Ohne Umstieg nach Hamm: Kreis Unna will Schnellbus-Netz verbessern
Bergkamen – Von Bergkamen aus soll man mit dem Bus wieder ohne Umstieg zum Hammer Hauptbahnhof fahren können. Das sehen Pläne des Kreises Unna vor, die bereits Mitte nächsten Jahres Realität werden könnten.
Eine direkte Verbindung hatte es bis 2009 schon einmal gegeben, doch dann wurde sie den Verantwortlichen zu teuer. Die damalige Linie S20 ist zwar heute noch unterwegs, sie verkehrt jedoch nur bis Hamm-Herringen.
Die neu geplante Linie trägt den Arbeitstitel S60, eine Option wäre die direkte Anbindung auch der Stadt Lünen. Sabine Leiße, Leiterin der Stabsstelle „Planung und Mobilität“ im Kreishaus, stellte die Eckpunkte des Angebots jüngst der Politik vor.
Der Kreis Unna hat bei der Nahverkehrsplanung und damit auch beim Schnellbusnetz den Hut auf. Bedient werden die Strecken von der VKU (Verkehrsgesellschaft Kreis Unna mbH), die vor Kurzem auch für die Zeit von 2021 bis 2030 mit dieser Aufgabe betraut wurde.
Finanzmittel vom Land
Laut Leiße hat der Kreis von einem Gutachter ein Rahmenkonzept zu den hiesigen Schnellbus-Verkehren erstellen lassen. Anlass sei die Ankündigung des Landes NRW gewesen, zusätzliche Finanzmittel in diesen Bereich zu stecken. Das Geld werde über die hiesigen Zweckverbände ausgeschüttet. Deren Dachverband NWL (Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe) etwa stünden bis 2032 rund 55 Millionen Euro zur Verfügung, die er teils an die Mitglieder weiterreiche.
An die Förderung seien – je nach Fördergeber – Bedingungen geknüpft, erläutert Leiße. Etwa die, dass ein Schnellbus im Schnitt mindestens 32,5 Kilometer pro Stunde zurücklegen müsse. „Das ist mit Blick auf die Verkehrs- und Haltestellendichte in Bergkamen ein durchaus ambitionierter Wert.“
Vor dem Start einer Direktverbindung müssten laut Leiße in jedem Fall noch Abstimmungsgespräche mit der Stadt Hamm erfolgen – über den Betrieb der Linie, die Übernahme der Mehrkosten sowie die Verteilung der Ticket-Einnahmen.
Die S60 soll zunächst stündlich verkehren. Von einer ausreichenden Nachfrage wird ausgegangen. So gibt es laut Gutachter verkehrsmittelübergreifend mehr als 2 200 Berufspendler zwischen Bergkamen und Hamm.
Wer heute online eine ÖPNV-Verbindung zwischen beiden Stadtkernen heraussucht, wird in der Regel auf den Zug zwischen Kamen und Hamm verwiesen, inklusive Nutzung des Busses bis beziehungsweise ab Kamen.
Im Rahmenkonzept sind für die Direktverbindung Bergkamen-Hamm zwei Varianten entwickelt worden. In der ersten wird die bestehende S20 – bei einem zusätzlichen Umlauf auf Hammer Stadtgebiet – einfach bis zum dortigen Hauptbahnhof verlängert. Die Fahrtdauer von Lünen (ZOB-Hbf) bis Hamm würde den Berechnungen nach insgesamt 73 Minuten betragen. Zum Vergleich: Mit dem Auto bräuchte man für die Strecke 37 Minuten.
In der Variante B ersetzt die S60 die S20 zwischen Bergkamen und Hamm, die S20 Lünen-Bergkamen würde bestehen bleiben. Die Betriebszeiten und die Taktung am Wochenende würden deutlich verbessert. Fahrtdauer: 45 Minuten gegenüber 29 Minuten mit dem Auto.
ÖPNV in der Regel ein Zusatzgeschäft
Der ÖPNV ist in der Regel ein Zuschussgeschäft. Auch bei den beiden Szenarien im Rahmenkonzept ist mit einer Kostenunterdeckung zu rechnen: In Variante A (bestehende Betriebszeiten) liegt diese zwischen 100 000 und 120 000 Euro (bei Einnahmen zwischen 30 000 und 51 000 Euro), in Variante B (Ausweitung Betriebszeiten) zwischen 200 000 und 225 000 Euro (bei Einnahmen zwischen 44 000 und 70 000 Euro). Die Kosten für Neuanschaffung von Fahrzeugen sind jeweils eingerechnet.
Im Zuge des Rahmenkonzepts sollen auch andere Verbindungen optimiert werden, darunter die zwischen Lünen und Kamen. Die Bergkamener könnten davon profitieren, weil sie etwa an der Haltestelle Stormstraße in Kamen-Nord als Umsteiger von und zur D80/S81 (Unna – Kamen – Bergkamen – Werne) wechseln könnten.
„Wir wollen nicht nur das teils grenzüberschreitende Schnellbus-Netz verbessern, sondern – in Verbindung mit der VKU – den gesamten Nahverkehr“, sagt Leiße. Dazu werde das zuletzt 2019 fortgeschriebene Konzept demnächst grundsätzlich überarbeitet. Das Auftaktgespräch mit dem Gutachter habe bereits stattgefunden