Auffällig ist derweil, dass die von Kaufland bis dato untervermieten Flächen (für Bäckerei; Schreibwarengeschäft etc.) allesamt freigezogen wurden. Warum den Betreibern gekündigt wurde, teilt Kaufland nicht mit. Nur so viel: „Wir haben mit allen Untermietern gemeinsame Lösungen zur Beendigung der Mietverträge vereinbart.“
Kaufland hatte seinen Mietvertrag erst im vergangenen Jahr um weitere fünf Jahre verlängert. Offenbar ging das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt noch davon aus, dass der Konflikt mit dem Betriebsrat über den Gesundheitsschutz in der Corona-Pandemie gelöst werden kann. Überdies gab es Überlegungen bei Kaufland, sich am Standort zu verkleinern und zusätzliche Anbieter mit ins Boot zu holen.
Kaufland hat das komplette Erdgeschoss des Einkaufszentrums angemietet. Dieses ist mittlerweile ganz aus dem Betrieb genommen worden, Handwerker versetzen die Räume in ihren Ursprungszustand. „In den beiden oberen Etagen gehen die Geschäfte aber ganz normal weiter“, sagt Thorsten Unterfeld, Geschäftsführer des Immobilienbesitzers DTU Beta in Mainz. Das Fehlen des Ankermieters wirke sich gleichwohl negativ auf die Kundenfrequenz aus.
Aus diesem Grund sei auch ihm daran gelegen, dass schnell wieder Leben ins Erdgeschoss einkehrt, verdeutlicht Unterfeld. Ein Weg dorthin sei eine Mietaufhebungsvereinbarung.
Darüber habe er mit Kaufland in einem ersten Treffen auch gesprochen, ohne dass es bereits zu konkreten Vereinbarungen gekommen wäre.
„Wir haben gleichgerichtete Interessen“, sagt Unterfeld. Ob es zu einer Einigung komme, sei am Ende eine Frage des Geldes. Will heißen: Kaufland wird sich aus seinen Verpflichtungen herauskaufen müssen.
Dafür hätte das Unternehmen gute Gründe. So dürften nicht nur die Mietzahlungen bis 2025 in die Zehntausende gehen. Auch die Unterhaltung der leer stehenden Fläche mit Nebenkosten und Ausgaben für Sicherheit schlägt ins Kontor. Dabei war Kaufland zuletzt schon arg gebeutelt.
Aufgrund des Arbeitskonflikts hatte der Lebensmittelhändler seine rund 100 Beschäftigten am Standort im Mai 2020 bei vollen Bezügen freigestellt. Gleichzeitig wurde eine Fremdfirma mit dem Betrieb des Marktes beauftragt. Überdies dürften noch Abfindungen für jene Mitarbeiter fällig werden, die keine Anschlussbeschäftigung in anderen Kaufland-Filialen erhalten.
Die juristischen Auseinandersetzungen zwischen Kaufland und Betriebsrat sind derweil noch immer nicht beendet. Zwar hat die Filiale in Bergkamen-Mitte Ende April „aus wirtschaftlichen Gründen“, wie es hieß, dichtgemacht. Jene Kaufland-GmbH, die sie betrieben hat und noch viele weitere Märkte in Deutschland betreibt, existiert aber weiterhin.
Weil im Erdgeschoss des Rathaus-Centers Handwerker ein- und ausgehen, hat sich in Bergkamen zuletzt das Gerücht verbreitet, Kaufland werde nach ausgestandenem Konflikt mit dem Betriebsrat an gleicher Stelle wiedereröffnen. Dazu heißt es von der Pressestelle des Unternehmens in Neckarsulm: „Bei der Wiedereröffnung der Filiale handelt es sich um ein Gerücht, das jeder Grundlage entbehrt.“ Man bitte darum, das Gerücht nicht weiterzuverbreiten.
Zwei der früheren Kaufland-Untermieter sind in obere Etagen gezogen: ein Fotoatelier und ein Handy-Shop. „Wir möchten den Zustand im Erdgeschoss schnellstmöglich beenden und uns um eine Neuvermietung kümmern“, betont DTU-Geschäftsführer Unterfeld.
Die Menschen in Bergkamen-Mitte dürften sich vor allem über ein neues Lebensmittelangebot freuen, damit sie die Dinge des täglichen Bedarfs nicht mehr von weit her heranschaffen müssen. Bis der geplante Edeka-Markt auf dem nahe gelegenen Ex-Turmarkaden-Gelände fertig ist, dürften noch rund zwei Jahre ins Land gehen.