Bergkamener vor Gericht
Mit Würgehölzern und Beleidigungen: Familienvater greift Lehrer an
In welchem seelischen Zustand war ein jetzt angeklagter Bergkamener, als er im April 2018 einen Lehrer der Willy-Brandt-Schule mit Würgehölzern attackierte, bedrohte und beleidigte?
Bergkamen/Dortmund – Diese Frage stand im Mittelpunkt des Gutachtens von Psychiater Jörn Hahn, der am Montag vor dem Dortmunder Landgericht als Sachverständiger gehört wurde.Sein Fazit aus medizinischer Sicht: Der Angeklagte gilt wegen seines Cannabiskonsums zur Tatzeit in Kombination mit seinem leicht reizbaren Charakter als lediglich vermindert schuldfähig.
Der Mediziner hatte den 36-jährigen zehnfachen Familienvater untersucht, in der psychiatrischen Klinik in Dortmund behandelt und während des mehrwöchigen Prozesses beobachtet. Seine Diagnose: Der Bergkamener stand während des Angriffs auf den Lehrer und während weiterer angeklagter Beleidigungen und Bedrohungen von Passanten, Nachbarn und Polizisten unter der Wirkung von Cannabis. Unter dem Einfluss dieser Droge sei er aggressiv, fühle sich von seinem Gegenüber bedroht und verfolgt.
Angreifer beruft sich auf Notwehr
Nach dem Angriff auf den Lehrer auf dem Schulhof der Gesamtschule wurde der mutmaßliche Angreifer in die psychiatrische Klinik zwangseingewiesen; dort wurden positive Cannabistests vorgenommen. „Nein, ich nehme kein Cannabis, das müssen Nebenwirkungen von starken Schmerzmitteln sein!“, behauptete hingegen der Angeklagte auch gestern erneut. Nach wie vor ist er davon überzeugt, dass der Lehrer ihn angegriffen hat und er selbst sich lediglich aus Notwehr gegen die Schläge mit einer Aktentasche gewehrt habe.
Der langgediente Pädagoge konnte nach dem Angriff nicht wieder im Schuldienst arbeiten und ist mittlerweile im Ruhestand. Gutachter Huhn erklärte vor dem Dortmunder Landgericht, dass der von Wesen her sehr leicht reizbare Bergkamener durchaus wieder straffällig werden könne, wenn er weiter Cannabis konsumiere. Vom medizinischen Sachverstand her sei es vielleicht angezeigt, dass er ein stimmungsstabilisierendes Medikament nehme, um eine ausgeglichene Stimmung zu erzeugen.