„Ich finde solche Aktionen gut als Werbung fürs Handwerk, für mehr Frauen im Handwerk und ein klein wenig auch für uns“, sagt Fabian Liesegang, der seine Auszubildende sofort unterstützte. „Wenn ich daran denke, vote ich auch jeden Tag“, erklärt der 39-jährige Zimmerermeister.
Stimmen hat Heuer inzwischen einige gesammelt, liegt aktuell auf Platz sechs der Frauenrangliste. Preisverdächtig: Je sechs Frauen und Männer bekommen einen Tag lang ein professionelles Fotoshooting, dann auch mit Visagistin. Anschließend schmücken sie in einer typischen Alltagsszene ihres Berufs einen Monat den Miss- und Mister-Kalender des Handwerks 2024. Zudem erhalten die Auserwählten eine Mappe mit den geschossenen Fotos. „So wie ich gehört habe, entscheiden aber nicht nur die Stimmen, die Jury guckt bei der Auswahl auch darauf, dass möglichst viele Handwerksberufe vertreten sind, und streut nach Meistern, Gesellen und Azubis“, erfuhr Heuer. Zimmerfrauen sind nur zwei dabei, die andere ist momentan weit abgeschlagen. Gevotet werden kann noch bis zum 16. Juni.
In einem sogenannten Finalvoting stellen sich die zwölf Kandidaten schließlich sich und ihre Motivation per Video vor und haben einen Publikumsauftritt auf der Internationalen Handwerksmesse 2024. Dort wählt das Publikum das Siegerpaar.
Über Instagram habe sie von der Misswahl erfahren, blickt Heuer zurück. „Es hat sich interessant angehört.“ Und ja: Zum Spaß würde sie auch bei „Germany‘s Next Topmodel“ teilnehmen. „Aber auch eher aus Interesse, um etwas Neues kennenzulernen.“ Sie sei nicht extrovertiert, keine Rampensau. „Ich brauche ein wenig Zeit, aber wenn ich mich wohlfühle, haue ich auch Sprüche raus“, beschreibt die junge Frau ihre Mentalität.
Vielfalt ist für Heuer der Antrieb. Die angehende Gesellin machte das Abitur an der Fritz-Winter-Gesamtschule, wollte eigentlich Architektin werden, aber auch erst einmal arbeiten. Naheliegend war da der Beruf der Bauzeichnerin. „Ich habe aber festgestellt, dass ein Bürojob nichts für mich ist“, erzählt Heuer. Durch die mit der ersten Ausbildung verbundenen Praktika in unterschiedlichen Bauberufen entdeckte sie ihre Leidenschaft. „Bei der Zimmerei, wo ich war, durfte ich gleich mitarbeiten. Es hieß: Mach, was du dir zutraust. Bei den anderen Gewerken durfte ich meist nur zugucken.“
Den ersten Lehrbetrieb verließ sie nach einer guten Zwischenprüfung – es passte nicht. Über Beziehungen zum Ahlener Holzlieferanten Seiling bekam die junge Frau Kontakt zu dessen Kunden Liesegang. Ein Treffen im September 2022 reichte. „Wenn du möchtest, bringst du die Ausbildung hier zu Ende“, bot Fabian Liesegang an. Das wird am 19. Juni geschehen, Heuer muss nur anderthalb Jahre lernen.
Die nächste Ausbildung folge nicht im Anschluss. „Es gefällt mir ja. Außerdem bin ich froh, fertig zu sein, ich sitze nicht gern in Prüfungen, bin nervös, weil ich mir vorher zu viele Gedanken mache. Schon im Abi war mir vor den Prüfungen schlecht.“
Den Meister hat sie auch im Lebensplan, zunächst will sie aber als Gesellin arbeiten. „Und erst einmal im Ausland, Spanien vielleicht“, sagt die 23-Jährige. Eine gerade fertig gewordene Zimmerfrau ihrer Berufsschulklasse ist mit dem Erasmus-Programm für ein halbes Jahr nach Frankreich gewechselt, arbeitet in einer Zimmerei, die den Dachstuhl der Pariser Kathedrale Notre-Dame wiederherstellt. Heuer selbst möchte nicht so lange ins Ausland, „vielleicht so ein bis drei Monate“.
Jetzt ist sie erst einmal gespannt, wie das Voting zur Miss Handwerk weiter verläuft. „Alle aus meinem Umfeld fiebern mit und voten – mal gucken, was wird.“
Hier ist der Link zur Stimmabgabe.