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Nach Vertreibung durch die L821n nach wie vor kein Lebensraum für geschützten Kammmolch

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Von: Bernd Kröger

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Die Amphibienschutzgruppe mit Sprecher Thorsten Bramey (rechts) setzt an der Erich-Ollenhauer-Straße regelmäßig Schutzzaun und Eimerfallen
Die Amphibienschutzgruppe mit Sprecher Thorsten Bramey (rechts) setzt an der Erich-Ollenhauer-Straße regelmäßig Schutzzaun und Eimerfallen. Hier in einem der Vorjahre. © Liesegang Markus

Neue Wandersaison, altes Problem: Der Amphibienschutz nahe der L821n ist weiter unvollständig.

Bergkamen – „Wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, sollte sich so ein Problem doch lösen lassen.“ Mit Sätzen wie diesem hat der Sprecher der Amphibienschutzgruppe, Thorsten Bramey, noch einmal an die Behörden appelliert: Sie sollen verlässlich dafür sorgen, dass Kröten, Frösche und speziell die geschützten Kammmolche als Symbol des Problems an der Kreisstraße 16/Erich-Ollenhauer-Straße nicht unter die Räder kommen, weil der Bau der L821n den Lebensraum um den Schwanenweiher verändert hat.

Ehrenamtliche vor altem Problem

Doch es sieht nicht so aus, als würde sich bald erfüllen, was die Ehrenamtlichen kürzlich beim Aufbau ihres Schutzzauns vorgetragen haben. Sie plagt ein Déjà-vu: Wieder beginnt eine Wanderungssaison der Amphibien zum Laichgewässer, die für die meisten Tiere den Tod auf der viel befahrenen Straße bedeuten würde, wären nicht die Freiwilligen zur Stelle, um sie in den Eimerfallen am Zaun zu sammeln und über die Straße zu bringen.

Kreis Unna und Straßen.NRW uneins

Zwar hat Straßen.NRW, nachdem der Kammmolch in der Umweltprüfung übersehen worden war, mit dessen massenhaftem Aufkommen bei den Bauarbeiten die L821n hier mit 1,6 Kilometer fester Leitrinne und vier Durchlässen aufrüsten müssen, um einen besseren stetigen Amphibienschutz ab der Anbindung zur Kreisstraße wird aber weiter gerungen.

Kompromisslösung ist gescheitert

Das Kreis-Umweltamt sieht den Landesbetrieb als Verursacher in der Pflicht, für Lösungen wie einen Tunnel in der K 16 aufzukommen. Das Land verweist darauf, dass es für die Kreisstraße nicht zuständig sei. Der Streit ging so weit, dass die Bezirksregierung schlichten musste. Doch der dabei vergangenes Jahr ausgehandelte Kompromiss ist gescheitert, wie Straßen.NRW nun auf Anfrage mitteilte.

Suche nach Alternativen

„Ein im vergangenen Jahr ausgearbeitetes und zwischen den Behörden abgestimmtes Konzept ist leider nicht umsetzbar, weil die notwendigen Flächen nicht zur Verfügung stehen. Ein alternatives Konzept zur Aufwertung des Lebensraums südlich der K 16 wird derzeit erarbeitet“, heißt es dort.

Geschützte Spezies erst übersehen

Als Ersatz für den Lebensraum, aus dem der Kammmolch mit Bau des Kreisverkehres zur Anbindung der künftigen Umgehung vertrieben worden war, sollte südlich des Weihers eine teils bewirtschaftete Fläche so hergerichtet werden, dass dieser Schwanzlurch die Straße gar nicht überqueren müsste. Erst durch die plötzliche hohe Zahl an Rückwanderungen war aufgefallen, dass diese Spezies sich im Saum der Halde auf der Nordseite der Ollenhauer-Straße ihr Winterquartier sucht, seit das alte an der L821n gestört ist.

Beim Kreis Unna scheint das Scheitern noch nicht angekommen zu sein. „Straßen.NRW ist von der Bezirksregierung mit dem Ausgleichshabitat beauftragt und muss liefern“, sagte Sprecher Max Rolke. „Wir warten da auf eine Rückmeldung.“

Kreis prüft Maßnahmen im Vorgriff

Die Kreis-Umweltbehörde „prüft parallel aber auch, wie wir den Krötenschutz an der Kreisstraße verbessern können und versuchen, andere Lösungen zu finden“, so Rolke. Im Zweifel würden die Maßnahmen selbst umgesetzt, um sich im Nachgang mit dem Land über die Kosten auseinanderzusetzen. Schwierig sei die Situation für bauliche Eingriffe aber auch, weil in dem betreffenden Abschnitt Versorgungsleitungen liegen.

„Wir werden ja nicht mal gefragt“

Den Ehrenamtlern bleibt der Konflikt zu entscheiden, wie weit ihr Einsatz geht. Die Begleitung der Krötenwanderung im Frühjahr haben die Helfer stets leisten können. Das Auftauchen des Kammmolches bringt sie aber an die Grenze, weil bis in den Herbst kontrolliert werden muss. „Wir würden mit unserer Erfahrung ja gern beratend tätig sein“, sagte Thorsten Bramey, „aber wir werden ja nicht mal gefragt“.

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