Verein aus Hamm
Corona-Schnelltests im Wohnwagen: Angebot in Rünthe wirft Fragen auf
Bergkamen – Mit Tafeln und Transparenten bewirbt aktuell der Verein „Deutsches Institut für alternative Therapie“ (Difat) aus Hamm Corona-Schnelltests in Rünthe. Mehrere Behörden haben ein Auge auf das Angebot.
Bergkamen - Während Geschäftsführer Dirk Piper betont, dass es nur darum gehe, möglichst wirkungsvoll die Corona-Pandemie zu bekämpfen, beobachten die Stadt, der Kreis Unna und die Bezirksregierung Arnsberg das Vorhaben kritisch. Seitens der Bezirksregierung gebe es dringenden Recherchebedarf auch ob des Trägers des Angebots, so ein Sprecher.
„Gemeinsam gegen Corona“ sei das Motto, so Dirk Piper. Darum wolle der Verein die Teststation in einem Wohnwagen auf dem Parkplatz von „Sommer wohnen und schenken“ in Rünthe betreiben. „Das läuft alles ordnungsgemäß“, betont er. Anhand des Personalausweises würden die Daten der in ihrem Auto wartenden Kunden aufgenommen. „Den Test führen wir dann im Wohnwagen durch, weil wir dafür Temperaturen zwischen zwölf und 25 Grad brauchen.“
Bezirksregierung sieht Recherchebedarf
Das Personal sei geschult und werde jedes positive Testergebnis direkt an das zuständige Gesundheitsamt melden. „Federführend für den Testbetrieb verantwortlich ist Dr. med. Thomas Meyer“, erklärt Piper. Durch dessen Einsatz sieht Difat-Geschäftsführer auch kein Hindernis darin, dass der Gesetzgeber geschultes Fachpersonal für den Testbetrieb vorschreibt.
In Hamm ist Dirk Piper als umtriebiger Initiator unterschiedlicher Projekte bekannt. So war er unter anderem als Plastinator und Hypnose-Coach aktiv, versuchte erfolglos, ein Holi-Festival in Hamm zu organisieren, schmiedete Pläne für die Entsorgung von Atommüll und wollte als Kandidat der Piratenpartei in den Bundestag einziehen.
Wir werden genau beobachten, wer da in der Stadt aktiv werden will.“
Eher wenig positiv ist das Bild, das die Bezirksregierung Arnsberg von seinem neuesten Vorhaben zeichnet. „Es waren bereits Kollegen vor Ort, um in eine Sachstandermittlung einzutreten“, berichtet der Sprecher. „Nach deren fachlicher Einschätzung besteht weiterhin dringender Recherchebedarf unsererseits.“ Dem würden die Kollegen auch nachkommen, weil es viele offene Fragen gebe – unter anderem danach, welche fachlichen Kompetenzen überhaupt vorliegen.
Dennoch geht der Sprecher davon aus, dass der Testbetrieb erst einmal anlaufen kann. Denn wirklich aktiv werden könne die Bezirksregierung erst, wenn der Betrieb tatsächlich gestartet sei. „Dann werden wir uns das nochmals sehr genau anschauen.“
Stadt Bergkamen will sich mit Polizei austauschen
Den Betrieb eines Testcenters hatte Piper – laut Difat-Internetauftritt Prof. Dr. mult. h.c. altern. therapie, of church management, Harvard Church of Development and Rescue, Cambridge / USA (nicht zu verwechseln mit einem akademischen Grad der renommierten Harvard University) – im Januar auch in Hamm geplant. Dort verlief das Vorhaben aber scheinbar im Sande.
Der Testbetrieb in Rünthe, der eigentlich am vergangenen Montag hätte starten sollen, was aber laut Piper wegen der Witterung nicht möglich gewesen sei, weckt indes nicht nur in Arnsberg, sondern auch in Bergkamen und beim Kreis Unna Aufmerksamkeit. Die in Bergkamen zuständige Dezernentin Christine Busch sieht aktuell aber ebenfalls keine Möglichkeit einzuschreiten. „Der Verein hat in Hamm ein Gewerbe angemeldet“, sagt sie. Da das Angebot in Bergkamen nur ein vorübergehendes sei, sei eine separate Anmeldung vor Ort nicht notwendig. Gleichwohl: „Wir werden genau beobachten, wer da in der Stadt aktiv werden will.“ Hinsichtlich dessen gebe es auch einen Informationsaustausch mit der Polizei.
Schnelltests „nur für die persönliche Information“
Der Kreis Unna hat das Angebot und die fachlichen Kompetenzen ebenfalls in Augenschein genommen. „Wir befinden uns im Austausch mit den Behörden und gucken, was man eventuell machen kann“, so Kreispressesprecher Max Rolke.
Unabhängig davon weist der Sprecher der Bezirksregierung darauf hin, dass ein Testergebnis eines solchen privaten Anbieters nur „für die persönliche Information“ nicht aber offiziell zu gebrauchen sei. Vergleichbar sei das mit einem Schwangerschaftstest. „Aus dem selbst durchgeführten Schwangerschaftstest kann eine Frau keine rechtlichen Ansprüche geltend machen“, erklärt er. Dafür müsse ein Frauenarzt die Schwangerschaft bestätigen. Im Falle von Corona sei dazu ein PCR-Test notwendig.
Auf diesen Test wolle der Verein die Leute bei einem positiven Schnelltest neben der Meldung ans Gesundheitsamt auch hinweisen, so Piper.