Das Unternehmen hat Investor Moritz Schäfer (24) zusammen mit seiner Schwester Helena gegründet. Beide haben das Grundstück einst erworben. Vor mehr als einem Jahr kam der Kreis Unna auf sie zu. Er hält die Fläche für die bestmögliche zum Bau der Rettungswache. Der Bedarfsplan hatte ergeben, dass Rünthe eine solche Einrichtung dringend braucht, damit die vorgegebenen Einsatzzeiten in Notfällen eingehalten werden können. Übergangsweise ist zurzeit ein Fahrzeug bei der örtlichen Feuerwehr stationiert.
Hinter den Garagen liegen Desinfektions- und Materialräume. Über eine Schleuse geht’s ins Aufenthaltsgebäude. Im Erdgeschoss befinden sich Umkleiden und Sanitäranlagen für Frauen und Männer, ein Büro sowie ein Technik-Raum. Oben gibt es einen größeren Aufenthaltsbereich samt Kochnische und angrenzendem Balkon sowie drei Schlafräume. Hier können Mitarbeitende zwischen den Einsätzen Ruhe finden, um sich zu erholen.
Insgesamt bietet das Gebäude rund 490 Quadratmeter Nutzfläche. Die Beschäftigten können ihren Arbeitsplatz über die Gewerbestraße zur Gebäuderückseite ansteuern und finden dort sechs Parkplätze. Die Einsatzwagen rücken über die Rünther Straße aus; so gibt es keinen Begegnungsverkehr auf eigenem Terrain. Sollte die nahe gelegene Ampelkreuzung mit der Industriestraße nicht passierbar sein, gibt es in Richtung Oberaden und Mitte den alternativen Weg über die Marie-Curie-Straße.
Laut Schäfer, der auch Geschäftsführer einer Immobilienfirma in Hamburg ist, liegt aktuell eine Teil-Baugenehmigung für den Neubau vor. Sie beinhaltet die Erstellung der Bodenplatte. In etwa vier Wochen soll diese fertig sein. „Dann liegt hoffentlich auch die restliche Genehmigung vor.“
Die Firma Bernhard Heckmann aus Hamm ist Generalübernehmerin für die Rettungswache. Sie hat das Gebäude entworfen und errichtet es. Projektleiterin Katja Graf-Verhasselt, Bauingenieurin und Umweltschutz-Fachingenieurin, ist voll des Lobes für Schäfer und dessen Weitsicht. „Schon bei Beginn der Planungen stand fest, dass wir auf fossile Energie verzichten.“ Damals gab es weder Ukraine-Krieg noch Gasknappheit.
Geheizt werden soll das Gebäude mit Geothermie. Auf dem Flachdach soll eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 20 Kilowatt-Peak Strom produzieren. Dieses erhält zudem eine extensive Begrünung. „Das kühlt die PV-Anlage und fördert das Wohnklima“, erläutert Graf-Verhasselt. Die helle Klinkerfassade des Hauptgebäudes sei ebenfalls Ausdruck einer nachhaltigen und klimafreundlichen Bauweise.
Diese spiegelt sich auch bei der Oberflächenentwässerung wieder. Was das Gründach nicht zurückhält, soll zunächst in zwei kleinere offene Rückhaltebecken fließen. „Wir möchten, dass das Regenwasser über die Verdunstung zurück in die Atmosphäre entweicht“, erläutert Graf-Verhasselt.
Durch den hohen Gebäudestandard hat sich die Bauherrin – noch gerade rechtzeitig vor dem vorläufigen Stopp von Förderprogrammen für energieeffizientes Bauen Ende Januar – Tilgungszuschüsse vom Bund gesichert. „Dies und niedrige Betriebskosten wirken sich auch positiv auf den Mieter aus“, verdeutlicht Schäfer. Über die Höhe der Gesamt-Investitionen möchte er nicht sprechen.
Weil das Baugrundstück verhältnismäßig tief liegt, müssen in den kommenden Tagen laut Bauleiter Markus Raab noch 500 Kubikmeter Erdreich aufgeschüttet werden. Vorsichtshalber wird die Rettungswache auch mit einem Diesel-Aggregat zur autarken Stromversorgung ausgestattet. Ein Stromausfall könnte die Abläufe bei der Menschenrettung erheblich stören und im Zweifel Leben kosten. Ohne elektrische Energie lässt sich auch schwerlich Wärme aus der Tiefe pumpen.