Evangelische Kirchengemeinde wollen Gemeinschaft fördern
Gottesdienste im eigenen Wohnzimmer
Bergkamen – Die Kirche kommt ins Wohnzimmer: Die Evangelischen Kirchengemeinden in Bergkamen bieten für ihre Gläubigen in Zeiten des Corona-Lockdowns eine Alternative an, bei der diese sich zu den Gottesdiensten von ihrem heimischen Tablet oder PC aus dazuschalten können. „So können die Menschen dabei sein“, hebt Sophie Ihne, die Pfarrerin der Martin-Luther-Gemeinde, den gemeinschaftlichen Gedanken hervor.
Bergkamen – „Das ist ein bisschen interaktiver“, ergänzt Ihnes Kollege Frank Hielscher von der Friedenskirchen-Gemeinde. Mit seinen Kollegen hatte er bereits seit dem zweiten Advent bis Neujahr Video-Gottesdienste vorproduziert, im Anschluss sei aus dem Presbyterium allerdings der Wunsch gekommen, näher zu den Menschen zu kommen. Auch in der Martin-Luther-Gemeinde wurden in der Messe an Heiligabend schon erste Erfahrungen gesammelt.
Die Idee hinter der neuen Art der Gottesdienste ist die Gleiche wie bei der Friedenskirche. Es geht um Gemeinschaft und Teilhabe. Deshalb wird, anders als noch bei den Video-Übertragungen im ersten Lockdown im Frühjahr, nun gemeinsam mit den Gläubigen gefeiert, obwohl diese nicht in die Kirche kommen können. Hintergrund der Entscheidungen, die rechtlich weiterhin erlaubten Präsenz-Gottesdienste vorerst bis Ende Januar auszusetzen, ist die angespannte Pandemie-Lage mit den vielen Neuinfektionen.
Resonanz ist gut - und die Reichweite deutlich höher
Ihne wird aus ihrem eigenen Wohnzimmer zu den Menschen sprechen. „Den Kollegen ist es aber freigestellt, wie sie es machen“, sagt die Pfarrerin. So könne auch aus der Kirche übertragen werden. Das sei für die Teilnehmer dann ein „Überraschungseffekt“. Für Abendsmahlgottesdienste biete sich die Kirche letztlich aber eher an. „Da gehört ein gewisser Rahmen dazu“, findet Ihne. Hielscher wird sich ebenfalls von zuhause melden. Beide Gemeinden haben schon am vergangenen Sonntag ihre Wohnzimmer-Gottesdienste durchgeführt. „Die Resonanz war viel besser, als ich gedacht habe“, so Hielscher. Fast 50 Anmeldungen hätte es gegeben, und es haben sich auch Nicht-Bergkamener zugeschaltet.
Die Erfahrungen waren gut, kleinere Kinderkrankheiten einmal außen vorgelassen. Gemeinsame Musik per Videokonferenz erwies sich dabei jedoch als schwierig. „Die technischen Probleme sind nicht so schnell zu lösen“, heißt es auf der Homepage der Bergkamener Martin-Luther-Gemeinde, die auf „wellenbrecher-online.de“ ihre Gläubigen auf dem Laufenden hält. In den Schaukästen hängt zudem ein QR-Code. „Da lohnt es sich immer, zu gucken“, sagt Ihne.
Sogar mit Musik
Auf der Internetseite ist außerdem nicht nur der Link für die Übertragung zu finden, sondern zeitnah auch das jeweilige Programm. In der Friedenskirche müssen sich die Teilnehmer unter www.friedenskirchengemeinde-bergkamen.de anmelden und bekommen dann einen Link sowie den Ablauf und alle Lieder des Gottesdienstes zugeschickt. Ein Organist wird ebenfalls live zugeschaltet. Zuhause kann jeder also mitsingen, wenn auch stummgeschaltet. Bei den unterschiedlichen Übertragungsgeschwindigkeiten wäre das Durcheinander ansonsten zu groß.
In der Martin-Luther-Gemeinde sorgten an Heilig Abend ein Organist und ein Gitarrenspieler für musikalische Untermalung, an den kommenden Sonntagen werde nun jeweils geschaut, wie die Musik am besten in den Gottesdienst zu integrieren ist, meint Ihne.
Offene Kirchen als zusätzliches Angebot
Bis Ende Januar beginnen die Wohnzimmer-Gottesdienste der Friedenskirche um 10.30 Uhr, die der Martin-Luther-Gemeinde um 18 Uhr. Beide bieten in den kommenden Wochen auch eine Offene Kirche an, damit die Gläubigen die Gotteshäuser besuchen können. Die Martin-Luther-Kirche öffnet am Sonntag von 10 bis 11 Uhr ihre Türe, die Christuskirche von 10.30 bis 11.30 Uhr. „Wir öffnen unsere Kirchen von 10 Uhr bis 12 Uhr für die eigene, persönliche Andacht“, heißt es von der Friedenskirche.
Die Wohnzimmer-Gottesdienste sind erst einmal bis Ende Januar geplant. Das weitere Vorgehen über den Januar hinaus soll in der Martin-Luther-Gemeinde in der Presbyteriumssitzung am Dienstag besprochen werden. Zumindest soweit die dynamische Lage der Pandemie langfristige Planungen überhaupt möglich macht.