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„Erdbeerfeld“: Zügige Erschließung geplant – Bau-Finanzierungen teils geplatzt

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Von: Jürgen Menke

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Unten Jahn-, oben Hermann-Stehr-Straße: Dazwischen sollen knapp 120 Wohneinheiten in unterschiedlichen Haustypen entstehen.
Unten Jahn-, oben Hermann-Stehr-Straße: Dazwischen sollen knapp 120 Wohneinheiten in unterschiedlichen Haustypen entstehen, wie diese Visualisierung zeigt. © Luftbild Kreis Unna, Visualisierung beta Bauland

Nach dem Satzungsbeschluss für die Bebauung des sogenannten Erdbeerfeldes in Bergkamen-Oberaden will der in Rünthe ansässige Projektentwickler „Beta Bauland“ zeitnah mit der Erschließung des Neubaugebiets beginnen. „Nach dem Winter geht’s los“, kündigt Geschäftsführer Uwe Wienke an.

Bergkamen – „Oberaden Zentral“ – so heißt das künftige Wohnquartier bei der Beta-Gruppe. Eingebunden in die Verwirklichung ist auch die „Beta Immobilien“, die sich um die Vermarktung der Grundstücke für frei stehende Einfamilienhäuser kümmert. Die Nachfrage dafür sei groß, heißt es. Sie habe aber mit den zuletzt kontinuierlich steigenden Bauzinsen spürbar abgenommen.

Auf dem rund 50.000 Quadratmeter großen, bis dato landwirtschaftlich genutzten Areal zwischen Jahn- und Hermann-Stehr-Straße sollen knapp 120 Wohneinheiten entstehen, davon

Wienke rechnet damit, dass erste Erwerber Ende 2024, Anfang 2025 ihre eigenen vier Wände beziehen können. Ein Geschosswohnungsbau sei anfangs angedacht, aber wieder verworfen worden. Je nach Haustyp gibt es unterschiedliche Lösungen.

>>> Doppelhäuser:

Sie werden von der Traumhaus AG errichtet. Das Unternehmen mit Sitz in Wiesbaden hatte der „Beta Bauland“ dazu Mitte des Jahres eine Fläche von rund 20.000 Quadratmetern abgekauft – vorbehaltlich der Rechtskraft-Erlangung des Bebauungsplans. „Der Standort hat uns überzeugt. Wir sind sicher, dass es für die geplanten Häuser auch angesichts der Kostenexplosion in den letzten Jahren gute Absatzmöglichkeiten in den umliegenden Kommunen von Großstädten gibt“, ließ Vorstandsvorsitzender Otfried Sinner wissen.

>>> Einfamilienhäuser:

Sie können individuell nach den Vorgaben im B-Plan gestaltet werden. Für die 31 Grundstücke hatte es nach Angaben von Beta-Immobilien-Geschäftsführer Stephan Frommann im Laufe der Zeit etwa 250 lose Vormerkungen gegeben, viele davon aus dem Ortsteil selbst. „Wir haben dann alle angeschrieben und mit gut 80 Interessenten im September konkretere Gespräche geführt.“ Im Januar nun würden die ersten Verträge geschlossen. Für etwa die Hälfte der Grundstücke seien feste Termine zur Vertragsunterzeichnung vereinbart worden.

Die Beta-Gruppe arbeitet seit Ende 2018 am Projekt. Das Areal gehörte zuvor mehreren Eigentümern. Frommann sagt, dass der Traum vom Eigenheim bei einigen Familien auf den letzten Metern geplatzt sei. Der Grund: Ihr Finanzierungsplan ging angesichts rasant steigender Zinsen nicht mehr auf. Konnten sie lange mit einem Zinssatz von etwa einem Prozent rechnen, steht derzeit zumeist eine vier vor dem Komma. „Das kann schnell 1000 Euro Mehrbelastung pro Monat bedeuten.“

Die Pläne für das Baugebiet reichen bis ins Jahr 2018 zurück. Seit Donnerstag gilt Baurecht.
Die Pläne für das Baugebiet reichen bis ins Jahr 2018 zurück. Seit Donnerstag gilt Baurecht. © Jürgen Menke

Die Beta-Gruppe hätte sich eine frühere Entscheidung zum Satzungsbeschluss gewünscht. Tatsächlich wollte die Politik auch schon im Spätsommer abschließend beraten. Der Punkt war damals aber von der Tagesordnung gestrichen worden.

Laut Frommann zahlen die Käufer – je nach Lage und Größe – 295, 310 oder 325 Euro pro Quadratmeter Bauland. Er ist optimistisch, alle Flächen verkaufen zu können. „Die Nachfrage nach freien Grundstücken ist nach wie vor hoch.“ Gebe es mehr als einen Interessenten für ein und diesselbe Fläche, komme der zum Zuge, der sich zuerst gemeldet habe.

>>> Miet-Reihenhäuser:

Noch steht nicht fest, wie viele es genau werden. „Es gibt zwei Flächen ganz im Süden des Baugebiets – einmal 3000 und einmal 1360 Quadratmeter groß“, erläutert Frommann. Ebenfalls stehe noch die Entscheidung aus, ob Beta selbst baue oder die Grundstücke analog zu den Doppelhäusern weiterverkaufe. Tatsache aber sei: Öffentlich geförderte Miet-Reihenhäuser hätten sich dank vergleichsweise niedriger Mieten zum Erfolgsmodell entwickelt – und seien gerade für Familien zwischen zwei und vier Kindern attraktiv, auch wenn sie zumeist auf einen Keller verzichten müssten.

>>> Klimaschutz:

Um den hatte es beim „Erdbeerfeld“ große Diskussionen gegeben – nicht zuletzt, weil es das erste Neubaugebiet war, das von der Stadt auf seine Klimafreundlichkeit hin untersucht wurde. Die Studie hatte zwar keine Verbindlichkeit, zeigte aber unter anderem, dass aus südlicher Richtung ein Kaltluftstrom über das Areal zieht, der auch angrenzende Quartiere mit Frischluft versorgt. Auch deswegen – und wegen der Versiegelung weiterer größerer Flächen – hatten die Grünen gegen das Projekt gestimmt.

Gleichwohl: Der B-Plan macht den Häuslebauern im Quartier Auflagen. Etwa die, Garagen- und Flachdächer extensiv zu begrünen und auf Steingärten zu verzichten. Überdies hat sich „Beta Bauland“ in einem am Dienstag unterschriebenen städtebaulichen Vertrag verpflichtet, auf jedem Grundstück einen zusätzlichen Baum zu pflanzen. „Er soll jeweils im Vorgarten stehen“, sagt Wienke. Insgesamt seien 120 Bäume geplant, die nicht nur das Quartiersbild aufwerteten, sondern darüber hinaus zu „erheblichen klimatischen Verbesserungen“ führten.

Angedacht, aber noch nicht beschlossen, ist laut Wienke ein Anschluss des Baugebiets an das Fernwärme-Netz der GSW. In der Planung seien überdies Aufstellflächen für Ladestationen für E-Autos berücksichtigt, heißt es. Die Umsetzung dieser Maßnahme liege allerdings in den Händen der kommunalen Versorger.

>>> Wohnstraße:

Der Bebauungsplan für das „Erdbeerfeld“ ist mit Veröffentlichung im Amtsblatt seit Donnerstag rechtskräftig. Inmitten des Quartiers soll es einen größeren Spielplatz geben. Die Grundstücksgrößen beginnen bei etwa 300 Quadratmetern. Die innere Erschließung des Quartieres erfolgt durch eine verkehrsberuhigte Wohnstraße zwischen der Jahnstraße und der Hermann-Stehr-Straße.

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