Ankunft im Morgengrauen: Schwertransport bringt letztes Bauteil für Lippebrücke nach Rünthe
Rünthe – Es ist vollbracht. Auch das dritte und letzte Brückenbauteil für die neue Lippebrücke an der Kamener Straße ist in Rünthe angekommen.
Schon allein der Transport lockte in der Nacht von Freitag auf Samstag vereinzelte Zuschauer an den Straßenrand oder auf die Balkone. Mit stolzen 64 Metern ist es das längste jemals vom Hersteller im sächsischen Plauen gebaute Brückenbauteil, das sich von dort aus auf eine geradezu abenteuerliche Reise machte. Statt rund 550 Kilometer Wegstrecke war ein Umweg von 700 Kilometern notwendig (siehe unten), denn mit 170 Tonnen Gesamtgewicht war da ein echter Koloss unterwegs.
Mit einem „normalen“ Transporter wäre man dabei nicht weit gekommen. Und so schob sich langsam ein an die 100 Meter langer Transporter mit Zug- und Schubmaschine und insgesamt 1600 PS von der A1-Anschlussstelle Hamm-Bockum/Werne in Richtung Rünthe.
Nächtlicher Schwertransport zur Lippebrücke in Bergkamen




Ohne die beiden mit eigenem Antrieb selbstfahrenden Plattformen mit neun beziehungsweise elf einzeln steuerbaren Achsen, die von zwei Mitarbeitern der Transportfirma ferngesteuert wurden, wäre dieser Überlandtransport gar nicht möglich gewesen. Jede Verkehrsinsel musste mit Stahlplatten abgedeckt und mit Rampen vor Beschädigungen geschützt, Verkehrsschilder, Leitpfosten abmontiert und Ampeln weggedreht werden.
Und trotzdem ging es etliche Male um die sprichwörtliche Haaresbreite an Hindernissen vorbei. Am Samstagmorgen um kurz nach 5 wurde das letzte Brückenbauteil in der Baustelle „geparkt“. Im Sommer wird die neue Lippebrücke voraussichtlich fertiggestellt. Bis dahin muss noch die Endmontage der drei Brückenteile erfolgen. Im Anschluss werden die eingehobenen Teile verbunden, der Korrosionsschutz aufgetragen und die Fahrbahnplatte aufgebracht.
Die Strecke: Rheinbrücke wurde gesperrt
Jürgen Schack, Projektleiter der KJJ Logistik aus der Schweiz gibt einen Abriss über den auf den ersten Blick konfusen Streckenverlauf: „Von Plauen aus nach Süden über die A72/A9, in Nürnberg auf die A6, Am Kreuz Feuchtwangen nach Norden auf die A7. Wenige Kilometer ging es wegen des Gewichts über die Landstraße weiter, dabei mussten wir zweimal eine 180-Grad-Wendung bewältigen. Zwischendurch musste das Gefährt auch noch vier Meter verlängert werden, weil wir im restlichen Deutschland nicht so kurz fahren dürfen“, berichtet Schack.
„Weiter ging es nach Frankfurt. Am Frankfurter Flughafen auf die A5 bis Hockenheim, dort auf die A61 bis Kreuz Jackerath, dann auf die A44, A46, A44, A52, wieder über den Rhein. Für unsere Einzelfahrt wurde die Rheinbrücke gesperrt. Über die A3 ging es weiter in Richtung Oberhausen.“
Bis dorthin habe man allein vier Nächte gebraucht. In Oberhausen sei man am Freitagabend um 22 Uhr für den „Schlussspurt“ zunächst in Richtung Bottrop, dort dann auf die A31 in Richtung Norden gestartet. Über die B58 ging es auf die A43. Am Kreuz Münster dann endlich auf die A1 bis zur Abfahrt Hamm-Bockum/Werne.