Karnevalsvereine in der Pandemie
Schunkeln, singen, tanzen kann Corona Bergkamens Jecken wohl nehmen - aber die Zuversicht nicht
Corona contra Karneval: In der Session 2020/21 haben die Narren das Nachsehen. Aber die Bergkamener Vereine zeigen Zuversicht:
Bergkamen – „An Aschermittwoch ist alles vorbei.“ Diesen Karnevalsklassiker würden 2021 wohl auch die größten Muffel der tollen Tage unterschreiben. Die Bundesregierung hat den Lockdown jüngst bis zum 14. Februar verlängert, das ist der Tulpensonntag und liegt damit mitten in der närrischen Hochzeit. Und während die Bergkamener Jecken längst die diesjährige Session abgesagt haben, ist eine weitere Verlängerung nicht ausgeschlossen. Aber es wäre doch schön, wenn wie bei dem alten Lied von Jupp Schmitz an Aschermittwoch alles vorbei ist und die Einschränkungen zurückgefahren werden könnten.
Von den vielen Großveranstaltungen und Terminen, die sich normalerweise über das Jahr verteilen, waren die Karnevalsfeiern und -umzüge die letzten, die stattgefunden haben. Seitdem leiden auch die Bergkamener Karnevalsgesellschaften, die Narrenzunft Rot-Gold und der 1. KG Blau-Weiss, wie alle anderen unter der Pandemie.
In der Pandemie schon gar nicht mehr geplant
„Wir haben gar nichts mehr geplant“, sagt Jutta Keding, die 1. Vorsitzende der rot-goldenen Jecken. Spätestens mit dem Lockdown im November wurden alle Veranstaltungen der diesjährigen Session abgesagt. Darunter die Galasitzung und der Kinderkarneval in der Pfalzschule, die für das kommende Wochenende geplant gewesen wären. In der Zeit rund um Rosenmontag „sind wir sonst überall mit unserer Garde unterwegs“, berichtet Keding. Bis nach Datteln fahren die Tänzerinnen, haben Auftritte bei verschiedenen Veranstaltungen, machen mit bei den Umzügen in Werne und Selm, besuchen Altenheime und die Schule in Rünthe. „Das ist schöner Stress“, sagt Keding. In diesem Jahr haben alle viel Zeit.
Im Sommer schon alles abgesagt
Das gilt auch für die Blau-Weissen, die mit Garde, Solo-Mariechen und den „Lippeelfen“ jedes Jahr viele befreundete Vereine mit ihren Auftritten unterhalten. Schon im Sommer hat der Vorstand um die 1. Vorsitzende Melina Hachenberg alles abgesagt. Geplant war weniger als sonst, da frühzeitig abzusehen war, dass die eigene Sitzung aus organisatorischen Gründe nicht durchführbar gewesen sei, so Hachenberg.
Auch an Training ist nicht zu denken
Nun ruht das Vereinsleben schon seit Monaten. „Momentan machen wir gar nichts“, sagt Hachenberg. Das Training ist seit dem Frühjahr ausgesetzt, weil im Jugendzentrum „Spontan“ selbst nach dem Ende des ersten Lockdowns die notwendigen Hygienekonzepte für die Garde nicht umsetzbar waren. Der Raum ist relativ klein, außerdem erinnert die Blau-Weiss-Vorsitzende daran, dass die Tänze und Bilder nicht geprobt werden können. „Dabei fasst man sich ja an“, erklärt Hachenberg. Der Aufwand habe in keinem Verhältnis zum Ertrag gestanden. Mit den etwas älteren Mitgliedern der Lippeelfen wollte der Verein zudem kein Risiko eingehen. Eine Trainerin kümmerte sich zuletzt immerhin darum, dass alle zumindest ein bisschen in Bewegung bleiben. Jetzt „liegt alles still“.
Erste Mitglieder kehren Verein den Rücken
Die lange Auszeit geht am Verein nicht spurlos vorbei. „Wir bemerken schon, dass uns mehrere Mitglieder verloren gehen“, erklärt Hachenberg. Sie hofft, dass, wenn die Gesellschaft wieder hochfährt, alle wieder zurückkommen, damit die Blau-Weissen keine Langzeitfolgen davontragen.
Die Narrenzunft Rot-Gold ist dagegen weiter aktiv – im Rahmen der derzeitigen Möglichkeiten. Die Garde trifft sich zum Online-Training über Zoom. „Damit man sich nicht aus den Augen verliert“, sagt Keding. Die Resonanz sei gut: „Die Kinder möchten tanzen.“ Wobei für die Mini-Garde im Alter von drei bis sechs Jahren und die Jugendgruppe von sechs bis zehn ein Training über Laptop und Tablet nur schwer durchzuführen ist.
Der Wagen steht noch in voller Pracht
An dem Umzug in Werne nehmen die Rot-Goldenen normalerweise immer mit einem eigenen Wagen teil, der ist seit vergangenem Rosenmontag unberührt und geschmückt untergestellt. Eigentlich wird er im Spätsommer abgerüstet, doch das haben sich die Bergkamener diesmal gespart. Es soll in diesem Sommer nachgeholt werden. „Aber man weiß ja nicht, wie es nächstes Jahr wird“, sagt Keding. Bis April werde der Verein erst einmal nichts unternehmen. Dann werde die KG die Galasitzung anmelden – „und dann gucken wir, was passiert“.
Unterkriegen lassen will man sich bei den Karnevalsgesellschaften nicht. Und eines steht für Keding sowieso fest: „Lachen würde allen jetzt gut tun.“