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Bahn und Grundwasser sorgen bei doppelter Bombenentschärfung für Verspätung

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Von: Christoph Volkmer

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Auch die Industriestraße wurde wie die Untere Erlentiefenstraße für die Zeit der Bombenräumung gesperrt. Die rund 130 gemeldeten Anwohner im zu evakuierenden Bereich verließen ihre Häuser am Vormittag.
Auch die Industriestraße wurde wie die Untere Erlentiefenstraße für die Zeit der Bombenräumung gesperrt. Die rund 130 gemeldeten Anwohner im zu evakuierenden Bereich verließen ihre Häuser am Vormittag. © Volkmer, Christoph

Der Verdacht, dass an der Overberger Straße zwei Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden schlummerten, hatte sich schnell nach der Freilegung der 40 Meter voneinander entfernten Bereiche bestätigt. Der teils starke Regen machte die Arbeit der Experten vom Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Arnsberg nicht einfacher.

Bergkamen – „Mit so viel Wasser hatten wir nicht gerechnet“, so Karl-Heinz Clemens wenige Minuten, nachdem der Feuerwerker die zweite Bombe erfolgreich entschärft hatte. Dabei war es nicht primär der Regen von oben, sondern das Grundwasser, das die Tätigkeiten der Kampfmittelentschärfer erschwerte.

Bis zu 1,80 Meter tief lagen die Blindgänger, der Grundwasserspiegel lag nach Schätzung der Experten bei etwa 1,50 Meter. „Das Wasser ist also die ganze Zeit hochgedrückt“ berichtete Karl-Heinz Clemens. Eine der Schmutzpumpen kam offenbar mit den enormen Schlammmengen nicht mehr zurecht und musste ausgetauscht werden. „Der Boden war trotzdem sehr schlammig. Man hatte das Gefühl, über eine Eisfläche zu laufen“, schilderte der 61-Jährige seinen Einsatz.

Man hatte das Gefühl, über eine Eisfläche zu laufen.

Karl-Heinz Clemens

Die verstopfte Pumpe stellte nicht die einzige Unterbrechung des Tages dar. So hatte Stefan Klement, Sachbearbeiter Kampfmittel bei der Stadt, gegen 11 Uhr dem Feuerwerker der Bezirksregierung nach Durchfahrt des letzten, geplanten Güterzuges über die Hamm-Osterfelder-Bahn grünes Licht für den Start der Entschärfung gegeben. Bis sich dann wenige Minuten später der Fahrdienstleiter der Deutschen Bahn meldete, um kurzfristig die Durchfahrt eines weiteren Güterzuges anzukündigen. So verzögerte sich die Fortsetzung der Entschärfung um 25 Minuten. Die rund 130 gemeldeten Anwohner im zu evakuierenden Bereich hatten ihre Häuser schon rund eine Stunde vorher um 10.30 Uhr verlassen, die Straßensperrungen – unter anderem an der Industriestraße und der Unteren Erlentiefenstraße – waren wie vorgesehen um 10 Uhr eingerichtet worden.

Geschafft! Entspannt präsentierte sich das Team aus Arnsberg nach der Entschärfung der beiden Bomben: (von links) Holger Raue-Bach, Karl-Heinz Clemens, Rainer Woitschek und Ralf Kuhlpeter.
Geschafft! Entspannt präsentierte sich das Team aus Arnsberg nach der Entschärfung der beiden Bomben: (von links) Holger Raue-Bach, Karl-Heinz Clemens, Rainer Woitschek und Ralf Kuhlpeter. © Volkmer

Die 250 Kilo schweren Hinterlassenschaften aus Kriegszeiten stammen aus England und den USA. „Die britische Bombe ist schwieriger zu entschärfen gewesen, weil diese mit einem Langzeitzünder versehen war“, so der Experte hinterher. Um 12.12 Uhr vermeldete der Feuerwerker dann das erfolgreiche Ende des Einsatzes, worauf die Sperrungen aufgehoben und die evakuierten Bewohner in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren konnten.

Einen spannenden Praktikumstag hatte Rifat Berzan Sagit (rechts). Der Realschüler erlebte den Tag bei den Einsatzkräften von Ordnungsamt, Feuerwehr und Polizei.
Einen spannenden Praktikumstag hatte Rifat Berzan Sagit (rechts). Der Realschüler erlebte den Tag bei den Einsatzkräften von Ordnungsamt, Feuerwehr und Polizei. © Volkmer, Christoph

Während Bombenentschärfungen für die Profis aus Arnsberg oder das Team des städtischen Ordnungsamtes Routine darstellen, wird Rifat Berzan Sagit den Tag nicht so schnell vergessen. Der Schüler der Freiherr-vom-Stein-Realschule absolviert derzeit ein dreiwöchiges Praktikum bei der Stadt und durfte das Team vom Ordnungsamt begleiten. Dabei hatte der 14-Jährige sogar eine Aufgabe, wie Stefan Klement erklärte: „Sollte es bei der Benachrichtigung der Menschen in den zu evakuierenden Häusern Sprachprobleme geben, hätte er uns als Dolmetscher geholfen.“ Dazu kam es zwar nicht, dennoch dürfte der Tag im Praktikumsbericht einen besonderen Platz einnehmen.

Bahn durchkreuzt Abläufe

Eine Premiere gab es zudem am Rathausplatz. Erstmals war Markus Höll, seit Anfang des Monats als Leiter des Ordnungsamtes tätig, für die Koordinierung aus dem Rathaus zuständig. „Es ist eigentlich alles gut gelaufen. Die Evakuierung hat nur 30 Minuten gedauert und die Zusammenarbeit mit allen anderen Stellen hat gut geklappt“, sagte Höll auf Anfrage des WA. Lediglich die Deutsche Bahn habe die Abläufe ein wenig durchkreuzt. „Dass dann noch ein unangekündigter Zug kam, war natürlich unglücklich, weil das den Feuerwerker aufgehalten hat. Letztlich aber hat alles gut funktioniert.“

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