Hoffen auf Bestellungen zu Ostern
Frust in der Küche: Gastronomen in Bergkamen sind resigniert
Resignation, große Verärgerung und ein fast schon irrationaler Optimismus – es sind nur einige Beispiele, die beschreiben, in welcher Gemütsverfassung sich die Bergkamener Gastronomen schon seit vielen Monaten befinden.
Bergkamen - Seit mehr als einem Jahr sind die Gaststättenbetreiber allen Vorgaben von Bund und Land treu gefolgt. Doch immer wieder wurden sie ausgebremst und mussten feststellen, es hat schon wieder nichts genützt. Der Westfälische Anzeiger hat sich bei einigen Gastronomen umgehört.
Schützenheide
„Inzwischen sind wir regelrecht planlos“, meint Sascha Djuric von der Schützenheide Bergkamen. Trotz des neu eingerichteten Testzentrums im großen Saal musste er geplante Reservierungen wieder absagen, ganz zu schweigen von den privaten Events, die normalerweise in den Sommermonaten anstehen. „Die Leute haben einfach Angst, ohne Impfung irgendetwas zu unternehmen. Es ist einfach nur traurig. Das Land muss dringend in die Pötte kommen!“
Haus Masuren
Weniger dramatisch sehen es hingegen die Betreiber vom Haus Masuren, wo die Küche momentan die ganze Woche über kalt bleibt. Coronabedingt gibt es hier zur Zeit nur noch am Sonntag das beliebte polnische Mittagsmenü mit Suppen, diversen Fleischsorten, Klößen und Salaten nebst Nachtisch zur Selbstabholung. Gerade für Ostersonntag und Ostermontag bittet die Küche um rechtzeitige Bestellung. Unter www.wirtshausmasuren.de gibt es im Internet einen visuellen Vorgeschmack auf das Menü.
Forellenhof
Große Resignation herrscht hingegen bei Amir Bairic vom Forellenhof. Er fühlt sich von Bund und Land ziemlich alleingelassen. „Ich weiß gar nicht, was ich alles noch renovieren soll, uns fällt die Decke längst auf den Kopf“, meint dieser ziemlich frustriert. „Wir wollen doch endlich wieder unsere Gäste bewirten, wenigstens hier auf der Terrasse.“
Doch andererseits ist er auch sicher, dass sich nur die wenigsten Gäste ohne Corona-Impfung auf die Terrasse oder gar ins Lokal setzen würden. So bleibt ihm und seinen Mitarbeitern nur, solange wie möglich mit dem Abholservice durchzuhalten.
Angelparadies
Richtig sauer ist hingegen Norbert Tischler, der Betreiber des benachbarten Angelparadieses, wo man seinen Fisch direkt selber angeln kann. Vor allem die zunächst angekündigte Osterruhe regt ihn auf. „Ich bin diesen Heckmeck sowas von leid! Auf. Zu. Auf. Zu. Wie sollen wir da unser Geschäft organisieren?“ Schließlich handele es sich bei den Fischen um lebende Tiere, die man nicht mal eben wieder nach Hause schicken kann, weil gerade ein neuer Lockdown ist. „Nicht zuletzt müssen wir unsere vielen Stammkunden mit Fisch versorgen, mit frischem, wie auch mit geräuchertem Fisch.“
Das brauche alles seine Zeit und lasse sich nicht mal so ohne Weiteres verschieben. „Zum Glück haben wir über Ostern dann doch nicht den kompletten Lockdown, wie erst von der Bundesregierung ziemlich spontan angekündigt wurde“, meint denn auch Ehefrau Sabine Splittgerber, die in dem kleinen Fischerhäuschen „Bienes Angelparadies und Fischhandel“ betreibt. „Denn das wäre für uns die absolute Katastrophe“, kommentiert sie die gestrichene Osterruhe. In ihrer Verkaufstheke liegen nämlich schon die allerfeinsten geräucherten Fischspezialitäten. „Besonders im Hinblick auf Gründonnerstag und Karfreitag haben wir bereits wieder richtig Hochbetrieb.“
Tinas Postcafé
Coronabedingt mit „halber Kraft“ voraus läuft es dagegen in Tina’s Postcafé an der Rünther Straße, wo Delshad und Ehefrau Nesrin Pfaffenroth am 1. Februar von Martina Post das Postcafé übernommen haben. Der Sitzbereich im Ladenlokal ist noch bis auf Weiteres wegen Corona gesperrt, während aber in der kleinen Bäckerei bereits um 4.30 Uhr die Lichter angehen. Denn dann stellt sich Nesrin Pfaffenroth Zucker, Mehl und Schokoguss bereit, um in den nächsten Stunden leckere Kuchen zu backen, die man später an der Ladentheke direkt mit nach Hause nehmen kann.
Delshad Pfaffenroth denkt dabei schon an die Zeit nach Corona. Sein Wunsch wäre es, auch einen Teil der Wiese vor dem Eingang für die Außengastronomie zu nutzen. Denn seine Frau Nesrin könne nicht nur gut backen, sondern auch leckeres Eis herstellen. „Und so etwas kann man doch nur gemütlich im Sitzen in der Sonne genießen.“ Die Verschönerung der bisher eher schmucklosen Wiese vor der Filiale würde Pfaffenroth sogar auf eigene Kosten bewerkstelligen. Doch leider sei die Stadt hierbei noch ziemlich zögerlich.
Restaurant Plaka
„Wir sind noch da“, meldet sich Nikolaus Christoforidis vom Restaurant Plaka, der ehemaligen Waldschänke in Overberge, gut gelaunt am Telefon. Zusammen mit seiner Familie bereitet Christoforidis hier täglich ein reichhaltiges Repertoire an griechischen Spezialitäten zu. Auf Corona sei er natürlich gar nicht gut zu sprechen. „Aber was will man machen? Wir machen das Beste daraus.“ Wer also Appetit auf original Griechische Küche hat, kann beim Spezialitäten-Restaurant telefonisch Bestellungen aufgeben.
Imbiss Knolle
Nicht die gute Laune verderben lässt sich auch Sabine Kattner, die auf dem Platz der Partnerstädte vor dem Rathaus von Montag bis Freitag zusammen mit Ehemann André in ihrem urigen kleinen Imbisswagen Knolle 82 auf hungrige Laufkundschaft wartet. „Wir machen durch bis zum bitteren Ende“, ist ihre etwas makabre Devise. „Denn wenn jetzt Kaufland zumacht, dürfte uns so einiges an Laufkundschaft fehlen.“ Neben Curry-Wurst mit knusprigen Pommes gibt es bei Sabine Kattner auch die deftige Metzger-Frikadelle, montags den Linseneintopf und mittwochs den Erbseneintopf, immer frisch zubereitet von Schwiegermutter Inge Kattner.