Das Gros der Tempo-Überschreitungen bewegt sich gleichwohl im unteren Bereich der Skala: Bei 65,1 Prozent der Geblitzten registrierte das Gerät bis zu 10 km/h zu viel auf dem Tacho. Das sind 7149 der besagten 10.981 Verkehrsteilnehmer. 23,7 Prozent (absolut: 2603) waren zwischen 11 und 15 km/h zu schnell, 7,36 Prozent (808) zwischen 16 und 20 km/h.
Bei Fahrzeugführern, die diese Werte noch reißen, lässt sich wohl von Rasern sprechen. Davon registrierte der Kreis insgesamt 421, sofern jeder nur ein Mal ertappt wurde. 267 Vehikel überschritten die Höchstgeschwindigkeit um 21 bis 25 km/h, 89 um 26 bis 30 km/h, 41 um 31 bis 40, 16 um 41 bis 50, fünf um 51 bis 60 km/h.
Drei Mal wurde das Tempolimit sogar um 61 bis 70 km/h überschritten. Auf diese drei „Spitzenreiter“ kamen (oder kommen noch) 600 Euro Bußgeld zu, zwei Punkte in der Verkehrssünderkartei in Flensburg sowie zwei Monate Fahrverbot. Das gilt aber nur, wenn sie einen normalen Pkw bis zu 3,5 Tonnen Gewicht lenkten, keinen Anhänger angebracht hatten und außerorts unterwegs waren. Bei innerörtlichen „Fahrfehlern“ wären die gesetzlich vorgesehenen Konsequenzen noch einmal drastischer.
Der futuristisch anmutende Super-Blitzer hat den Vorteil, dass er ohne Personaleinsatz rund um die Uhr arbeitet und dabei flexibel einsetzbar ist. Die wöchentlich wechselnden Standorte würden ausschließlich auf Beschluss der Unfallkommission festgelegt, heißt es beim Kreis.
Im besagten dreiviertel Jahr wurde der Blitzer-Anhänger an 38 Stellen aufgestellt, am häufigsten in Unna, wo er gleich siebenmal auftauchte. Schwerte und Holzwickede wurden fünfmal vom Kreis bedacht, Kamen, Fröndenberg und Selm kamen auf vier Einsätze.
Jeweils dreimal machten die Autofahrer in Bergkamen, Bönen und Werne Bekanntschaft mit dem Gerät. Lünen bleibt außen vor; für die Verkehrssicherheit in dieser Stadt ist unter anderem die Dortmunder Polizei zuständig, die über eigene derartige Messsysteme verfügt.
100.000 Euro – so viel gibt der Kreis für den einjährigen Probebetrieb aus. Eine „Gegenrechnung“ legt die Behörde auf Anfrage nicht vor. Nur so viel: Ja, die Kosten des Trailers würden durch die verhängten Bußgelder getragen.
Die Zurückhaltung hat ihren Grund. Schon im Zuge der Entscheidung für den Trailer hatte die Verwaltung betont, die Maßnahme ziele alleine auf die Verkehrssicherheit, und den oft zu hörenden Vorwurf des „Abkassierens“ zurückgewiesen. Das Kalkül: Das erhöhte Risiko, beim Rasen erwischt zu werden, führt dazu, dass sich die Autofahrer an die geltenden Regeln halten.
Abseits der Frage, ob die praktizierte Verkehrsüberwachung angemessen oder überzogen ist, dürfte klar sein: Finanziell ist der Trailer-Einsatz für den Kreis Unna nicht etwa nur ein Nullsummenspiel, vielmehr profitiert er davon, und das wohl in hohem Maße.
Auf 20 Euro bemisst sich laut Bußgeldkatalog das „Knöllchen“ bei einer Tempoüberschreitung von bis zu 10 km/h außerorts (Pkw ohne Anhänger). Multipliziert mit den 7149 gemessenen Fällen kommt man bereits auf knapp 143.000 Euro Einnahmen. Wenn sich nur die Hälfte dieser Verstöße innerorts ereignet hätte (Strafe: 30 Euro), läge die Summe schon bei knapp 179.000 Euro.
Noch nicht berücksichtigt in dieser Rechnung sind die mehr als 3800 Tempo-Überschreitungen um mindestens 11 km/h. Und: Das Jahr ist noch nicht einmal um. Die Einnahme-Ausfälle durch erfolgreiche Widersprüche hingegen müssten abgezogen werden. Diese dürften sich allerdings in Grenzen halten. Geht man von einem Durchschnittsbußgeld von 50 Euro aus, flossen bis dato bereits mehr als eine halbe Million Euro in die Kreiskasse.
Der Trailer war zwischenzeitlich nicht im Einsatz. Am 27. März wurde er von Unbekannten in Schwerte in Brand gesetzt. Die zuvor aufgenommen Bilder konnten gesichert werden. Geld für die Reparatur musste der Kreis nicht in die Hand nehmen. Der Mietvertrag sieht bei Ausfall der Technik ein kostenloses Ersatzgerät vor. Dies stand bereits nach wenigen Tagen zur Verfügung.
Im Tagesablauf am häufigsten geblitzt hat es übrigens an den Nachmittagen zwischen 14 und 15 Uhr: gleich 816 Mal. Dann gehen die Werte in der Statistik stündlich zurück, bis zwischen 2 und 3 Uhr in der Nacht der Tiefpunkt erreicht ist. Da löste das Gerät noch 79 Mal aus.