Unberechenbar und extrem gefährlich: Unbekannte zünden Böller bei Reitstunde

Albert Schulz hat kein Problem mit Silvester. Der Inhaber der „Sunray Ranch“, Ausbildungsbetrieb und Zuchtstätte für amerikanische Quarter-Horses, kann mit ungewöhnlichen Stressfaktoren umgehen. Wofür Schulz und Tochter Ann-Kathrin aber kein Verständnis haben ist, wenn Chaoten Menschen und Tiere mit Absicht in Gefahr bringen und genau das ist nun schon zum wiederholten Mal passiert.
Bergkamen – „Mit Verkaufsbeginn der Böller geht die Knallerei los“, ärgert sich der Pferdetrainer. Das ist aber nicht das Hauptproblem, denn seine Pferde sind aufgrund der sorgsamen Zucht und Ausbildung recht gelassen. Seit 30 Jahren erteilt er Reitunterricht. Auch seine Kinder sind auf dem Hof geblieben und haben sich den Pferden verschrieben.
Trotzdem hatte er zweimal einen Krankenwagen auf dem Hof, weil rücksichtslose Menschen Böller vor den Hof geworfen haben, während in der Halle Reitstunden stattfanden. „Es ist nichts Schlimmes passiert“, sagt er. In diesem Jahr war es aber richtig eng.
Pferd mehrere Minuten unkontrollierbar
„Das waren junge Männer“, schildert er seine Beobachtung und erzählt, wie seine „Jungs“ sich noch auf deren Fersen geheftet haben. Die Böller fielen mitten in einer Reitstunde, Tage vor Silvester. Alle Pferde gerieten in Panik, davon eines so sehr, dass es über mehrere Minuten nicht mehr zu kontrollieren war.
„Die Reiterin ist sehr sattelfest, sonst hätte das böse enden können“, ist sich der Pferdeexperte sicher. Auch Tochter Ann-Kathrin erinnert sich mit Schrecken an die Ereignisse. Albert Schulz ist im Reitsport hoch erfolgreich, bis hin zum Goldenen Reitabzeichen, das nur für besondere Leistungen verliehen wird und kann zahlreiche nationale und internationale Erfolge und Siege vorweisen.
Auch Himmelskerzen über Bergkamen
Dass Pferde, Reiterinnen und Reiter absichtlich während des Trainings in Gefahr gebracht werden, ist ihm sichtlich unerträglich. Aber nicht nur die Böller machen Familie Schulz zu schaffen, die ab Böllerverkauf die Pferde nicht mehr aus den Augen lässt. Auch die Himmelskerzen, die den verheerenden Brand im Krefelder Zoo ausgelöst haben, beobachtete die Familie über Bergkamen mit Schrecken. Albert und Ann-Kathrin Schulz haben kein Verständnis.
„Das ist unverantwortlich. Die landen völlig unkontrolliert und man kann sie nicht auffangen“, schüttelt Albert Schulz fassungslos den Kopf. Heinz-Friedrich Schäfer hat seinen landwirtschaftlichen Betrieb mit Milchvieh und Mast nur weniger Kilometer entfernt. Er bestätigt die Erfahrungen.
Hohes Brandrisiko
„Das waren keine Böller, das waren Kanonenschläge“, erinnert er sich mit Schrecken an die Silvesternacht und auch die von Familie Schulz genannten hochgefährlichen Himmelskerzen konnte er beobachten. „Das Brandrisiko für landwirtschaftliche Betriebe ist hoch“, macht er deutlich. Seine Tiere, die deutlich weiter von den extremen Böllern entfernt waren, konnte er mit zusätzlichen Futtergaben ablenken. Sowohl Familie Schulz, als auch Heinz-Friedrich Schäfer machen deutlich, dass beim Böllerverkauf dringender Handlungsbedarf bestehe.