Bodelschwingh-Schule platzt aus den Nähten, aber eine Lösung der Probleme zieht sich seit Jahren hin

Zähe Geduldsprobe an der Förderschule: Die Bodelschwingh-Schule ist zu klein, Entlastung seit Jahren ein Thema. Aber der Kreis tritt auf der Stelle.
Bergkamen – Wenn’s richtig pladdert oder gar schneit wie gerade, dann wird’s drubbelig im Foyer der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule. Regenpause heißt das hier, wenn die Schüler nicht auf den Hof können und sich drinnen mehr Menschen tummeln, als es die Erbauer je gedacht haben. Davon zeugt auch der aufgerissene Hof vorm Altbau aus den 1950ern. Denn da müssen die nächsten Container hin, weil der Platz nicht reicht. Mittagessen gibt’s in zwei Schichten im Klassenraum – die Mensa ist viel zu klein. Und im kaputten Schwimmbad haben die Techniker schon vor vier Jahren den Stöpsel gezogen.
Probleme seit Jahren offensichtlich
Überhaupt ist seit Jahren bekannt, was die Arbeit der Förderschule Geistige Entwicklung des Kreises Unna buchstäblich einengt. Aber es geht ebenso lang nur schleppend voran mit der Entlastung der mit 328 Schülern, 88 Lehrkräften und einem Tross von Helfern im pädagogischen System überlaufenen Schule in Heil. Für etwa 240 Schüler ist sie Mitte der 90er zuletzt erweitert worden. Mit der Hälfte der aktuellen Schützlinge käme man zurecht, wenn der Bau an heutige Maßstäbe der Sonderpädagogik angepasst würde.
Ständige Einschränkungen
Die gesamte Primarstufe der Förderschule Geistige Entwicklung hat seit 2019 keinen Schwimmunterricht mehr, weil das Bad stillgelegt ist. Nur zwei 10er-Klassen kommen aktuell dafür in Betracht ins Hallenbad auszuweichen. Voraussetzung ist, dass die Jugendlichen selbstständig in der Umkleide zurechtkommen, berichtet Leiterin Ursula Landskron. Bei Schülern mit Assistenzbedarf sei an das Angebot nicht zu denken; auch müssten die Kinder schwimmen können. Eine Heranführung oder Wassergewöhnung sei so unmöglich. Auch sonst müsse die Schule sich laufend mit Einschränkungen arrangieren. Die Räume seien intakt, aber nicht immer bedarfsgerecht. „Wir müssen sehr flexibel sein, jedes Schuljahr neu planen.“ Etwa welche Klassen in den vier Containern lernen, weil das für einige nicht der richtige Ort sei. Flure, Pausenhalle und Mensa zu klein, Platzmangel allerorten. „Und wir arbeiten schon länger so.“
So ist es im Grunde seit 2021 beschlossen und doch tritt der Kreis gerade wieder auf der Stelle mit den konkreten Schritten, die – den Abläufen nach – in drei oder vier Jahren die angespannte Lage verbessern könnten. Der Kreis-Schulausschuss vertagte die Empfehlung für den längst favorisierten Neubau einer dritten Förderschule Geistige Entwicklung in Lünen (es gibt noch die Karl-Brauckmann-Schule in Holzwickede) und die damit einhergehende Sanierung des Heiler Standortes. Die CDU hatte noch Beratungsbedarf.
SPD: Parallel neu bauen und sanieren
Die SPD drängt indes auf eine Entscheidung. Nach der Kreistagsfraktion sprach sich nun auch die Bergkamener Ratsfraktion dafür aus, den Standort Heil zu erhalten und möglichst parallel auf Vordermann zu bringen. Und nicht erst nach der Fertigstellung der Schule in Lünen. Damit reagieren die Genossen auf den überraschenden Vorstoß von GFL/WfU im Kreis-Schulausschuss, wegen der Standortnachteile in Heil besser an geeigneterer Stelle nach selbem Bauplan einen Zwillingsneubau zu schaffen.
Fakt-Campus keine Option mehr
Die Standortfrage schien beantwortet, seit die Option verworfen wurde, in Bergkamen den Fakt-Campus (früher Bergbauberufsschule) zu übernehmen und herzurichten. Bei 51,7 Millionen Euro plus unkalkulierbarer Risiken wogen das Vorteile wie die direkte Anbindung an die Stadt gegenüber der Insellage in Heil nicht auf.
Gesamtkosten aktuell bei 48,5 Mio.
Das Umschwenken würde die Kosten von aktuell kalkulierten 48,5 Millionen Euro (29,8 Neubau Lünen, 18,7 Sanierung Heil) noch einmal in die Höhe treiben und die Bodelschwingh-Schule noch für etliche Jahre weiter belasten, hält die SPD dagegen. Sie will den eingeschlagenen Weg weiter beschreiten – und beim Schritt zulegen: In Heil soll nicht erst saniert werden, wenn etwa die Hälfte der Schüler nach Lünen umgezogen ist, sondern zeitgleich.
Standortfrage noch mal aufgeworfen
Wie das funktionieren soll, solange die Schule aus den Nähten platzt und nicht ausweichen kann, sei ihr rätselhaft, wird indes Schulleiterin Ursula Landskron aus der Ausschusssitzung zitiert. Und mit der grundsätzlichen Zustimmung für den Vorstoß, einen Alternativstandort für den ins Gespräch gebrachten Zwillingsbau zu erwägen. Der Ausschuss ließ das offen.
Kreistag soll Ende März entscheiden
In der Kreistagssitzung am 28. März soll sich nun zeigen, wohin die Reise geht. Die Kreisverwaltung hat intern zugesagt, bis dahin zu prüfen, ob für den Einzugsbereich andere Flächen verfügbar sind. Damit besteht allenfalls die Option, in Bergkamen noch anders zu verfahren. Für den – ebenfalls abgelegenen – Standort „Auf der Leibzucht“ in Lünen wird das Büro für den Bebauungsplan per Ausschreibung gesucht.
Schulleitung hofft auf Baubeschluss
Ein Raumkonzept nach pädagogischen Anforderungen liegt für beide Standorte vor. Mit einer Machbarkeitsstudie soll eigentlich bis zum Jahresende geprüft werden, ob und wie sich das im Bestand der Bodelschwingh-Schule umsetzen lässt. „Die Politik entscheidet, wie es weiter geht“, sagte Landskron dem WA. Aber was wünscht sie sich da? „Es muss dringend für Lünen der Baubeschluss eingeleitet werden. Das ist die Voraussetzung dafür, dass wir in Heil 50 Prozent der Schülerschaft abgeben können.“