Dann kam der Umzug ins Zechenhaus an der Werner Straße – und der Halloween-Schmuck kannte keine Grenzen mehr. Von Jahr zu Jahr wurde es mehr – und zuletzt zählte die Lichtschranke an der Eingangstür an zwei Tagen 18 000 Unterbrechungen. „Das muss man halbieren, weil die Leute ja hin und her gingen“, ordnet Marco Dietrich ein. Auch die Helferschar ging öfter als einmal am Zähler vorbei, doch am Ende waren es mehrere tausend Halloween-Fans, die sich in das Grusellabyrinth im Dietrichschen Garten wagten.
„Die Schreie der Leute waren schon cool“, erinnert sich Melanie mit leuchtenden Augen. Die Begeisterung der Menschen für das, was sie geschaffen hatten, waren für das Paar und die große Helferschar der größte Lohn. Und dass gestandene Männer nicht weitergehen wollten, sondern sich einfach im Garten auf den Boden fallen ließen, das entlockt Marco Dietrich ein fast diabolisches Grinsen. „Es hat irre Spaß gemacht.“
Doch es war auch mit irre viel Arbeit verbunden. Wochenlang bauten die Dietrichs das Labyrinth im Garten auf. Werkelten oft bis spät in die Nacht, nach der Arbeit. Stand das Halloween-Wochenende vor der Tür, ging so mancher Urlaubstag drauf. „Eigentlich hätten wir danach auch noch Zeit zur Erholung gebraucht“, sagt Melanie Dietrich lachend. Aber der Abbau erfolgte immer irgendwie nebenbei. Zurück blieb der ramponierte Rasen im Garten, selbst wenn der mit Rindenmulch abgedeckt gewesen war.
Im kommenden Jahr soll der Garten komplett umgestaltet werden, dann wäre eh mit dem Halloween-Spektakel Schluss gewesen. Auf ein letztes und damit zehntes Mal verzichten die Dietrichs aber bewusst. Marco Dietrich arbeitet beruflich derzeit im Düsseldorfer Raum. Ist mindestens drei Stunden auf der Autobahn. Planbar zu Hause zu sein und Deko aufzubauen, das haut nicht hin. Nach einem Arbeitsunfall und dem Tod eines Familienmitglieds steht ihm zudem auch nicht der Sinn nach Zombies und Grabsteinen im Garten.
Auch Melanie Dietrich fehlt die Zeit für die sonst so geliebten Deko-Aufgaben. Nun kommt auch der jüngste Sohn in die Schule – „und wenn wir wieder Homeschooling haben sollten, muss ich für die Kinder Zeit haben. Da geht es um die Grundlagen.“
Corona ist auch ein weiterer Grund, warum die Dietrichs jetzt den Schlussstrich ziehen: Sich monatelang Arbeit und Gedanken zu machen, um drei Tage vorher doch die Reißleine ziehen zu müssen, „das ist mir zu heikel“, sagt Melanie Dietrich. Zumal auch die Auflagen an die stets gewachsene Veranstaltungen von Jahr zu Jahr stiegen.
Würde es eine Neuauflage geben, so müssten die Dietrichs mobile Toiletten und Mülleimer aufstellen. Sicherheitskräfte an den Grundstückszufahrten der Nachbarn postieren und Absperrungen zur Straße hin aufbauen: All das wären die Auflagen für 2020 gewesen. Unter der Pandemie kamen noch Sicherheitsabstände und alle 45 Minuten eine komplette Reinigung und Desinfizierung des Geländes hinzu, zuzüglich Registrierungspflicht der Gäste. „Wer weiß, was es dieses Mal dann noch alles hätte geben müssen“, sagt Melanie Dietrich. „Das ist für Privatleute wie uns einfach zu aufwendig. Nicht für zwei Tage – und wenn wir es länger machten, würden uns die Nachbarn ja den Hals umdrehen.“