Mit zwölf Millionen Euro Baukosten wird kalkuliert, bei einem Gesamtvolumen für die Wasserstadt von 66 Millionen Euro. Ob’s angesichts der Kostenexplosion im Bausektor reicht, muss sich zeigen. „Einige Materialien wie etwa Stahl haben sich zuletzt verteuert, andere sind günstiger geworden“, verdeutlicht Thiede.
Derzeit würden die Erdarbeiten für die Wasserstadt finalisiert, berichtet die Projektleiterin. Die Modellierung des Geländes werde allerdings durch den feuchten Boden erschwert, weshalb die Baustelle teils ruhe. Erkennbar sind schon zwei Baustraßen, die laut Thiede aber noch nicht den genauen Verlauf der späteren Verbindungsachsen markieren.
Die Stadt Bergkamen beteiligt sich auch 2023 am Tag der Städtebauförderung. Dieser findet am Samstag, 13. Mai, statt. Geplant sind – wie im Vorjahr – Führungen über das Wasserstadt-Areal; auch können die Besucher das IGA-Gelände gegenüber der Jahnstraße in Augenschein nehmen. Laut Projektleiterin Barbara Thiede will das Stadtmarketing zudem wieder Gästeführungen zum Thema „Wasserstadt Aden“ anbieten. Das Interesse an dem Projekt ist generell groß – auch bei potenziellen Häuslebauern. Zuletzt lagen der Stadt fast 2000 Interessensbekundungen für ein Grundstückskauf vor. Die Zahl hat sich laut Thiede aber reduziert. So hatte die Stadt aus Datenschutzgründen eine Abfrage durchgeführt, ob nach wie vor Kaufabsichten bestehen. „Nicht in jedem Fall gab’s eine positive Rückmeldung.“
Die nördliche Baustraße ist geschottert, verläuft entlang des Kanals und kann genutzt werden, bis es zum Durchstoß zwischen Adensee und Wasserstraße kommt. Die südliche Baustraße wurde Ende 2022 in Asphaltbauweise erstellt. Sie dient dem Schwerlastverkehr, der im Zuge des Seebaus sowie der Errichtung des Gebäudes zur Grubenwasserhaltung zu erwarten ist.
Derzeit ist die RAG mit dem Vortrieb für die Leitungen beschäftigt, durch die das aufsteigende Grubenwasser demnächst kontinuierlich in die Lippe geführt soll. Dazu steht derzeit ein sogenannter Portalkran auf dem Areal des einstigen Bergwerks Haus Aden. „Dieser verschwindet wieder“, erläutert Thiede.
Das Gebäude zur Wasserhaltung soll zur Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 in der Metropole Ruhr, zu der die Städte Bergkamen und Lünen einen gemeinsamen „Zukunftsgarten“ beisteuern, fertig sein. „Es muss zu diesem Zeitpunkt sogar fertig sein“, sagt Thiede mit Blick auf die Zweckbindung von Fördermitteln.
Bekanntlich erhält das Gebäude, das 30 Meter hoch werden und die Wasserstadt nicht verunstalten soll, eine besondere Fassade aus Metall. 1,45 Millionen Euro Zuwendung fließen für dieses „Nationale Projekte des Städtebaus“ vom Bund, bei einem Eigenanteil der Stadt von 720.000 Euro. Die RAG selbst ist bei den aktuell geschätzten Gesamtkosten in Höhe von 3,47 Millionen mit 1,3 Millionen Euro dabei.
Angesichts des umfangreichen Leistungsverzeichnisses für den Seebau gewährt die Stadt potenziellen Bietern eine deutlich verlängerte Angebotsfrist von rund zwei Monaten. „Schon im Vorfeld war ein reges Interesse von Firmen an diesem einzigartigen und herausfordernden Projekt festzustellen“, heißt es im Projekt-Newsletter, den die Stadt regelmäßig verschickt. Im Mai 2023 rechnet sie mit den Ausschreibungsergebnissen, sodass mit den Arbeiten am See im Sommer begonnen werden könne.
„Wir rechnen mit einer Bauzeit von 27 Monaten“, sagt Thiede. Der fertige Adensee wäre dann 2025 zu bewundern. Schon im kommenden Jahr soll derweil mit der Erschließung des Wohngebiets begonnen werden. „Die konkreten Planungen dazu sind schon beauftragt worden“, erläutert Thiede.
Auf 54 Hektar Fläche sollen beidseits des Adensees rund 300 Wohneinheiten entstehen. Die Vermarktung der Grundstücke soll Ende 2024 starten. „Wir überlegen, im Rahmen von Bauverpflichtungen Fristen für Fertigstellungen in den Verträgen zu fixieren“, sagt Thiede. Eine Entscheidung darüber stehe aber noch aus.
Bergkamens neuer Technischer Beigeordneter Jens Toschläger ist optimistisch, dass die Gäste der IGA schon einen umfassenden Eindruck von der künftigen Wasserstadt bekommen. „Wir sind auf einem guten Weg“, betont er. Projektleiterin Thiede sagt, dass auch Baustellen einen „gewissen Charme“ versprühen könnten.