Noch davor steht allerdings der praktische Akt des Immunisierens. „Wir haben in unserer Ausbildung nicht gelernt, zu impfen, und wir dürfen es auch nicht. Dazu müssen wir erst mal Zusatzqualifikationen erwerben“, erklärt sie. Die Fortbildungen dafür liefen jetzt erst an, das Mustercurriculum, den Lehrplan, hat die Bundesapothekenkammer gerade veröffentlicht.
Holz und ihre Kollegen wollen das nun weiter verfolgen und sich anmelden. Und erst wenn sie die entsprechenden Nachweise erbringen, dürfen sie für sich Impfstoff und anderes erforderliches Material bestellen.
Die Apothekenkammer NRW muss ihnen dafür nach erfolgter Fortbildung eine Bescheinigung ausstellen, die Apotheke in einer Selbstauskunft bestätigen, dass nur berechtigte und geschulte Personen die Impfungen vornehmen. Außerdem ist eine Betriebshaftpflichtversicherung erforderlich, die mögliche Schäden abdeckt.
Einige Apotheker haben diese Qualifikation bereits. Sie gehören zu den Teilnehmern des Modellprojektes zur Grippeschutzimpfung, das 2020 gestartet wurde, und haben damit den praktischen Teil zumindest schon gelernt. Der Kreis Unna gehört jedoch bislang nicht zu den Modellgebieten, erfahrene „Impfer“ fehlen also in den hiesigen Apotheken.
Nicht nur deshalb möchte Maria Happe in ihrer Apotheke Rünther Straße lieber auf das Immunisieren verzichten. „Die Ärzte impfen hier alle so super und boostern so gut, da will ich nicht dazwischen grätschen“, gibt die Inhaberin an. Zumal viele Ärzte momentan nicht die Mengen an Impfstoff erhielten, die sie benötigten. „Und dann soll ich als Apotheke Impfstoff für mich bestellen und ihnen den Impfstoff abgraben? Das mache ich nicht“, macht Maria Happe deutlich. Sie möchte das Impfen lieber weiter in den erprobten Händen der Mediziner belassen. „Die Ärzte sind so engagiert“, sieht sie momentan zudem keine Notwendigkeit darin, sich zusätzlich miteinzubringen.
Für die Impfungen sollen die Pharmazeuten übrigens die gleiche Vergütung erhalten wie die Ärzte.