Das Biomassekraftwerk auf dem Gelände der ehemaligen Schachtanlage Monopol ist 2004 ans Netz gegangen, um aus Altholz Energie zu gewinnen. Zunächst wurde ausschließlich Strom produziert, später kam Fernwärme hinzu, die den Gemeinschaftsstadtwerken (GSW) Kamen, Bönen, Bergkamen zur Verfügung gestellt wird.
„Bayer wird unser erster Dampf-Kunde“, erläutert Patrick Schneckenburger, Geschäftsführer der Eon Energy Solutions GmbH. Zwischen sechs und 18 Tonnen Dampf sollen pro Stunde geliefert werden. Dafür fährt das Kraftwerk, das rund 135.000 Tonnen Altholz im Jahr verbrennt, die Stromproduktion von zurzeit rund 140.000 Megawattstunden zurück.
„Wir switchen intern um“, formuliert es Schneckenburger. Die Versorgung des Fernwärmenetzes der GSW sei gleichwohl gesichert – auch über das Jahr 2025 hinaus, wenn der aktuelle Vertrag mit dem kommunalen Energieversorger auslaufe. „Wir verhandeln bereits über eine Verlängerung“, betont der Geschäftsführer.
Bayer-Standortleiter Heinz beschreibt die Dampf-Kooperation als wichtigen Baustein zur Klimaneutralität, die das Unternehmen insgesamt bis 2030 erreichen will. In Bergkamen sei es etwa durch Optimierung von Prozessen und eine Erhöhung der Lösemittel-Recyclingquote gelungen, den Ausstoß an klimaschädlichen Gasen binnen drei Jahren um 19 Prozent zu senken.
Die CO2-neutrale Dampfversorgung trage dazu bei, den ökologischen Fußabdruck weiter zu verringern, sagt Heinz. Die 12.500 Tonnen Kohlendioxid, die absehbar nicht mehr ausgestoßen würden, bedeuteten eine Senkung um 15 Prozent.
Das Eon-Kraftwerk (thermische Leistung: 61,3 Megawatt; elektrische Leistung: 20 Megawatt) müsse zur Dampf-Lieferung zum Teil noch technisch umgerüstet werden, sagt Schneckenburger. Er nimmt schon weitere Projekte mit Bayer ins Visier, etwa die Nutzung der Abwärme aus dem Werk.
Für Bayer in Bergkamen ist die Dampf-Kooperation nicht nur ein großer Schritt zur Dekarbonisierung. Der Standort stärkt auch seine Versorgungssicherheit, indem es bald zwei Quellen zur Lieferung von Prozesswärme gibt. Pro Jahr benötigt Bayer rund 212.000 Tonnen Dampf.
Wie „grün“ diese Energie ist, wenn sie aus Altholz gewonnen wird, darüber gehen die Meinungen auseinander. Kritiker bemängeln, dass bei der Verbrennung immer auch CO2 ausgestoßen wird. Schneckenburger verweist darauf, dass Holz ein nachwachsender Rohstoff ist und Altholz bereits einen Lebenszyklus etwa als Möbelstück oder Spanplatte hinter sich hat. „Bilanziell ist Altholz ein nachhaltiger Rohstoff“, betont Schneckenburger.
Die Dampf-Kooperation zwischen Bayer und Eon läuft den Angaben nach zunächst über zehn Jahre.
Bayer ist mit rund 1800 Mitarbeitern am Standort Bergkamen einer der größten Arbeitgeber in der Region. Das sogenannte „Supply Center Bergkamen“ ist der größte Produktionsstandort von Bayer für pharmazeutische Wirkstoffe. Weltweit bekannt ist er für die Produktion von hormonellen Wirkstoffen für Produkte der Empfängnisverhütung und der Frauengesundheit sowie für die Herstellung von Kontrastmitteln. 2022 wurden in Bergkamen laut Bayer Investitionen in Höhe von mehr als 60 Millionen Euro getätigt.
Eon ist ein internationales privates Energieunternehmen mit Sitz in Essen, das sich auf die Geschäftsfelder Energienetze und Kundenlösungen konzentriert. Zur Gestaltung einer grünen, digitalen und dezentralen Energiewelt entwickeln und verkaufen insgesamt rund 72.000 Mitarbeitende Produkte und Lösungen für Privat-, Gewerbe- und Industriekunden. Mehr als 47 Millionen Kunden beziehen Leistungen von Eon.