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Neuer Ärger um Amphibienschutz um die L821n: Kammmolche überfahren, weil Zaun plötzlich fehlte

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Von: Bernd Kröger

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Der fragliche Zaun an der Nordseite der K16 vorm Kreisel der L821n. Seit Donnerstag steht er wieder, vier Wochen lang hatte der Amphibienschutz hier eine offene Flanke.
Der fragliche Zaun an der Nordseite der K16 vorm Kreisel der L821n. Seit Donnerstag steht er wieder, vier Wochen lang hatte der Amphibienschutz hier eine offene Flanke. © Kröger

Neuer Ärger um den Kammmolch: Im Behördenhickhack um den Amphibienschutz an der Ollenhauer-Straße/L821n sind erste Tiere unter die Räder gekommen.

Bergkamen/Unna – Weil sich der Kammmolch schneller bewegt als die Behörden, ist die geschützte Art an der Erich-Ollenhauer-Straße (K16) unter die Räder geraten. So fasst die Amphibienschutzgruppe die jüngste Panne im Zusammenhang mit dem Bau der L821n durch Straßen.NRW zusammen. Die Probleme beschäftigten als nächstes die Lokalpolitik.

Ehrenamtlicher haben Alarm geschlagen

Kirsten Reschke hat den Vorfall publik gemacht. Die Bergkamenerin sitzt für die Grünen im Kreistag und kümmert sich als eine der Ehrenamtlichen darum, dass die Amphibien in der aktuellen Wanderung zum Schwanenweiher als Laichgewässer südlich der K16 vom Fangzaun aus heil über die viel befahrene Straße kommen.

Ein toter Kammmolch, unter die Räder gekommen im behördlichen Hin und Her um den Amphibienschutz.
Ein toter Kammmolch, unter die Räder gekommen im behördlichen Hin und Her um den Amphibienschutz. © Amphibienschutzgruppe

Dafür hat die Gruppe kürzlich den von ihr betreuten Zaun gesetzt. Er schließt dort an, wo die Barriere endete, die Straßen.NRW auflagengemäß ab dem L821n-Kreisel bis dorthin errichten und betreuen lassen musste. Nur war dieser Schutz vor etwa vier Wochen plötzlich weg und die Tiere ohne Schutz, wie einige überfahrene Kammmolche belegen.

Wochenlang ist nichts passiert

Reschkes Beschwerde löste bei Straßen.NRW zunächst den gewohnten Reflex aus, auf die Zuständigkeit des Kreises für seine Kreisstraße zu verweisen – als gäbe es die im Zwist mit dessen Unterer Umweltbehörde von der Höheren Behörde bei der Bezirksregierung vermittelte Aufgabe nicht, hier eine Lösung zu schaffen. Bis Donnerstag dieser Woche hat es gedauert, dass Straßen.NRW auf Drängen aus Arnsberg die Lücke schließen ließ, wie es vergangene Woche im Termin der Drei geregelt wurde.

Betreuer des Zauns wird gesucht

„Zeitnah“ will der Landesbetrieb nach eigenen Angaben ein Büro damit beauftragen, die in Eimern abgefangenen Amphibien auf die Südseite zu bringen. Seit 2021 – als plötzlich fast 1000 Kammmolche in Folge der Bauarbeiten als Rückwanderer auffielen – weist die Schutzgruppe darauf hin, dass sie das nicht auch noch leisten könne.

„Ich finde das unglaublich. Straßen.NRW hat die Tiere doch im Herbst auf die Nordseite setzen lassen. Da ist klar, dass die jetzt zurückkommen. Und dann wird der Zaun einfach abgebaut“, empört sich Reschke.

Zeitpunkt das Abbaus nicht geklärt

Straßen.NRW hat entlang des Neubaus den Amphibienschutz für eine Million Euro erweitern müssen. Der Abbau des Zauns als vorübergehende Maßnahme an der Übergangsstelle sei den Behörden bekannt, ein Zeitpunkt dafür nicht festgelegt gewesen, heißt es von dort. Dass er nun erfolgte, liege am Wechsel der Baufirma.

Auf Betreiben der Grünen befasst sich der Kreis-Umweltausschuss am Mittwoch, 15. März, mit der Sache. Seit Arnsberg den Hut auf hat, kann der Kreis nicht agieren wie er möchte.

Grünen sehen Stadt in der Pflicht

Die Grünen-Ratsfraktion will die Stadt in die Pflicht nehmen. Sie soll sich einschalten, und eine Lösung forcieren, so ihr Antrag, und selbst aktiv werden. Dabei weitet Fraktionschef Thomas Grziwotz das Thema auf die gleichfalls bedrohte Kreuzkröte aus. Deren Population an der Wasserstadt war zur Halde an der K16 umgesiedelt worden. Nun soll die Stadt schauen, ob es den Tieren dort gut geht – und tätig werden, falls nicht.

Straße sperren? Bürgermeister sagt „Nein“

Letzter Ausweg für die Grünen ist die zeitweise Sperrung der Ollenhauer-Straße. Zumindest das lehnt Bürgermeister Bernd Schäfer aber ab. Er hat noch den Aufschrei im Ohr, als die Strecke für die Bauarbeiten dicht war, der Schülerverkehr und Radler Umwege nehmen mussten.

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