Seit 2001 gibt es die Erzeugergenossenschaft, die inzwischen mit einem eigenen Zerlegebetrieb an der Ökologiestation in Bergkamen ansässig ist. Über 110 bäuerliche Betriebe aus dem Münster-, Rhein- und Sauerland haben sich mit der Zeit zusammengeschlossen. Produkte aus den Genossenschaftsbetrieben werden sowohl an Partner vertrieben als auch in den Hofläden der Mitglieder angeboten. Im näheren Umkreis können im Hofladen Ostendorff (Bergkamen), auf dem Bio-Landhof Damberg (Hamm) und auf dem Stockumer Hofmarkt (Unna) Erzeugnisse der Genossenschaft erworben werden.
Damit sich Produkte „Bio“ nennen dürfen, muss die gesamte Erzeugerkette besondere Standards erfüllen. Das beginnt schon bei der Zucht: „Die Sauen müssen unter bestimmen Bedingungen leben. Auch für den Transport und die Weiterverarbeitung des Fleisches gibt es Richtlinien“, so Sperber. Außerdem werden bei der konventionellen Haltung vermehrt die Ringelschwänze bei Ferkeln abgeschnitten, damit sich die Tiere auf engem Raum nicht gegenseitig verletzen. Bei Bio-Schweinen werden die Schwänze hingegen nicht kupiert. Im Allgemeinen findet Sperber, dass im Vergleich zu konventionellen Betrieben, wo das Schwein nur ein Produkt sei, es bei Bio-Bauern das vermeintlich glücklichere Leben habe.
Doch in Krisenzeiten tun sich die Bio-Bauern und die Vertriebspartner schwer: Denn viele Verbraucher würden bei Essenseinkauf sparen, wenn das Geld knapp ist. Sperber: „Das zerschlägt Bio-Strukturen in den kleinen Gefilden. Im zweiten und im dritten Quartal haben viele richtig Federn gelassen.“
Besonders kleinere Betriebe hätten große Probleme, die gestiegenen Energiekosten abzufangen. „Edeka sitzt so was aus. Wenn keine Hilfe kommt, um die Kilowattstunden zu bezahlen, wird es die Kleinen nicht mehr geben. Das wäre eine Katastrophe“, erklärt Sperber. Doch inzwischen gehe es etwas bergauf: „Die letzten drei Wochen sind die Umsätze wieder gestiegen.“ Supermarktketten können ihren Umsatz mit anderen Produkten generieren. Kleinere Betriebe, wie zum Beispiel Bio-Bauern, seien auf die Gewinne aus dem Verkauf der Hoferzeugnisse angewiesen.
Des Weiteren prognostiziert der Fleischermeister, dass sich der Bio-Fleisch-Markt in der Zukunft weiter auf einzelne, große Unternehmen konzentrieren werde. „Der größte Bio-Schlachter ist Tönnies mit 900 Schweinen pro Woche.“ Der größte Erzeuger der Genossenschaft liefert hingegen 800 Schweine pro Jahr.
Aber schmeckt man bei dem höheren Preis auch den Unterschied? Zumindest fällt bei der Zubereitung etwas auf, wie Sperber behauptet: „Probieren Sie es selbst aus: Kaufen Sie ein Kilogramm Hühnerbrust beim Discounter und ein Kilogramm Bio-Huhn. Wenn man das Fleisch in der Pfanne brät, hat man beim Bio-Fleisch weniger Bratverlust.“
Das liege auch an der Lebenserwartung der Tiere. Weil Bio-Hühner rund 60 Tage lang leben, also rund doppelt so lange wie Tiere aus der konventionellen Kurzmast, setze sich weniger Wasser im Fleisch fest. Ein ähnlicher Effekt trete bei Tieren auf, die sich frei bewegen können: „Die Struktur im Fleisch ist anders.“ Wer also beim Kauf tiefer in die Tasche greift, hat im Zweifelsfall am Ende mehr auf dem Teller.