1. wa.de
  2. Lokales
  3. Bergkamen

20 Prozent weniger Strom und Gas? Das schafft Bergkamen im ersten Anlauf gegen die Krise noch nicht

Erstellt:

Von: Jürgen Menke

Kommentare

Solartechnologie spielt eine zentrale Rolle in den Plänen der Stadtverwaltung, den eigenen Energieverbrauch klimagerecht zu decken.
Solartechnologie spielt eine zentrale Rolle in den Plänen der Stadtverwaltung, den eigenen Energieverbrauch klimagerecht zu decken. © Soeren Stache/dpa

20 Prozent weniger war angesagt. Aber die Marke hat die Stadt Bergkamen beim Energiesparen wohl nicht erreicht. Sie will aber nicht nachlassen.

Bergkamen – Im Zuge der Energiekrise sind auch die Stadtverwaltungen aufgerufen, deutlich weniger Strom und Gas zu verbrauchen. 20 Prozent sind die Maßgabe. Wurde dieses Ziel in Bergkamen bis dato erreicht? „Wohl nicht ganz“, räumt Bürgermeister Bernd Schäfer ein – und befindet sich damit in guter Gesellschaft, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.

Ersten Winter-Test recht gut bestanden

Die bundesweite Vorgabe gilt, seit Putin den Gashahn für Deutschland im vergangenen Jahr abgedreht hat. Im Privaten wird seither kürzer sowie kälter geduscht und weniger geheizt, in öffentlichen Gebäuden wurden die Temperaturen ebenfalls gesenkt, Straßenlaternen frühzeitiger ausgeschaltet. Mittlerweile steht fest: Das Land kommt erstaunlich gut durch die kalte Jahreszeit. Doch klar ist auch: Der nächste Winter kommt bestimmt.

Bürgermeister setzt auf Solarstrom

Deswegen will Schäfer nicht nachlassen in dem Bemühen, Energie einzusparen. „Von unseren 18 Sporthallen sind schon bis auf vier alle mit LED ausgestattet“, nennt er ein Beispiel. Und er hat ein weiteres Ziel vor Augen, das ganz Bergkamen und damit nicht nur seine Verwaltung betrifft: die Verbesserung des Klimas. Bis 2030 soll der Kohlendioxidausstoß um 70 Prozent gesenkt werden, bis 2040 soll er sogar ganz auf Null gefahren werden. Wichtiges Instrument für ihn: der Bau von Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung.

Jahresvergleich steht noch aus

Welche konkreten Ergebnisse die Sparanstrengungen gebracht haben, lässt sich laut Schäfer noch nicht genau sagen. „Das ist erst möglich, wenn die Jahresrechnung unseres Versorgers vorliegt“, betont er. Im Anschluss müssten die Zahlen erst noch Gebäude für Gebäude mit denen aus den Vorjahren verglichen werden. In puncto Wärme müsse zudem der Temperatureffekt berücksichtigt werden; 2022 sei es deutlich länger wärmer gewesen als 2021.

Einsparpotenzial der Kommune begrenzt

Schäfer verweist zudem darauf, dass das Einsparpotenzial für die Verwaltung begrenzt sei. „Wir können die Raumtemperaturen in den Gebäuden auf 19 Grad senken, was wir auch getan haben, für die Straßenbeleuchtung sind aber wieder andere Stellen verantwortlich“, betont er. Städtische Gebäude, die angestrahlt würden, gebe es nicht. Und bei der Wärme gelte: Viele Gebäude wie Rathaus und Gymnasium würden mit Fernwärme aus dem Biomasse-Kraftwerk geheizt und damit gasunabhängig.

Die meisten Städte unterm Soll

Beim Städtetag NRW heißt es, die hiesigen Städte leisteten „einen beachtlichen Beitrag“ zur Bewältigung der Energiekrise, die bundesweite Vorgabe hätten sie aber nicht erreicht. Laut einer dpa-Umfrage verbrauchte etwa die Stadt Köln in ihren Gebäuden im vierten Quartal des vorigen Jahres 19 Prozent weniger Gas, Münster schätzt die Reduktion in diesem Winter auf 16 Prozent.

Verordnung nur bedingt umsetzbar

Eine Bielefelder Stadtsprecherin weist darauf hin, dass die seit September gültige Einsparverordnung des Bundes nur „in relativ wenigen städtischen Gebäuden Anwendung finden“ könne. Schulen und Kitas seien ausgenommen. Da die aber einen Großteil des Gebäudebestandes ausmachten, sei es „schwer zu quantifizieren“, ob das 20-Prozent-Ziel erreicht werden könne. Alles in allem schätzt Bielefeld die Energieeinsparung beim selbst betreuten Immobilienbestand auf 10 Prozent.

Die ehemalige Bundeshauptstadt Bonn rechnet mit einer Einsparung von 15 Prozent. In Düsseldorf gelang es nach Angaben der Stadt, den Gasverbrauch in Klärwerken im Teillastbetrieb um bis zu 40 Prozent abzusenken. Auch der Stromverbrauch konnte in diesem Bereich reduziert werden. Die Klärschlammtrocknung wird nur noch an vier Wochentagen betrieben. Ein weiteres Beispiel für Energiesparmaßnahmen seien die in der Landeshauptstadt weit verbreiteten Gaslaternen, die nachts vier Stunden lang abgestellt werden.

Im März nächste Weichenstellung

Bürgermeister Schäfer sagt, dass Bergkamen die Transformation zur klimaneutralen Kommune „mit Hochdruck“ betreibe, auch wenn dies nicht immer so wahrgenommen werde. Ende Februar, Anfang März liege ein Gutachten vor, das Aufschluss darüber gebe, auf welchen städtischen Gebäuden PV-Anlagen errichtet werden könnten. Zudem plant die Stadt die Umrüstung von Flutlichtanlagen an fünf Kunstrasenplätzen.

Auch interessant

Kommentare