Beseitigung von Altlasten
Keine Zuschüsse für Sanierung des Rünther Marktplatzes
Schlechte Nachrichten nicht nur für den Aktionskreis Wohnen und Leben, sondern auch für Anwohner Kanalstraße und andere Nachbarn des brachliegenden alten Marktplatzes in Rünthe: Der nordrhein-westfälische Verband für Flächenrecycling will sich dort nicht finanziell an der Beseitigung Altlasten beteiligen.
Rünthe - Damit sind die Chancen gesunken, dass der Schandfleck Marktplatz in absehbarer Zeit verschwindet. Das wussten die Mitglieder des gemeinnützigen Vereins noch nicht, als sie Anfang Februar eine Umfrage zur zukünftigen Nutzung des Alten Marktplatzes gestartet und dazu direkt vor Ort eine Informationstafel aufgestellt hatten.
„Bürgerzentrum, Parkanlage, oder Wohnbebauung. Was meinen Sie?“ – so fordert der Verein die Bewohner des Ortsteils auf, ihre Wünsche per Mail an den Arbeitskreis zu senden (AK-Zukunft-Bergkamen@web.de). Einen Monat später bekam Vorsitzender Charly Röcher Post von der Stadtverwaltung mit der Aufforderung, die „Werbeanlage“ bis zum 31. März zu entfernen.
Im freundlichen Behörden-Deutsch lässt die Verwaltung den Aktionskreis wissen, dass „die Tafel als bauliche Anlage mit Fremdwerbung als eigenständige Hauptnutzung zu bewerten ist, sich in Bezug auf die Art der baulichen Nutzung allerdings nicht in die Eigenart der näheren Umgebung einpasst, sodass sie in einem Allgemeinen Wohngebiet unzulässig ist“. Das untermauert die Verwaltung mit Hinweisen auf die entsprechenden Paragrafen in der Baunutzungsverordnung und der Bauordnung NRW.
Käufer war über die Situation informiert
Weitaus härter trifft den Aktionskreis und die Teilnehmer an der Umfrage allerdings eine Mitteilung der Stadtverwaltung am Ende der jüngsten Ratssitzung. Zerschlagen hat sich die Hoffnung, dass sich der Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV) finanziell an der Entsorgung der Altlasten einer ehemaligen Müllkippe im Erdreich des alten Marktplatzes beteiligt.
„Ich kann die Begründung des Verbandes für den ablehnenden Bescheid nachvollziehen“, räumte Baudezernent Dr. Hans-Joachim Peters auf Anfrage ein. Der AAV verweise darauf, dass Wohnbau Westfalen (heute Vivawest) beim Kauf der Fläche damals nicht nur über die Altlasten informiert worden sei, sondern deshalb auch einen deutlichen Preisnachlass erhalten habe. „Und zwar in dreistelliger Höhe“, ergänzt der Erste Beigeordnete.
Politik soll neu beraten
„Damals hat jeder gewusst, worauf er sich einlässt“, kann Peters verstehen, dass der Verband nicht Steuergelder einsetzen will, um eine private Wohnungsbaugesellschaft zu unterstützen, die sich verkalkuliert hat. Es habe zwar immer wieder an einer Wohnbebauung interessierte Investoren gegeben, doch sei denen immer die Kosten für den notwendigen und tief greifenden Bodenaushub zu hoch gewesen.
„Das ist jetzt eine neue Gefechtslage“, betont Peters und kündigte Gespräche mit der Vivawest an. Die stellte sich bisher mit Blick auf die Sanierung stur und bot der Stadt die Fläche nur zum Rückkauf an. „Die wollen das aussitzen“, weiß auch Ludwig Holzbeck, der zuständige Dezernent des Kreises Unna. Der habe allerdings keine Möglichkeit, Druck auf die Grundstücks-Eigentümer auszuüben, solange von den Altlasten im Boden keine Gefahr ausgehe, so Holzbeck.
Dr. Peters will das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung setzen, um sich mit den Lokalpolitikern zu beraten. Der tagt turnusgemäß am 29. April wieder.