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Anmelde-Boom: Nicht alle Erstklässler kommen auf ihre Wunschschule

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Von: Jürgen Menke

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Die Pfalzschule verzeichnet 111 Anmeldungen, kann aber nur 104 Erstklässler aufnehmen – obwohl schon ein Extra-Unterrichtsraum auf dem Schulhof errichtet werden soll. Im Bild zeigen Grundschüler Zirkusakrobatik.
Die Pfalzschule verzeichnet 111 Anmeldungen, kann aber nur 104 Erstklässler aufnehmen – obwohl schon ein Extra-Unterrichtsraum auf dem Schulhof errichtet werden soll. Im Bild zeigen Grundschüler Zirkusakrobatik. © Karin Hillebrand

Die Stadt Bergkamen verzeichnet für das Schuljahr 2023/24 an ihren sieben Grundschulen eine Rekord-Nachfrage. Zwei Einrichtungen müssen angehende Erstklässler abweisen, an zweien schlägt die Verwaltung die Errichtung eines mobilen Klassenraums auf dem Schulhof vor.

Bergkamen – Insgesamt sind 522 Mädchen und Jungen angemeldet – deutlich mehr als in den zurückliegenden Jahren. Die Stadt sieht zwei Gründe für diese Entwicklung: Zum einen wechselten viele Kinder aus ukrainischen Flüchtlingsfamilien von der Kita in die Schule. Zum anderen sei die Zahl der Kinder, die im Vorjahr zurückgestellt wurden, mit 21 (gegenüber 16 und sieben in der Zeit davor) besonders hoch.

Raumprobleme an Pfalzschule

Überdies haben sich in diesem Jahr weit weniger Kinder an Schulen außerhalb der Stadt angemeldet wie etwa an der Waldorfschule Hamm. Im Vorjahr waren’s 13, diesmal sind’s nur sechs. Von zwei schulpflichtig gewordenen Kindern hat die Stadt noch keine Rückmeldungen. Hier seien Jugendamt und der Außendienst eingeschaltet worden, heißt es.

An der Pfalzschule in Weddinghofen liegen – Stand 15. Januar – mit 111 die meisten Anmeldungen vor. Allerdings ist sie räumlich nur für 3,5 Züge ausgelegt und gibt im kommenden Sommer nur drei Klassen ab. Dennoch schlägt die Verwaltung hier die Bildung von vier neuen Eingangsklassen vor.

49 Mädchen und Jungen haben sich an der Freiherr-von-Ketteler-Schule angemeldet. Weil drei Klassen gebildet werden, kann sie auch Kinder aufnehmen, die an der Overberger Schule abgewiesen werden.
49 Mädchen und Jungen haben sich an der Freiherr-von-Ketteler-Schule angemeldet. Weil drei Klassen gebildet werden, kann sie auch Kinder aufnehmen, die an der Overberger Schule abgewiesen werden. © Jürgen Menke

Um den Mehrbedarf an Räumen abzudecken, ist – in Absprache mit der Schulleitung und der Schulaufsicht – ein mobiler Klassenraum geplant. Dieser soll als Mehrzweckraum etwa für Religionsunterricht oder muttersprachlichen Ergänzungsunterricht genutzt werden. Der bestehende Mehrzweckraum wird dann zum Extra-Klassenzimmer umgestaltet.

Mit der Lösung kann erreicht werden, dass sich die Zahl der Abweisungen um rund 30 reduziert. Sieben Familien, die sich an der Pfalzschule wandten, müssen sich den Plänen nach dennoch woanders umschauen. Gleiches gilt für vier Elternhäuser, die sich für die Overberger Schule als Wunschschule entschieden haben. Hier lag die Zahl der Anmeldungen bei 60, bei zwei neuen ersten Klassen können aber maximal 56 Kinder aufgenommen werden.

Hauptmann-Schule vierzügig

Etliche freie Plätze gibt es zum nächsten Schuljahr etwa noch an der Freiherr-von-Ketteler-Schule in Rünthe (drei Klassen bei 49 Anmeldungen) sowie an der Gerhart-Hauptmann-Schule in Mitte. Diese würde nach Umsetzung der Verwaltungspläne bei 83 Anmeldungen erstmals seit Jahren wieder vier Eingangsklassen bilden. Dazu soll ein früher bereits als Klassenraum genutzter Raum im Untergeschoss wieder zu so einem werden. „Der Vorteil dieser Lösung ist aber für die Schule, die auch Familiengrundschulzentrum ist, dass die Klassen nicht zu groß werden“, heißt es aufseiten der Verwaltung.

Über die sogenannte kommunale Klassenrichtzahl im Schuljahr 2023/24 berät am Dienstag, 7. Februar, abschließend der Ausschuss für Schule, Sport und Weiterbildung des Stadtrats. Die Sitzung beginnt um 17 Uhr im Ratssaal des Ratstraktes.

Insgesamt 23 Eingangsklassen

Die gleiche Situation wie an der Pfalzschule ergibt sich auch an der Jahnschule in Oberaden. Hier werden zwei Klassen die Schule verlassen, es müssten bei 71 Anmeldungen aber drei Eingangsklassen gebildet werden. Auch hier schlägt die Verwaltung die Errichtung eines mobilen Zusatzraums vor.

Insgesamt werden an den sieben Grundschulen 23 Eingangsklassen gebildet. Maximal könnten damit 565 Kinder beschult werden. An der Schillerschule in Mitte (70 Anmeldungen) und an der Preinschule in Oberaden (76 Anmeldungen) sind aktuell jeweils drei Klassen geplant. Die große Nachfrage an der Pfalzschule ist auch darauf zurückzuführen, dass viele vor dem Krieg in der Ukraine Geflüchtete eine Unterkunft im dort gelegenen Fakt-Campus gefunden haben.

Prognose: Zahlen gehen zurück

Welche Familie konkret mangels Plätzen abgewiesen wird, ist Sache der jeweiligen Schule. Sie muss die Auswahl gemäß „Verordnung über den Bildungsgang in der Grundschule“ vornehmen. Diese besagt zum Beispiel, dass bei einem Anmeldeüberhang Kinder mit Wohnsitz in der Gemeinde vorrangig berücksichtigt werden müssen. Weitere Kriterien sind etwa mögliche Geschwisterkinder an der Schule, der Schulweg und ein ausgewogenes Verhältnis von Jungen und Mädchen sowie von unterschiedlicher Muttersprachen. Härtefälle müssen gesondert betrachtet werden.

Die Zahl der Grundschüler in Bergkamen soll im Übrigen wieder sinken: nach Prognosen, die der Stadt vorliegen, auf 476 zum Schuljahr 2024/25 und 474 sowie 460 in den Folgeschuljahren. Um Aufschluss über die zukünftige Entwicklung zu geben, will die Stadt nach eigenem Bekunden speziell für den Bereich der Primarstufe eine Schulentwicklungsplanung durchzuführen. Sie soll eine verlässliche Aussage für die nächsten Jahre treffen.

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