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Biggesee statt Kanal: Stadt bedauert Entscheidung zu Fahrgastschiff

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Von: Jürgen Menke

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Die Santa Monika 3 verließ Ende 2020 die Marina Rünthe in Richtung Neckar.
Die Santa Monika 3 verließ Ende 2020 die Marina Rünthe in Richtung Neckar. Eine Nachfolge ist nicht (mehr) in Sicht. © Jürgen Menke

Bis vor Kurzem war die Stadt Bergkamen optimistisch, bald ein neues Fahrgastschiff für die Marina Rünthe präsentieren zu können. Nun haben sich die Hoffnungen zerschlagen.

Bergkamen – „Das ist sehr bedauerlich“, sagt Karsten Quabeck vom Stadtmarketing Bergkamen (NRW). Seit dem vergangenen Sommer war er im Gespräch mit einem Interessenten, der wieder Passagiere über den Datteln-Hamm-Kanal befördern wollte. Dabei ging es vor allem um Fragen der Finanzierung. Der Mann aus Essen zeigte ihm sogar Fotos möglicher Ausflugsboote, die er zum Kauf in Erwägung zog. Nun aber ist er abgesprungen.

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„Er hat ein gutes Angebot am Biggesee bekommen und auch angenommen“, berichtet Quabeck. „Das freut mich für ihn – wir haben aber leider Pech gehabt.“ Was jetzt folgt? „Die Suche geht natürlich weiter. Denn so viel steht fest: In die Marina gehört ein Fahrgastschiff.“

Biggesee statt Kanal: Stadt Bergkamen bedauert Entscheidung zu Fahrgastschiff

Der neue Kahn wäre etwa halb so groß gewesen wie die Santa Monika 3 mit ihren knapp 300 Sitzplätzen. Das 41 Meter lange und 6,40 Meter breite Fahrgastschiff, das häufig auch Hamm ansteuerte, hatte die Marina Ende 2020 in Richtung Neckar verlassen.

Als „Schwimmende Weinlaube“ bewirbt der heutige Eigner die Santa Monika 3, die mittlerweile zur „MS Weinkönigin“ umgetauft wurde.
Als „Schwimmende Weinlaube“ bewirbt der heutige Eigner die Santa Monika 3, die mittlerweile zur „MS Weinkönigin“ umgetauft wurde. © Jürgen Menke

Dort verkehrt es nunmehr als „MS Weinkönigin“ regelmäßig zwischen Ludwigsburg-Hoheneck und Besigheim. Auch Erlebnisfahrten an Bord werden angeboten: 90er-Party, Fasching, Mallorca-Party, Après-Ski etc.. Eignerin ist die „Neckar-Personen-Schiffahrt Berta Epple GmbH + Co. KG“, die weitere Schiffe betreibt und auf zwei Dritteln des schiffbaren Neckars unterwegs ist – von Esslingen über Stuttgart bis nach Neckarzimmern.

Das Aussehen der „alten Dame“ hat sich verändert. Mit Umzug in den Süden wurde aus dem rot-weißen ein blau-weißer Rumpf; weitere Umgestaltungen und Umbauarbeiten fanden in einer Werft in Duisburg statt.

Was ist mit dem Hafenfest in der Marina Rünthe?

Der frühere Kapitän war 70 Jahre alt, als er von Bord ging. Er hatte seine „Monika“ noch kurz vor dem Verkauf auf Vordermann gebracht, Fensterrahmen gestrichen und Fußböden akribisch poliert. Eigentlich wollte er sich noch gar nicht von ihr trennen, doch dann wurde die Corona-Pause länger und länger ...

Die „MS Weinkönigin“ wird dem Vernehmen nach gut gebucht. Quabeck ist das ebenso wenig Trost wie die vermutlich ruhige See seines früheren Interessenten. Der Sachgebietsleiter wünscht sich nicht nur eine dauerhafte Lösung für die Marina, sondern auch eine temporäre für das anstehende Hafenfest, das erstmals nach 2019 wieder gefeiert werden kann.

Ein Foto vom Hafenfest 2014. Muss die besucherstärkste Veranstaltung in Bergkamen diesmal ohne größeres Fahrgastschiff auskommen?
Ein Foto vom Hafenfest 2014. Muss die besucherstärkste Veranstaltung in Bergkamen diesmal ohne größeres Fahrgastschiff auskommen? © Robert Szkudlarek

Es findet vom 2. bis zum 4. Juni statt. „Wir hoffen, dass wir noch ein Fahrgastschiff finden, das Besucher zum Beispiel bis zur geplanten Wasserstadt bringt, wobei es an Bord dann Infos zum Bauprojekt geben würde“, sagt Quabeck. Allerdings: Auch hier verzeichnete er bislang nur Absagen. „Ich hab’s sogar in Münster versucht, bei der MS Günther – ohne Erfolg.“ Entweder seien die Schiffe schon anderweitig im Einsatz oder schlicht zu teuer.

Die Planungen fürs Hafenfest laufen laut Quabeck auf Hochtouren. Auch wenn in Rünthe diesmal kein größeres Fahrgastschiff andocken sollte: Kanalüberquerungen auf dem Wasser sollen wieder möglich werden. „Das hat uns das THW zugesagt.“ Die zurückliegenden Feste waren wegen der Pandemie abgesagt worden, zuletzt fehlte es bekanntlich auch an einem zweiten Rettungsweg, der aber aktuell im Bau ist.

Weitere Interessenten

Der abgesprungene Essener hat dem Stadtmarketing die Kontaktdaten weiterer potenzieller Kapitäne gegeben, die zumindest nicht ausschließen, in der Marina den Kahn festzumachen. „Bei denen werden wir als Erstes nachfragen“, sagt Quabeck. Ein Nachfolge-Dampfer für die Santa Monika 3 steht auf seiner Wunschliste auch deshalb ganz oben, weil dieser noch mehr Gäste in die Marina bringen könnte, in der sich das gastronomische Angebot zuletzt deutlich erweitert hat.

Zusätzliche Besucher könnten auch durch eine attraktivere Beschilderung der Freizeitstätte generiert werden, ist Quabeck überzeugt. Deswegen verfolgt er weiterhin die Idee, einen neuen touristischen Wegweiser im Bereich der Einfahrt an der B 233 (Werner Straße) aufzustellen.

Abstimmung mit Akteuren

Der alte, blaue Wegweiser von 1995 ist sichtbar in die Jahre gekommen und lässt Informationen zu den konkreten Angeboten in der Marina, etwa zur Gastronomie oder zum Wohnmobilhafen, vermissen. Das soll sich mit einem modernen Aufsteller ändern. „Wir befinden uns dazu noch in Abstimmung mit den örtlichen Akteuren“, sagt Quabeck.

Über den größeren Wegweiser an der B 233 hinaus schweben dem Marketing-Experten neue Hinweisgeber auch im Bereich der Marina vor – am besten im gleichen Design, damit sie leicht ins Auge fallen. Mit der Beschilderung sei man „auf gutem Weg“, meint Quabeck. Das war die Stadt in Sachen Fahrgastschiff zuletzt auch – und ist es hoffentlich bald wieder.

Was ist da wirklich vorm Kiosk an der Schulstraße in Bergkamen passiert? Vor Gericht kamen Zweifel auf, dass ein Falschparker einen schimpfenden Rentner anfahren wollte, wie angeklagt.

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