Nicht einfach Zaun drumrum
BERGKAMEN - Schnee und Kälte halten Alfred Greb und seinen Pflegetrupp nicht davon ab, in die Natur zu fahren. Dort stehen schließlich auch im Winter Pflegearbeiten an. So wurden noch vor Weihnachten – auch nachdem der erste Schnee gefallen war – Hecken zurückgeschnitten. Immer dabei: die Häckselmaschine. So kann das zerkleinerte Strauchwerk im Gartenbereich wieder eingesetzt werden. Damit schließt sich ein natürlicher Kreislauf – und das schließlich ist der Sinn in einem Naturschutzgebiet.
39 solcher Gebiete gibt es im Kreis Unna auf einer Fläche von rund 3000 Hektar. Um diese kümmert sich die Biologische Station im Kreis Unna. Und die könnte keinen besseren Sitz haben, als in der Ökostation in Heil, in der Lippeaue bei Bergkamen.
Sich um Naturschutzgebiete kümmern – das geht über Pflege und Wartung weit hinaus, erklärt Klaus Klinger, Leiter der Biologischen Station. „Dazu gehört zum Beispiel auch die Kartierung von Flora und Fauna, die Biotopkartierung und Artenmonitoring.“ Also eine genaue Bestandsaufnahme.
Unter anderem deshalb ist die Biologische Station Mitte der 1990er Jahre gegründet worden, erinnert sich Klaus Klinger, der fast von Anfang an dabei ist. „Der Kreis Unna hat die Landschaftsplanung schon damals sehr ernst genommen, und mit fast 40 Naturschutzgebieten war er gut bestückt.“ Allerdings habe ein gewisser Umsetzungsmangel geherrscht, „und da sollte mehr passieren“.
Zu den ersten Aufgaben zählten deshalb nach der Gründung 1994, Pflege- und Entwicklungspläne für jedes einzelne Naturschutzgebiet zu erstellen. „Anhand dieser Pläne haben wir dann Entwicklungskonzepte erstellt“, so Klinger.
Naturschutz, das bedeute nicht nur, die Natur im eigentlichen Sinne zu schützen, erklärt der Diplom-Biologe. „Vielmehr schützen wir die Kulturlandschaft, interessieren uns für die grüne Landschaft, für Wald und Gewässer.“ Dazu müsse das Rad manchmal etwas zurückgedreht werden. Beispiel Lippeauen: „Wir arbeiten daran, dort ein ökologisches Optimalkonzept umzusetzen, dazu gehören Wiesen und Weiden in der Auenlandschaft, Kopfbäume müssten wieder angepflanzt, Stillgewässer wie Tümpel und Teiche reaktiviert oder neu angelegt werden.“
Ein wichtiger Aspekt dabei: „Naturschutz heißt für uns nicht, Zaun drumherum und Menschen ausschließen.“ Manchmal müsse das aber doch sein. „Ein Radweg zum Beispiel kann einen Lebensraum durchschneiden und damit zerstören.“ So gelte es immer wieder, zwischen verschiedenen Interessen zu vermitteln, erläutert Klinger. Deshalb sei es eine Sache, erklärende Schilder aufzustellen. „Aber wir müssen den Menschen Natur auch nahe bringen, damit sie Verständnis entwickeln für die manchmal empfindlichen Lebensräume und dann eben auch für die Maßnahmen, die wir zum Schutz ergreifen.“
Entsprechend umfangreich ist das Angebot der Biologischen Station an Exkursionen, Vorträgen und anderen Informationsveranstaltungen. Eine weitere Aufgabe der mittlerweile neun Mitarbeiter – darunter Biologen, Landschaftsökologen, Garten- und Landschaftsbauer –, die in der Biologischen Station in Heil arbeiten. Außer ihnen gibt es den Pflegetrupp unter der Leitung von Alfred Greb. Die zehn Stellen sind besetzt mit Bürgerarbeitern und vier Leuten, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) absolvieren. Sie leisten die praktische Umsetzung der Naturschutzmaßnahmen wie Wiesenmahd, Hecken- und Kopfbaumschnitt oder Anlegen von Kleingewässern. Und das bei Wind und Wetter. - mar