Andere Verkehrsbetriebe hat die formal noch offene Entscheidung nicht davon abgehalten, die ÖPNV-Nutzer schon über das eigene Vorgehen aufzuklären. Die Deutsche Bahn etwa nannte den 23. Mai als Verkaufsstart für das Neun-Euro-Ticket und hat zum Beispiel die Kunden, die mit dem Westfalen-Tarif oder einem Job-Ticket unterwegs sind, über die anstehenden Änderungen informiert.
Die benachbarten Stadtwerke Hamm sprechen ebenfalls vom kommenden Montag als Beginn des Ticket-Verkaufs. Online wird überdies schon erläutert, wo es die besondere Fahrkarte gibt – etwa über eine App oder auch direkt beim Fahrpersonal in den Bussen. Die Stadtwerke Münster informieren ebenso schon jetzt und unter Vorbehalt der Zustimmung der politischen Gremien.
Auch die VKU plane, Info-Briefe an ihre Abo-Kunden zu verschicken, sagt Schröder. So viel könne sie schon mitteilen. Die Zahl der Abos liege bei über 7000. In den Schreiben werde dann unter anderem mitgeteilt, wie es um die Mitnahme von Begleitpersonen bestellt ist.
Die Bahn informiert darüber, dass Abo-Kunden etwa im Westfalen-Tarif unter den Neun-Euro-Bedingungen am Wochenende keine weitere Person mehr unentgeltlich mitfahren lassen kann. Was die Bezahlung des Tickets angeht, so heißt es, dass die Kunden nichts weiter unternehmen müssten. Ihnen werde automatisch der geringere Betrag von neun Euro vom Konto abgebucht.
So wird’s wohl auch bei der VKU ablaufen, lässt sich Schröder entlocken. Beim Direktverkauf hoffe das Unternehmen auf die verstärkte Nutzung der fahrtwind-App. Die verspreche den geringsten Aufwand für beiden Seiten. Ob es die verbilligten Fahrscheine auch über die Vorverkaufsagenturen der VKU oder direkt in den Bussen gibt, bleibt offen.
Für die hiesige Verkehrgesellschaft sei das Neun-Euro-Ticket eine große Chance, Neukunden zu gewinnen, verdeutlicht Schröder. „Wir wollen die Menschen für den ÖPNV begeistern – etwa auch die, die von der Parkplatzsuche und den derzeit hohen Spritpreisen genervt sind.“ Wenn dies gelingt, dürfte es allerdings auch deutlich voller werden in den Bussen. Zusätzliche Kapazitäten seien aktuell nicht geplant, sagt Schröder, aber auch nicht ausgeschlossen. „Wir müssen abwarten, wie gut das Angebot angenommen wird.“
Das Neun-Euro-Ticket ist nicht unumstritten. Zwar ist von einer Zustimmung im Bundestag auszugehen. Im Bundesrat haben einzelne Länder aber vor einem Scheitern gewarnt. Zwar will der Bund die prognostizierten Ticket-Mindereinnahmen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro den Ländern vollständig erstatten. Diese pochen aber teilweise auf mehr Geld – unter anderem wegen der höheren Energiepreise für die Verkehrsbetriebe.
In der Branche, bei den Kommunen und bei Umweltverbänden stößt das Angebot auf ein geteiltes Echo. Zwar sei es geeignet, die Menschen zu entlasten und Kunden für den ÖPNV zu gewinnen. Allerdings bleibe die Maßnahme womöglich nicht mehr als ein Strohfeuer. Der Nahverkehr müsse auch strukturell und langfristig ausgebaut werden, so die Forderung.