Energiekrise im Salon: Friseurin muss Preise erhöhen

Während des Corona-Lockdowns hatte Friseurmeisterin Olessia Krebs viel Angst um die wirtschaftliche Zukunft ihres Friseursalons. Jetzt ist Deutschland erneut in einer Krise, die ihren Salon hart trifft.
Bergkamen – Inflation, Energiekrise, steigende Preise: Zu leben kostet aktuell deutlich mehr als noch vor einem Jahr. Doch nicht nur Privatpersonen sind von den Mehrkosten betroffen, sondern auch Betriebe. Olessia Krebs führt einen Friseursalon in Overberge und spürt die Preiserhöhungen bei Wasser, Strom und Gas deutlich. Haare vor einem Schnitt frisch waschen, die richtige Beleuchtung, um kein Haar zu übersehen, ein Salon, in dem niemand frieren muss: Es gibt Kosten, die Krebs kaum reduzieren kann, ohne an Qualität einzubüßen.
Deshalb hängt seit einigen Wochen ein Zettel an der Eingangstür des Salons. „Wir erhöhen wegen der Energiekrise unsere Preise.“ Die Mehrkosten muss die Friseurmeisterin an ihre Kunden weitergeben. „Wir machen das ungern, aber es bleibt nichts anderes übrig“, so die 40-Jährige. Kommentare oder Gemecker musste sich Krebs von ihren Kunden bisher nicht anhören. „Die Kunden haben Verständnis dafür, die wissen, wie es ist“, erklärt sie. Dennoch macht sie sich Sorgen. „Nach einem halben Jahr werden die Leute auch sagen ‚Oh, jetzt wird es knapp, ich schneide mir meine Haare vielleicht selbst‘.“ Krebs geht transparent mit der Preissteigerung um. „Supermärkte zum Beispiel erhöhen ihre Preise einfach, ohne etwas zu sagen. Wir schon.“
Wir machen das ungern, aber es bleibt nichts anderes übrig.
Obwohl sie auf manche Funktionen ihrer Ausstattung nicht verzichten kann, versucht Krebs, Energie zu sparen. „Wir achten darauf, nicht zu viel zu heizen, benutzen nur die nötigste Beleuchtung, lassen Handtücher teilweise draußen trocknen“, erklärt sie.
Für Zusatzkosten sorgen auch die seit Oktober angehobene Tariflöhne im Friseurhandwerk. „Die höheren Tariflöhne finde ich sehr gut“, so Krebs. Eine bessere Bezahlung sei wichtig. „Friseure sind so geduldig, alle gehen immer streiken – außer Friseure“, sagt die 40-Jährige.
Schwierige Selbstständigkeit
Die Energiekrise ist nicht die erste Herausforderung, die Krebs überwinden muss, seit sie ihren Friseursalon vor knapp vier Jahren eröffnet hat. Corona traf die Selbstständige hart. Zu dieser Zeit hatte Krebs nur wenige Stammkunden. „Ich hatte sehr viel Angst, habe kaum Geld abgehoben, um den Salon nicht zu gefährden“, sagt sie. Die Hochphase der Corona-Krise war überstanden, es sollte eigentlich ruhiger werden. Doch nach der Krise ist vor der Krise. „Es ist sehr unangenehm, weil ich so kaum in die Zukunft planen kann. Eine Selbstständigkeit ist aktuell sehr riskant“, erklärt die Meisterin. Und Krebs verdeutlicht: „Corona ist geblieben. Kollegen oder Kunden werden immer noch krank, und dazu kommt jetzt die Energiekrise.“