Letzte Ratssitzung
Bürgermeister tritt ab: Zum Abschied von Roland Schäfer gibt es Standing Ovations
Freunde von Symbolik wären bei der Ratssitzung am Donnerstag auf ihre Kosten gekommen. Als Corinna Feldkamp, Referentin des Bürgermeisters, ihrem Chef nach vierstündiger Sitzung die Amtskette zum letzten Mal abnahm, prasselte unüberhörbar viel Regen auf die Halle des Kamener Schützenvereins, in der die Sitzung stattfand.
Bergkamen - „Es kommt keine Zugabe mehr, ich bin fertig“, mit diesen Worten unterbrach das Stadtoberhaupt die stehenden Ovationen, mit denen ihn die anwesenden Ratsmitglieder nach seiner letzten Sitzung verabschiedeten.
Vorher hatte er die Amtskette, die er seit Januar 1989 – damals noch als Stadtdirektor – bei wichtigen Anlässen getragen hat, an den Alterspräsidenten Hartmut Ramin übergeben, der diese in der konstituierenden Sitzung des neuen Stadtrats am nächsten Mittwoch an seinen Nachfolger Bernd Schäfer überreichen wird. „Du darfst schon mal gucken, wie die aussieht“, scherzte das scheidende Stadtoberhaupt beim dazugehörigen Pressefoto. Er kündigte zudem an, seinen Nachfolger künftig von Außen zu begleiten, allerdings „bestimmt nicht in Form von Leserbriefen“.
Vorher hatte zunächst der Erste Beigeordnete Hans-Joachim Peters auf den Werdegang von Schäfer zurückgeblickt. Eigentlich sollte dies als Überraschungsgast Ministerin Ina Scharrenbach übernehmen, sie musste aber aufgrund der aktuellen Corona-Lage und einer Tagung des Landeskabinetts absagen.
Hans-Joachim Peters sprang für Ministerin ein
Peters sprang kurzfristig ein und blickte unter anderem auf bauliche „Meilensteine“ wie die Einrichtung des Busbahnhofs, den Abriss des City-Wohnturms, den Ausbau von Schulen, Sportstätten und der touristischen Infrastruktur und nicht zuletzt der Wasserstadt Aden. Peters überreichte Schäfer zudem die offizielle Ruhestands-Urkunde.
„Das ist nicht alles mein Verdienst, das ist Leistung der Verwaltung und unserer Kommunalpolitik. Ein Bürgermeister macht schon seinen Einfluss deutlich, aber die großen Entscheidungen sind gemeinsame Entscheidungen“, machte Schäfer klar. Er dankte den aktuellen und ehemaligen Mitgliedern des Rates: „Das hat Spaß gemacht, auch wenn wir uns gelegentlich mal ein bisschen gestritten haben.“
Natürlich ließen es sich die Fraktionsvorsitzenden nicht nehmen, dem Bürgermeister gute Worte mit auf den Weg zu geben. „Du hast in diesen mehr als 30 Jahren die Entwicklung der Stadt ganz entscheidend mitgeprägt und gestaltet“, so Nachfolger Bernd Schäfer als Fraktionsvorsitzender der SPD. Der Bürgermeister habe konstruktiv mit allen politischen Fraktionen zusammengearbeitet und so als „Teamplayer“ viel für die Stadt bewegt. Thomas Heinzel von der CDU sprach ebenfalls von einem „konstruktiven Miteinander“, und erinnerte zudem an Schäfers Einsatz im Städte- und Gemeindebund. Heinzel übergab sein Präsent, eine Flasche Wein, mit den Worten: „Vielleicht denkst Du bei dem guten Tropfen an die Zeit in der Politik zurück und vielleicht fallen Dir dann ein paar gute Dinge zur CDU ein.“
Hans-Joachim Wehmann von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen blickte ebenfalls auf eine gute Zusammenarbeit zurück. „Wir haben uns nichts geschenkt und schwer diskutiert, aber es war immer etwas sehr Menschliches, was ich gespürt habe. Das hat mir geholfen, diese Zeit durchzustehen.“ Claudia Schewior von der Fraktion BergAUF hob Schäfers Verbundenheit zur Stadt hervor, während Angelika Lohmann-Begander (FDP) den Bürgermeister dafür lobte, dass er dafür gesorgt habe, dass im Rat immer sachlich diskutiert worden sei: „Man kann sich immer in der Sache streiten, aber man sollte immer die Form bewahren, sodass man auch in Zukunft freundschaftlich miteinander umgehen kann.“