Gleich bei Ankunft galt es, den Lkw auszuladen und aufzubauen – und einen kleinen Fauxpas zu kaschieren. „Wir hatten ja ein Plakat als Hintergrund. Das war durch einen Fehler in der Druckdatei falsch beschriftet, das Lanuv (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz/Anmerkung der Redaktion) als federführende Organisation für NRW hat Aufkleber mit passendem Text gedruckt, wir haben die geklebt.“
Nach getaner Arbeit ging es am Abend auf den Empfang der NRW-Vertretung. „Da sind dann alle, die was zu sagen haben“, traf Kortenbruck dort unter anderen Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen und ihren Staatssekretär Dr. Martin Berges. „Diese Partys sind gut für die Netzwerkpflege.“ Es sei wichtig, mit den politischen Entscheidungsträgern im Gespräch zu bleiben. Es ist eine Art Lobbyarbeit der kleineren Betriebe.
„Ich will einen neuen Kuhstall bauen für eine bessere Haltungsform“, erklärt der Milchbauer. Die Genehmigung sei weniger das Problem, dafür aber die sich ständig wandelnden Vorschriften. „Da investiere ich Hunderttausende mit Abschreibungsdauer für die nächsten 25, 30 Jahre, um einen höheren Preis bei der Molkerei zu erzielen, was auch nicht sicher ist. Bei Fertigstellung fehlen dann vielleicht fünf Zentimeter an Boxengröße wegen einer neuen Norm. Ich kann die Boxen aber nicht anpassen, weil dort eine Wand ist“, sagt Kortenbruck. Das Geld sei in den sprichwörtlichen Wind geschossen.
Schweinebauern seien schlimmer dran. Die hätten vor wenigen Jahren in neue, artgerechtere Ställe investiert, müssten jetzt neues Spielzeug kaufen, weil das alte für die höhere Klassifizierung nicht mehr reiche. Entsprechende Preise könnten sie aber nicht erzielen. „Ich kenne auch in der Region einige, die ihren Hof aufgegeben haben“, so Kortenbruck .
Diese politischen Diskussionen habe er auch am Stand geführt. Wichtig sei es, aufzuklären. „Die Besucher sind ja durchaus bereit zuzuhören“, beschreibt er den Hauptzweck des Forums Grüne Woche. Natürlich gebe es „Unbelehrbare“, deren Meinung man auch mit Argumenten nicht beikommen könne. „Aber die wenigen gibt es ja überall“, so Kortenbruch. Es sei auch gut angekommen, dass zum dritten Mal Junglandwirte diese Lobbyarbeit in der Bevölkerung übernommen hätten.
Ein Quiz veranstaltete der WLV – mit Fragen für Kinder, zum Beispiel wo die Pommes denn herkommen, aber auch solchen, die auf Diskussionen abzielen wie: Was ist integrierter Pflanzenschutz oder wie oft kontrolliert der Landwirt die Gesundheit seiner Tiere?
Am Stand des WLV gab es einen modernen Boxenstall im Maßstab 1:32. „Kleines Problem: Die Schleichtiere haben einen anderen Maßstab, deswegen wirkten die Boxen zu klein.“ Das war ebenso Anlass zu Diskussionen über die Tierhaltung wie die Info, dass Mutter und Kalb früh getrennt werden. Hintergrund sei die Milch als Wirtschaftsgut. „Es ist aber eher so, dass die Kälber blöken, wenn sie später von ihrer Mutter getrennt werden“, stellte der Bergkamener Milchbauer im eigenen Betrieb fest. Denn dann hätten die beiden inzwischen eine Beziehung aufgebaut.
Drei Tage in Berlin, zwei Schichten von 9 bis 18 Uhr am Stand waren genug für Kortenbruck. „Nach einer Stunde hat man keine Stimme mehr.“ Abends gab es nicht nur den NRW-Empfang zum Auftakt. „Es gibt ja jeden Abend irgendwo Party. Man kommt meist erst um drei Uhr ins Bett, muss aber um sieben wieder aufstehen. Aber dort trifft man jedes Jahr Menschen wieder. Man fühlt sich auf der Grünen Woche wie in einer großen Familie.“ Was er denn außerdem mitnehme von der Messe? „So ein bis zwei Kilo Körpermasse“, schmunzelt der Bergkamener. Er sei aber wieder dabei im kommenden Jahr.
Am Montag stand der Landwirt wieder im Kuhstall auf dem heimischen Hof in Heil. Dort hörten ihm zwar keine Menschen zu, im Blickpunkt stand er trotzdem. Kühe sind neugierig, verfolgten das Telefonat und wunderten sich, „dass ich ins Nichts rede“.