Die Absage sei dem Verein nicht leicht gefallen, sagt Dasbeck. Gerade auch nach den vielen Einschränkungen durch Corona. Letztlich sei ausschlaggebend gewesen, dass sich jedes Tier längstens 72 Stunden vor dem Einsetzen einem speziellen PCR-Test hätte unterziehen müssen. „Das hätte sich im großen Stil kaum organisieren lassen“, meint Dasbeck. Außerdem sei es mit zusätzlichen Kosten für die Aussteller verbunden gewesen.
Der Kreis Unna bestätigt, dass für Geflügelschauen seit Anfang Dezember – neben den üblichen Auflagen – eine weitere Bestimmung existiert, eben die genannte molekularbiologische Untersuchung bei jedem einzelnen Tier durch einen Tierarzt. Der Untersuchungsbefund müsse nachgewiesen werden.
Wenn Schauen nicht mehr durchführbar sind, wird es auch schwieriger, Nachwuchs zu gewinnen. Manch eine Geflügelrasse würde ohne unser Hobby aussterben.
Die Geflügelpest stelle auch für den Kreis Unna eine Gefahr dar, heißt es bei der Behörde. „Seit Herbst/Winter 2022 sind 26 Ausbrüche in Geflügelbeständen und 21 Ausbrüche bei Wildvögeln in NRW festgestellt worden. Im laufenden Jahr gibt es bisher zwei Ausbrüche bei Wildvögeln.“ Deshalb habe der Kreis auch die Vorsorgemaßnahmen angepasst.
Die seit Dezember laufenden Untersuchungen von Wild- und Hausvögeln sollen helfen, frühzeitig mögliche Ausbruchsherde lokalisieren zu können. Bisher seien alle Proben negativ gewesen, teilt der Kreis mit. Und: „Das Monitoring wird ganzjährig fortgeführt.“
Mit den Vorsichtsmaßnahmen steht die Behörde nicht alleine da. Auch der Kreis Soest ist aktuell auf der Hut. Beide hatten für Anfang Dezember Geflügelhalter mit mehr als 50 Tieren zu einer Infoveranstaltung über die aktuelle Situation eingeladen. Auch Gäste aus Hamm waren willkommen.
Die hiesigen Geflügelhalter seien spätestens seit dem Geflügelpestausbruch im Märkischen Kreis im Frühjahr 2021 hoch sensibilisiert, heißt es. Damals sei im Südkreis ein Sperr- und ein Beobachtungsgebiet eingerichtet worden. „Aufgrund der geografischen Lage des Ausbruchsbetriebes direkt an der Ruhr hatte der Kreis Unna die größte Restriktionszone des gesamtem Seuchenausbruches.“ Insgesamt seien damals über 220 Geflügelhaltungen betroffen gewesen.
Umgangssprachlich werden die Begriffe Geflügelpest und Vogelgrippe synonym verwendet. Die Veterinärmedizin spricht von einer „Aviären Influenza“ (Avis lat.: Vogel / Influenza lat.: Grippe). Zwei Varianten werden unterschieden: die niedrigpathogene und die hochpathogene, die dann auch als Geflügelpest bezeichnet wird. Bei ihr handelt es sich um eine hochansteckende Krankheit mit einer extrem hohen Todesrate. Es gilt, die Verbreitung auf gesunde Geflügelbestände zu verhindern. Betroffene Bestände müssen getötet werden; so will es aktuell das Gesetz. „Einen Ermessensspielraum gibt es im Falle eines Ausbruchs der hochpathogenen Aviären Influenza nicht“, heißt es beim Kreis Unna.
Hintergrund für die Einführung der weiteren Auflage ist laut Kreis eine veränderte Risikoabschätzung der Seuchensituation. In Mecklenburg-Vorpommern sei es Anfang Dezember im Zusammenhang mit einer Geflügelausstellung zu einer Verschleppung des Krankheitserregers in mehreren Rassegeflügelbeständen gekommen.
Artur Dasbeck hat Verständnis für das Vorgehen der Behörden. Die Auswirkungen auf die Vereine seien dennoch verheerend. Nicht nur fehlten wichtige Einnahmen aus der Bewirtung von Gästen, betont er. „Wenn Schauen nicht mehr durchführbar sind, wird es auch schwieriger, Nachwuchs zu gewinnen. Manch eine Geflügelrasse würde ohne unser Hobby aussterben.“
Für die Zukunft fährt die „Edle Rasse“ zweigleisig. So plant der Verein mit seinen rund 50 Mitgliedern neben der turnusmäßigen Ausstellung im Januar 2024 noch eine Schau im Oktober. Das Kalkül: Wenn im Herbst noch keine Zugvögel über die hiesige Region fliegen, ist das Geflügelpest-Risiko geringer, eine Schau womöglich leichter zu organisieren.
Ansonsten ist bei Dasbeck und seinen Mitstreitern die Hoffnung groß, dass es schon bald einen Impfstoff gegen die Geflügelpest gibt. Auch das wird Thema bei der Jahreshauptversammlung Ende Februar sein.