Das auserkorene Gelände für die „Surfwrld“ (samt 330 Parkplätzen, Hotel, Wohnmobilstellplatz, Veranstaltungsflächen, Einzelhandel und Gastronomie) liegt nahe dem Stadtteil Rünthe, gleich jenseits der Lippe – und gehört der RAG. Es geht um ein rund 15 Hektar großes Areal auf dem ehemaligen Zechengelände Werne I/II. Auch Geld des Bundes aus dem Kohleausstieg soll fließen.
Bergkamens Bürgermeister neidet dem nördlichen Nachbarn das Projekt nicht. „Ich finde es grundsätzlich gut, und auch unsere Marina könnte davon profitieren“, sagt er. Allerdings müssten die Interessen der Stadt und vor allem der Rünther Bürger auch mit Blick auf den Lärmschutz gewahrt bleiben.
Ein Knackpunkt ist für ihn die ohnehin stark beanspruchte Jockenhöfer-Kreuzung (Werner Straße/Westen- und Ostenhellweg). Nach den jüngsten offiziellen Zahlen aus 2015 verzeichnet der Knotenpunkt 18 900 Fahrzeugbewegungen am Tag.
„Die Kreuzung ist die am stärksten frequentierte im gesamten Stadtgebiet“, sagt Schäfer. Und: Angesichts der veralteten Zahlen zum Verkehrsaufkommen könnten noch sechs Prozent und damit über 1100 Fahrten hinzugerechnet werden. Auch die Gutachter hätten dies getan, die im Auftrag des künftigen Park-Betreibers, der SW GmbH & Co. KG, die Auswirkungen der „Surfwrld“ auf den örtlichen Verkehr untersucht hätten.
Dieses Gutachten wurde jüngst bei einer Bürgerinfoversammlung in Werne vorgestellt. Das Ergebnis: Etwa 85 Prozent des durch die „Surfwrld“ verursachten Verkehrs fließt über Bergkamener Stadtgebiet. Die Hauptlast (70 Prozent) trägt dabei der Ostenhellweg als Zubringer zur A1.
300.000 Besucher im Jahr werden in der „Surfwrld“ erwartet. Sie sorgen laut Gutachten für ein tägliches Verkehrsaufkommen von etwa 820 Kfz (montags bis donnerstags) beziehungsweise 1800 Kfz (freitags bis sonntags). In Spitzenstunden an Wochenenden sei mit 177 zusätzlichen Fahrzeugen zu rechnen. Überdies sorge der Beschäftigten- und Lieferverkehr täglich für weitere knapp 90 Fahrzeuge.
Zahlen, die Schäfer aufhorchen lassen. „Es gibt zwei Fragen für uns“, betont das Stadtoberhaupt. „Kriegt die Kreuzung das hin? Und: Wie lassen sich die zusätzlichen und nicht unerheblichen Verkehre am besten steuern?“ Zur Klärung müssten sich alle Beteiligten frühzeitig an einen Tisch setzen, darunter auch die Landesbehörde Straßen.NRW als Baulastträgerin der betroffenen Bundes- sowie Landesstraßen.
Diesen Vorschlag hat die Stadt Bergkamen vor wenigen Tagen auch schriftlich formuliert. Die Verwaltung war im Rahmen einer frühzeitigen Beteiligung der Träger öffentlicher Belange zu einer Stellungnahme aufgerufen. Zur Realisierung der „Surfwrld“ muss die Stadt Werne den Flächennutzungsplan ändern und einen Bebauungsplan erstellten.
Schäfer berichtet, dass bereits Anwohner des Ostenhellwegs gegenüber der Stadt die Sorge formuliert hätten, durch die „Surfwrld“ zu stark belastet zu werden. Gleichwohl ist er optimistisch, dass Bergkamen bei den Projektverantwortlichen Gehör findet und sich Lösungen erarbeiten ließen. Wie die aussehen könnten, müssten Verkehrsexperten sagen.
Warum es Streit in der Sache geben könnte? Die Aussagen im Gutachten stehen der hiesigen Einschätzung zur Belastungsgrenze der Jockenhöfer-Kreuzung deutlich entgegen. So geht die Untersuchung davon aus, dass „keine weitere maßgebliche Verschlechterung“ des Knotenpunkts durch den Surfpark zu erwarten sei. Gegebenenfalls sei lediglich „eine Optimierung der Ampelschaltung zu prüfen“. Ob das der Stadt und den Anwohnern reicht, bleibt abzuwarten.
Die Jockenhöfer-Kreuzung hatte jüngst im Zuge des Lippebrücken-Neubaus eine verlängerte Linksabbiegerspur in den Ostenhellweg bekommen. Dadurch gibt es auf der Werner Straße (B 233) seltener einen Rückstau.
Die SW GmbH & Co. KG sagt mit Blick auf das Gutachten, dass „das Neuverkehrsaufkommen mit der Umgebung verträglich“ sei. Dieser falle üblicherweise auch nicht mit anderen Stoßzeiten zusammen. „Jeder mittelgroße Supermarkt, auch der Lidl in Rünthe, erzeugt deutlich mehr Verkehr als die Surfwrld“, heißt es wörtlich.
In Sachen Verkehrslärm führt der künftige Betreiber aus, dass im Bereich der Kreuzung „wenige Anwohner“ durch frühere Gewerbeansiedlungen schon im Bereich der Immissionsgrenzwerte liegen würden. Selbst marginale Erhöhungen würden daher „genau betrachtet und berücksichtigt“.
Tatsächlich heißt es im Lärmgutachten zum Projekt, dass mit einer Zunahme der Immission an der Kamener Straße/Werner Straße südlich des Plangebietes sowie auf dem Ostenhellweg zu rechnen sei – um 0,1 bis 0,2 Dezibel. Der kritische Pegel von 70 dB(A) tagsüber, ab dem „ungesunde Wohnverhältnisse nicht mehr ausgeschlossen“ werden könnten, würden durch die Verkehrszunahme an vier Gebäuden am Ostenhellweg sowie an einem Haus an der Werner Straße überschritten. Als mögliche Maßnahme wird „eine Temporeduzierung auf 30 km/h oder die Aufstellung eines Lärmschutzfensterprogramms“ für die betroffenen Gebäude vorgeschlagen.