Die streitbare wie umstrittene Tierschutzorganisation hat mit einer Pressemitteilung auf den Aufruf der Kreisjägerschaft reagiert, die örtlichen Hegeringe mögen möglichst gleichzeitig zur „Fuchswoche“ vom 2. bis 8. Januar den Räuber ins Visier nehmen. Warum das geschieht, haben wir den Vorsitzenden Reinhard Middendorf aus Bergkamen gefragt.
Zunächst zum Vorwurf: Solch eine flächendeckende Jagd auf Füchse ist nach Lesart von PETA nicht durch das Tierschutzgesetz gedeckt. Dieses schreibe vor, dass für das Töten eines Tieres ein „vernünftiger Grund“ vorliegen müsse. Davon könne hier keine Rede sein. Von der Landesregierung fordert PETA deshalb, das NRW-Jagdgesetz um ein Verbot der Fuchsjagd zu ergänzen.
Wildbiologisch gebe es keinen Grund, die Tiere zu töten, auch träfen Gesundheitsaspekte nicht (mehr) zu. Als Überträger der Tollwut scheide der Fuchs aus, da diese tödliche Infektion seit 2008 in Deutschland erfolgreich bekämpft sei – wie Middendorf anfügt, „weil sich die Jäger so engagiert und konsequent an den Impfköder-Aktionen beteiligt haben.“ Die Übertragung des Fuchsbandwurms sei äußert selten.
PETA steht mit der Position nicht allein. Ein Netz von Tierschutzorganisationen macht Front gegen die Jagd und stützt sich dabei auf Studien. Etwa, dass der Verzicht auf die Fuchsjagd in Luxemburg zeige, dass sich die Population selbst reguliere. Aber auch die „Gegenseite“ begründet mit wissenschaftlichen Erhebungen, warum Wildvogelbestände und der Säugernachwuchs in Feld und Flur durch die Jagd vor dem Beutegreifer geschützt werden sollte.
Deshalb verweist Reinhard Middendorf, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, in seiner Argumentation unter anderem auf das „Bremer Modell“. In dem Pilotprojekt haben Forscher, Landwirte und Jäger erhoben, wie sich ein Prädatorenmanagement“ in einem Schutzgebiet für Wiesenvögel auf deren Bestände auswirkt. „Die Population hat um 60 Prozent zugenommen“, sagt der Overberger und sieht bestätigt, dass die Dezimierung des Räubers ihren Sinn und Zweck hat.
Dass der Fuchs kranke oder schwache Tiere frisst, sich als nützlich erweist, weil auch Mäuse in großer Zahl zu seiner Beute zählen, weiß der Jäger wohl. „Das ist ein Grund, warum der Fuchs im Sauer- und Siegerland nicht bejagt wird. Bei uns in den Niederwildrevieren bis ins Münsterland sieht das aber anders aus. Hier gibt es viel, von dem er sich ernähren kann.“ Auch an Hunde- und Katzennäpfen bediene sich der Kulturfolger. So sei der Wildhund als Fressfeind von Jungtieren eine Gefahr für das Gleichgewicht im Lebensraum.
„Wir wollen den Fuchs nicht vernichten“, betont Middendorf, der das Waidwesen als verantwortungsvolles Handwerk versteht, das an den jeweiligen Gegebenheiten im Revier auszurichten ist. Um am Ballungsrand zwischen Siedlungen, viel befahrenen Straßen und intensiver Landwirtschaft einen Wildbestand zu erhalten, müsse halt ein Teil der Prädatoren „abgeschöpft“ werden, um andere Arten zu erhalten.
„Deshalb geht es in der Fuchswoche auch verstärkt um den Waschbären“, verweist der KJS-Vorsitzende auf eine eingewanderte Spezies. Der kletternde Räuber mit enormen Zuwächsen und der Verbreitung von Staupe als Folge gilt anderenorts als Plage. Ein bis zwei Waschbären wies die Jagdstrecke für den Kreis Unna in den Jahren 2008/09 aus. Zuletzt schossen die Jäger mehr als 450 Tiere. Nicht aus Lust und Laune, wie Middendorf betont: „Die EU hat die Bundesrepublik verpflichtet, die Waschbär-Bestände zu dezimieren.“
Von den Füchsen im Kreis Unna werden jährlich um 1200 Tiere bei der Jagd zur Strecke gebracht. Middendorf schätzt, dass dies etwa ein Drittel des Bestandes ist. Rüde und Fähe, wie der Waidmann das Weibchen nennt, befinden sich von Dezember bis Februar in der „Ranzzeit“, wie der Jäger sagt.
Um Paarung und Vermehrung zu reduzieren, wird jetzt gezielt bejagt. Und zwar in der Nacht, wenn die Tiere besonders aktiv sind. „Dafür brauchen wir etwas Licht, deshalb fällt die Fuchswoche in die ersten Januartage, denn da ist Vollmond.“
Um die 100 Füchse verenden jährlich im Kreis, etwa die Hälfte auf der Straße. Fundkadaver, nicht nur beim Fuchs, schicken die Jäger immer wieder über das Kreisveterinäramt zur Untersuchung ein. Das soll rechtzeitig darüber Aufschluss geben, ob nicht doch Seuchen eingetragen werden.