehrheit verlor.
„Für mich ist klar, dass die Nennung des Kandidaten aus den politischen Kreisen in Unna kommt“, weist Schäfer jede Einmischung von sich. Dass in dem Bericht der Vorstellungstermin der engeren Kandidaten am 2. November genannt wurde, dient Schewior als Vorwurf, das müsse aus dem Rathaus kommen. Der Termin sei erst nach der Veröffentlichung, am 24. Oktober, fix gemacht worden.
„Das ist so nicht richtig“, entgegnet Schäfer. Alle Termine bis zur Wahl am 17. November seien bereits am 22. August, in Vorbereitung des Ratsbeschlusses am 15. September, den Fraktionen mitgeteilt worden.
Kein Geheimnis ist, dass Toschläger und der vorm Wochenende abgesprungene Bewerber engste Wahl waren – und CDU, Grüne, FDP und Linke den Parteilosen favorisierten. Dass der aber aufgab, macht BergAuf offen der SPD in ihrer „Gutsherrenart“ zum Vorwurf. Andere äußern sich hinter vorgehaltener Hand zumindest ähnlich.
Fakt ist: Zur Wahl steht nun einzig Jens Toschläger, der mit den Stimmen der SPD rechnen kann – und, nachdem deren Favorit abhandenkam – nun auch der Grünen. Das genügt rechnerisch.
Hat Schäfer also, was er angeblich will? „Das ist für alle Beteiligten nur negativ“, lautet sein Fazit. „Indiskretionen in Unna, die auf uns zurückfallen“, schadeten Bergkamens Vertrauenswürdigkeit. Da sei die erneute Ausschreibung keine gute Idee.