Investorenwechsel für das Berg-Karree ist gescheitert - Muss am Ende die Stadt Bergkamen einsteigen?

Nächster Rückschlag für die Berg-Karree-Pläne: Der Investorenwechsel ist gescheitert, der Grundstücksverkauf wird rückgängig gemacht.
Bergkamen – Die klaffende Wunde im Stadtbild wird Bergkamen noch länger schmerzen. Wie aus der Trümmerwüste der 2019 abgerissenen Turmarkaden Neues entstehen kann, ist einmal mehr mit einem Fragezeichen versehen.
In der Regie der angeschlagenen Harfid-Gruppe mit der Whitefield Investment AG als neuem Mehrheitsgesellschafter wird es wohl nichts mehr mit dem Bau des in seinen Grundzügen schon genehmigten Berg-Karrees. Der Grundstücksverkauf platzt.
Politik Mitte Januar informiert
„Noch sind die Dinge nicht vollzogen. Aber es sieht nach unserer Kenntnis so aus, als befinde sich der Kaufvertrag in der Rückabwicklung“, bestätigte Bürgermeister Bernd Schäfer den neuerlichen Rückschlag bei dem Projekt. Es ist zentraler Baustein bei der beschlossenen Entwicklung der Mitte. „Wir stehen im permanenten Austausch mit den Beteiligten. Mitte Januar habe ich intern die Fraktionsspitzen über diese Entwicklung informiert.“
Alter Projektentwickler wieder am Zug
Als nächstes ist wieder die Interra AG als Entwicklerin der Brache aus dem Eigentum der Hilee B GmbH am Zug. Sie hatten, nach dem Ringen mit der Stadt um die Konzeption, Planung und Akquise für ein nicht mehr ganz so üppiges Einkaufszentrum mit Edeka als Ankermieter und höherem Wohnungsanteil gestartet, einen positiven Bauvorbescheid erhalten, die Umsetzung aber nicht mehr selbst angehen wollen.
Auf Käuferseite ein Insolvenz-Problem
Bei Harfid wähnte die Stadt das Vorhaben in guten Händen. „Nach dem persönlichen Gespräch mit dem Chef Harfid Hadrovic hatte ich den Eindruck, dass er ernsthaft gewillt ist, die Pläne umzusetzen“, sagte Schäfer. Dann geriet dessen Baugesellschaft in Insolvenz, Whitefield stieg ein. Auf die Verfügbarkeit des Grundstücks im Besitz der „Harfid Urban Bergkamen GmbH“ sollte das nach damaliger Auskunft des Unternehmens keinen Einfluss haben.
Geldgeber aufs Neue gesucht
Was die Rückabwicklung ausgelöst habe, wisse die Stadt nicht, so der Bürgermeister. Darüber wolle er nicht spekulieren, sich überhaupt öffentlich in Zurückhaltung üben, um die Suche nach einem neuen Investor nicht zu erschweren. Interra hat schon wissen lassen, dass man einen Käufer suche.
Muss es am Ende die Stadt richten?
Dabei will der Verwaltungschef (und vormalige Banker) Hilfestellung leisten. „Die Frage ist, ob wir nicht ein paar Partner kennen, die wir hier zusammenbringen könnten.“ Und: Schäfer weist auch nicht mehr völlig zurück, dass zur Not die Stadt einspringt, wenn gar nichts mehr geht.
Schwierig: Preise und Zinsen steigen
Mit Steuermillionen retten, was am freien Markt gescheitert ist? Heikel, das ist Bernd Schäfer bewusst. Doch die hohe Teuerungsrate im Bausektor und die Zinssteigerungen verhageln Investoren gerade das Geschäft. „Wir sind ja auch nicht Hamburg, München oder Berlin“, verwies er darauf, dass Bergkamen um Geldgeber buhlen müsse.
„Zustand nicht akzeptabel“
Schäfer sieht die öffentliche Hand schon in der Pflicht: „Wir haben hier einen neuralgischen Punkt, der so nicht akzeptabel ist. Ich weiß, dass viele Bürger damit unzufrieden sind. Auch mir passt als Bürgermeister der Zustand des Geländes nicht. Darüber werden wir mit dem Eigentümer reden.“
„Besorgniserregender Leerstand“
Zudem zeige sich hier „ein besorgniserregender Leerstand“ an einem „wesentlichen Punkt im Stadtbild“, der vernünftig und nachhaltig entwickelt werde müsse. Ob das den finanziellen Einstieg der Stadt rechtfertigt, so Schäfer, „ist auch eine Frage der Rahmenbedingungen und der Vorstellungen des Verkäufers.“