Der Verein blickt auf 22 Jahre humanitäre Arbeit zurück und hat bereits knapp 60 Hilfstransporte in die Ukraine organisiert. Auf seiner Homepage berichtet er, von den Gouverneuren aus Lwiw (ehemals Lemberg) und aus dem Volyniengebiet habe man erfahren, dass in den beiden Regionen neben Liegen, Matratzen, Zelten, warmer Kleidung und Medikamenten eben auch haltbare Lebensmittel und Hygieneartikel fehlten. Am Samstag soll sich der nächste Hilfstransport gen Osten in Bewegung setzen – dann auch mit den Waren von hier.
Die Aktion an der Rünther Schule war eine spontane. „Die Idee kam von Frau Siegmund. Wir haben dann die Schulleiterin an ihrem freien Tag angerufen – sie fand sie gut und hat uns das Okay gegeben“, schildert Caroline Wiegand, die stellvertretende Vorsitzende der Schulpflegschaft. Per WhatsApp wurden die Klassenpflegschaften informiert, die gaben die Infos an alle Eltern weiter.
„Ich finde derlei Solidarität in Krisensituationen sehr wohltuend“, sagt Schulleiterin Prochnow, wenngleich sie es natürlich lieber gehabt hätte, wenn nach Corona nicht gleich der nächste Notstand über die Menschen hereingebrochen wäre. Mit diesem allerdings müsse nun umgegangen werden – auch und vor allem im Interesse der Grundschüler.
Die nämlich machten sich wegen des Krieges große Sorgen. „Ihr Redebedarf ist extrem groß“, berichtet Prochnow. Im Unterricht am Dienstagmorgen seien die Lehrkräfte intensiv darauf eingegangen. Im Kollegium wolle man noch Ideen sammeln, wie man das Thema kindgerecht in den verschiedenen Jahrgängen aufgreifen könne. Ängste müssten formuliert werden, damit sie sich nicht verfestigten, erläutert Prochnow.
„Wir waren fest überzeugt, dass wir in einer sicheren Welt leben“, sagt Caroline Wiegand. Das habe sich mit dem Angriff auf die Ukraine als Trugschluss erwiesen. Dass Kinder Ängste entwickelten, sei nicht verwunderlich. „Ich selber habe ja auch Angst, weil die Situation unberechenbar ist.“ Sie sei froh, sagt Wiegand, dass auch die Schule das Thema aufgreife.
Unterdessen sind in der Erstaufnahmeeinrichtung in Unna-Massen erste Geflüchtete aus der Ukraine angekommen. „Die Zahl ist aber noch überschaubar und liegt bei etwa 20“, berichtet Christoph Söbbeler am Dienstagmittag. Laut dem Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg sind diese und die anderen Landeseinrichtungen (etwa in Dortmund, Bielefeld und Münster) aktuell etwa zur Hälfte belegt. Es gebe also noch ausreichend Plätze für diejenigen, die keine Herberge bei Verwandten, Freunden oder Bekannten in Deutschland bekommen könnten.
Söbbeler betont, dass die Geflüchteten aus der Ukraine keinen Asylantrag stellen müssten, sondern sich zunächst frei bewegen könnten. Möglicherweise aktiviere die EU noch in dieser Woche die sogenannte Massenzustrom-Richtlinie, um ihnen längerfristigen Schutz zu gewähren. Damit einher gingen womöglich Regelungen, wie die Menschen auf die EU-Länder verteilt würden. „Das würde für alle eine große Erleichterung bedeuten.“
Zum jetzigen Zeitpunkt sei es schwer einzuschätzen, wie sich der Zustrom und die politischen Rahmenbedingungen entwickelten, meint Söbbeler. Möglicherweise wollten und könnten die Menschen schnell wieder in ihre Heimat zurück, möglicherweise bleiben viele länger. Für die Überlegungen der Bezirksregierung spielten beide Szenarien eine Rolle.
Im Zuge der großen Fluchtbewegung nach Europa in den Jahren 2014 bis 2016 hatte die Bezirksregierung Arnsberg die Kreise und kreisfreien Städte um Hilfe gebeten beim Aufbau von Platzkapazitäten. „Vielleicht müssen wir das absehbar wieder tun“, sagt Söbbeler, zumal der übliche Flüchtlingszustrom ja nicht einfach abreiße. „In Syrien etwa ist das Elend nicht vorbei.“