Leihwagen weitervermietet: Haftstrafe trotz vollumfänglichem Geständnis

Mit einer Geschäftsidee machte sich ein Bergkamener in nahezu jeder Hinsicht strafbar. Der 34-Jährige vermietete Leihwagen weiter und saß mit einem gefälschten Führerschein hinter dem Steuer. Vor dem Unnaer Schöffengericht verblüffte er nun mit bemerkenswerter Ehrlichkeit – und kassierte eine weitere Haftstrafe.
Bergkamen/Unna – Das Geschäft mit Mietwagen sollte im vergangenen Jahr seinen Lebensunterhalt und Kokain finanzieren. Dabei war dem Mann mit bewegter Vergangenheit bewusst, dass er die geliehenen Fahrzeuge nicht weiterreichen durfte. Er tat es trotzdem. Drei VW Golf vermietete er unter. Sie landeten irgendwann wieder bei ihrem ursprünglichen Eigentümer.
Anders sah es mit einem Mercedes aus. Der 60.000 Euro teure Wagen ist bis heute verschwunden. Auch besaß der 34-Jährige keine gültige Fahrerlaubnis, war vielmehr mit einer italienischen Fälschung unterwegs. Und trotzdem verdiente er sein Geld auch damit, dass er Wagen überführte, sie also quer durch Deutschland fuhr – stets abhängig davon, wo sein Auftraggeber sie gerade haben wollte. Mit der Überführung eines Autos ließ er sich allerdings zwei Wochen Zeit und fälschte, um nicht aufzufallen, ein Protokoll. Von einem Tankbetrug mit knapp 100 Euro Schaden ganz zu schweigen.
20 Voreintragungen im Strafregister
Der Betrug, Unterschlagung, Urkundenfälschung und Fahren ohne Fahrerlaubnis brachten den Mann, der bereits 20 Voreintragungen im Strafregister mitbrachte und mittlerweile wegen älterer Verurteilungen in Haft sitzt, jetzt in Unna auf die Anklagebank. Und dort beeindruckte er nicht nur mit einem vollumfänglichen Geständnis, sondern auch mit einer bemerkenswerten Einsicht, was seine eigene Situation betraf. Er zeigte sich regelrecht erleichtert darüber, nunmehr wieder im Gefängnis zu sitzen. „Mir tut es gut. Es fällt eine Last von mir ab.“ Die Struktur im Vollzug und die Chance, zu lernen, Prioritäten zu setzen, seien eine echte Hilfe. In Freiheit käme ansonsten wieder „ein Knick“, und er würde wieder etwas machen. „Dann hänge ich da“, erklärte er und sprach von einem Kreislauf. Auch setze er sich in der Haft mit seiner Kokainabhängigkeit auseinander. Ein Problem, das er draußen verdränge. Mit Blick in Richtung Anklageschrift betonte er: „Das habe ich gemacht.“
Schöffenrichter Jörg Hüchtmann zollte ihm Respekt, nannte das Gehörte beeindruckend. Die Antwort des Bergkameners kam prompt und unbarmherzig sich selbst gegenüber: „Gar nichts ist beeindruckend.“ Hüchtmann sah es anders. Das Verfahren endete mit weiteren eineinhalb Jahren Haft ohne Bewährung – eine Strafe, die dem 34-Jährigen eine Therapie ermöglicht.