Der Vorplatz-Umbau ist das nächste große Teil-Projekt nach Fertigstellung des Anbaus mit neuem Eingangsfoyer und modernem Veranstaltungsraum Ende März 2022. Die Pläne sehen eine Terrasse am Foyer für Café-Besucher vor sowie einen kleinen Spielplatz. Der Bediensteten-Parkplatz vor dem Hauptgebäude verschwindet zugunsten eines größeren Veranstaltungsplatzes, der mit Naturstein eingefasst werden soll. Der öffentliche Parkraum bleibt bestehen und erhält teils vergrößerte Stellflächen für Familienfahrzeuge.
Die Rekonstruktion des Nordtors ist ein lang gehegter Wunsch des Museums und seines engagierten Fördervereins. Sie soll in Abschnitten gebaut werden. „Zunächst schaffen wir die Grundstrukturen“, erläutert Schrader. Mit jeder neuen Geld- oder Materialspende könne das Bauwerk dann ergänzt werden. Zunächst stünden – etwa durch zugesagte Spenden und durch Crowdfunding – rund 150.000 bis 160.000 Euro zur Verfügung.
2019 begrüßte das Stadtmuseum bei einer großen Menge an Ausstellungen und Veranstaltungen rund 14.000 Besucher. „Das war damals unser bestes Jahr“, sagt Schrader. 2022 seien – auch dank der Aktivitäten des „Geschichtskreises Haus Aden – Grimberg 3/4“ auf dem Außengelände (Lehrstollen) – immerhin noch 7000 Gäste gezählt worden. Angesichts des geschlossenen Ausstellungshauses ein guter Wert, meint Schrader.
Etwa drei Jahre waren dereinst für die energetische Sanierung und Erweiterung des Stadtmuseums vorgesehen. Beim Einstieg in das Bauprojekt wurde aber schnell klar, dass es mit „ein wenig Erneuern hier“ und „etwas Ausbessern da“ nicht getan ist. Lieber einmal alles richtig machen, als Kompromisse einzugehen und weiterhin Handlungsbedarf zu haben – das wurde zur Devise.
So war zunächst ein kleinerer Veranstaltungsraum geplant, der dann aber womöglich nicht den Bedürfnissen vor allem der Vereine vor Ort Rechnung getragen hätte, denen Treffpunkte fehlten. Auch beim Brandschutz wird die bestmögliche Lösung angestrebt, was bedeutet, dass Rundgänge anstelle von Sackgassen geplant werden und die Holztreppe im Haupthaus verschwinden muss. Dieses wurde bereits in den 1960er-Jahren als Verwaltungsgebäude für die damalige Gemeinde Oberaden errichtet und in den 90ern erstmals saniert.
Für die Bergkamener bedeutet die umfangreicher gewordene To-do-Liste, dass sie doppelt so lange auf die Neueröffnung der Dauerausstellung warten müssen und damit seltener in Berührung kommen mit dem Mittelalter und der Stadtgeschichte. Auch Schrader, der das Museum seit 2015 leitet, bedauert dies. Ihm selbst fehle der Kontakt zu den Besuchern, betont er. Gleichwohl biete sich mit der Umbauphase die Ruhe und Chance, kreativ zu werden und zudem nachzuholen, was über Jahre und Jahrzehnte liegen geblieben ist.
Zuvorderst nennt Schrader die Inventarisierung und Digitalisierung. „Bis dato gab es nur die klassischen Zettelkataloge“, schildert der 42-Jährige. Letztlich habe man gar nicht genau gewusst, welch’ kulturellen Schatz man hüte. Mit einer Objektdatenbank ließen sich auch wesentlich einfacher Nachfragen von anderen Museen nach bestimmten Exponaten beantworten.
Die „Pause“ nutzt das Museum auch zur Restaurierung von wichtigen Exponaten. Schrader deutet auf eine für den Transport vorbereitete Bergbau-Fahrte. Das stark versinterte Stückchen Leiter von etwa 1890 stammt aus einer der ersten Schachtanlagen in Bergkamen.
Zum Museumsteam zählen neben Schrader drei Mitarbeiter auf zwei Stellen. Sie alle sind in die Bauplanungen eingebunden und derzeit auch damit beschäftigt, das Ausstellungshaus freizuräumen. Die Exponate kommen ins Depot gleich nebenan, im Laufe der Zeit müssen auch die Schreibtische versetzt werden. Zwischendurch werden die Aktionen im Römerpark organisiert, Ausstellungsfilme erstellt, mit denen die Zeit bis 2026 überbrückt werden soll – und auch der neu geschaffene Veranstaltungsraum fordert viel Aufmerksamkeit. „Mit der Auslastung sind wir sehr zufrieden. Wir haben im Schnitt drei bis vier Veranstaltungen pro Woche“, erläutert Schrader. „Da kommen wir schon fast an unsere personellen Grenzen.“
Für den Museumschef ist jetzt auch die Zeit, neue Konzepte zu entwickeln und gute Ideen aus anderen Häusern aufzugreifen. Darüber hinaus geht’s an die Erarbeitung einer Kultur-App für Bergkamen. Zur Präsentation von Geschichte reiche es längst nicht mehr, Historisches auszustellen und mit erläuternden Text-Tafeln zu versehen, verdeutlicht Schrader. „Gerade junge Menschen brauchen Visualisierungen und eigenes Erleben etwa in Escape Rooms.“ Es gelte mehr denn je, auf die Interessen der einzelnen Besuchergruppen einzugehen.
In diesem Jahr sollen die Planleistungen für die Sanierung und Modernisierung des Haupthauses ausgeschrieben werden. Auf Basis des Entwurfs, so hofft Schrader, können die Arbeiten 2024 ausgeschrieben und im Folgejahr umgesetzt werden – bis zur Eröffnung 2026.
„Ja, die Geduld der Bergkamener wird auf eine harte Probe gestellt“, räumt Schrader ein. Die in Angriff genommene Modernisierung verschlinge kaum weniger Zeit als der Neubau eines Museums. Das Ausstellen sei aber auch – neben dem Sammeln, Bewahren, Erforschen, Dokumentieren und Vermitteln – nur eine von mehreren Kernaufgaben eines Museums.