Sie findet es fatal, dass immer gesagt wird, das sei eine Altersgruppe, bei der der Krankheitsverlauf grundsätzlich milde ist. „Gerade Kindergartenkinder sind so eine Gruppe, wo nicht genau hingeschaut wird, nach dem Motto ,Augen zu und durch’.“ Wenn nicht so viel getestet werde, dann gebe es auch tausende Infektionen weniger.
„Wir haben hier bisher zwei bestätigte positive Fälle, wir möchten aber gar nicht wissen, wie hoch die Dunkelziffer ist. Wir haben im Herbst und Winter so viele kranke Kinder gehabt, da ist nicht immer klar, ob es sich um eine Erkältung oder Corona handelt. Es wäre allen geholfen, ein Stück Sicherheit zu bekommen, wenn man einen verbindlichen Test wie in der Schule hätte“, ist Bartosch überzeugt. Denn auch die Eltern stünden massiv unter Druck und hoffen, dass der Schnupfen nicht Omikron ist, weil sie im Job nicht schon wieder fehlen können.
Seit dieser Woche hat der Träger der Kita Arche Noah, der Evangelische Kirchenkreis Unna, angeordnet, dass die Kinder in seinen Kindertageseinrichtungen dreimal in der Woche getestet sein müssen, um Zutritt zur Kita zu erhalten. Die Eltern müssen mit ihrer Unterschrift bestätigen, dass sie getestet haben und der Test negativ war.
Kitas sind systemrelevant und müssen sehen, wie sie den Betrieb aufrecht erhalten. Aber: „Über Kita redet niemand – im Gegensatz zu den Schulen – da wird einfach erwartet, dass wir die Türen aufmachen. Man geht davon aus, dass alle Kitamitarbeiter geimpft sind, und das als Schutz schon ausreichen wird“, sagt Alexandra Bartosch. Demgegenüber stehen aber die vielen Impfdurchbrüche. „Wir haben in vielen Kitas inzwischen einen hohen Krankenstand beim Personal, können aber auch nicht mit zwei Erzieherinnen 60 Kinder betreuen. Irgendwann müssen wir dann doch schließen, auch wenn das nicht gewünscht ist.“
Auch ihre Kollegin Katrin Bode, stellvertretende Leiterin des katholischen Familienzentrums Montessori in Rünthe, wünscht sich dringend zumindest eine Testpflicht für die Kitas wie sie auch für Schulen gilt. „Das wäre schon hilfreich“, sagt sie. „Denn bis jetzt sind die Eltern nicht verpflichtet, ihre Kinder zu testen. Wir geben denen, die testen wollen, Lolli-Selbsttests für zu Hause mit. Ob und wie oft tatsächlich getestet wird, wissen wir aber nicht.“ Eine Kontrollmöglichkeit wäre für Bode, wenn die Kinder die Teststäbchen mitbringen als Nachweis, dass getestet wurde.
Bisher seien keine Infektionen in der Montessori-Kita bekannt geworden. „Wenn im Test zwei Balken für ein positives Ergebnis erscheinen, dann vertraue ich den Eltern schon, dass sie das auch melden“, so Bode. Allerdings bleibt die Frage, wie sensibel sind die Lolli-Selbsttests? Wie zuverlässig zeigen sie eine Infektion mit der hoch ansteckenden Omikron-Variante an?