Betrüger nutzen aktuelle Krise aus
Polizei warnt vor Corona-Betrug: „Kein Gesundheitsamt wird vor der Haustür stehen“
Kreis Unna - Corona sorgt auf der ganzen Welt für panische Angst und Ausnahmezustände. Schlimm genug, doch nun haben Betrüger den bedrohlichen Virus für sich und ihre Maschen entdeckt. Mit Anrufen und „Hausbesuchen“ springen sie auf den Zug auf, um ohnehin verängstigten Menschen, insbesondere Senioren, das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Der Enkel-Trick, vermeintliche Versicherungsvertreter und Polizeibeamte oder Personen, die sich als Vertreter der Stadtwerke ausgeben – Kriminelle sind erfinderisch. Und sie gehen mit der Zeit. Aktuell nutzen sie das Coronavirus für ihre Zwecke.
Auf der Internet-Seite www.polizei-beratung.de ist zu lesen, wie flexibel Betrüger sind. So bieten sie beispielsweise über sogenannte Fake-Shops medizinische Geräte und Atemschutzmasken an. Die Betroffenen zahlen und warten vergeblich auf Ware, die es nie gab. Auch geben sie sich als Mitarbeiter von Ämtern aus, stehen plötzlich vor der Haustür und geben vor, Corona-Tests durchführen zu wollen.
Und dabei haben sie es insbesondere auf ältere Menschen abgesehen. Eigentliches Ziel ist es, in die jeweilige Wohnung zu gelangen – auf der Jagd nach Bargeld, Schmuck und weiteren Wertgegenständen. Möglich auch, dass sie sich als infizierte Angehörige ausgeben, die dringend Geld benötigen. Der Phantasie der Kriminellen ist hier offenbar keine Grenze gesetzt.
Ziel der Corona-Betrüger: Geld und Daten
„Die Coronakrise wird jetzt von agierenden Betrügern als Aufhänger genutzt, um an fremder Leute Geld zu kommen – aber auch an Daten“, bringt es der Werner Seniorenberater Bernhard Boshammer auf den Punkt und fügt hinzu: „Diese Masche ähnelt dem, was es bereits auf dem Markt gibt. Diese Experten schlafen auch in dieser Situation nicht. Die nutzen das als neues Geschäftsfeld.“
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Er vergleicht die aktuelle Masche unter anderem mit dem Enkel-Trick oder Haustür-Tricks. Und dabei würden sich die Betrüger vorzugsweise ältere Personen als Opfer suchen, die vielleicht ohnehin sozial isoliert seien. Der 72-jährige Fachmann rät, wenn es um Anrufe geht: „Nur bekannten Stimmen am Telefon vertrauen. Bei Leuten, die Sie nicht kennen, sofort wieder auflegen.“ Bei unangemeldeten Besuchern erinnert er daran, dass ohnehin erst einmal gefragt werden solle, wer da sei. Und da sei es auch egal, ob derjenige vorgebe, in Sachen Corona oder Stadtwerke unterwegs zu sein.
„Kein Gesundheitsamt wird bei Ihnen vor der Haustür stehen“
Ähnlich formulierte es Christian Stein, Sprecher der Kreispolizei: „Es gibt Kriminelle, die nutzen leider eine aktuelle Lage aus, um daraus Nutzen zu ziehen. Das ist jetzt kein neues Phänomen.“ Es gebe immer neue Maschen wie der falsche Polizeibeamte oder der Versicherungsvertreter. „Das ist von Saison zu Saison unterschiedlich. Jetzt versuchen die Betrüger leider, die Verunsicherung der Bürger auszunutzen, die aufgrund der aktuellen Situation beunruhigt sind.“ In dem Kontext redet Stein Tacheles: „Kein Gesundheitsamt wird bei Ihnen vor der Haustür stehen.“
Falls eine Person das vorgebe, könne er nur raten, durch den Spion zu gucken, sich einen Ausweis zeigen zu lassen, sofort die Tür zu schließen und die Polizei zu rufen. Betroffene sollten zur Not laut schreien und sich nicht, auch wenn Zivilcourage schön sei, selbst in Gefahr bringen – zum Beispiel bei dem Versuch, jemanden festzuhalten. „Lassen Sie ihn zur Not laufen. Gefährden Sie nicht die eigene Gesundheit.“