Über 220 Familien, was etwa 450 Mitgliedern im Kreisgebiet und Umgebung entspricht, gehören zur Alevitischen Gemeinschaft. Für Mitglieder und Verantwortliche sind die Geschehnisse in den Erdbebengebieten im Süden der Türkei und im Norden Syriens beherrschend. „Wir haben insgesamt rund 160 Gemeinschaften in Deutschland, die alle jetzt Geld sammeln, um den Menschen zu helfen“, berichtet der zweite Vorsitzende Dursun Kahraman. Das Geld wird dann an die in Köln beheimatete Alevitische Gemeinde Deutschland überwiesen und von dort weitergeleitet, um im Krisengebiet zu helfen.
Moscheegemeinden sammeln
Sowohl die Moscheegemeinde Oberaden als auch die Moschee in Bergkamen-Mitte haben angekündigt, am Freitag, 10. Februar, nach dem Freitagsgebet für die Opfer der Erdbeben zu sammeln. „Das ist der Zeitpunkt, an dem dort die meisten Mitglieder vor Ort sind“, so Ibrahim Celiktas von der Stadt Bergkamen, der engen Kontakt zu den türkischen Gemeinschaften unterhält. Die Gemeinschaften haben angekündigt, das gespendete Geld an den Türkischen Roten Halbmond, die größte Hilfsorganisation der Türkei, weiterzuleiten.
Die Mitglieder sind informiert, im Interkulturellen Begegnungszentrum hängen bereits mehrere Listen von erhaltenen Spenden aus. Eigentlich war für die kommende Woche ein großes alevitisches Fest zu Ehren des Schutzpatrons Hizir geplant gewesen, berichtet Kahraman. Für die Durchführung des zweitägigen Festes sind bereits etliche Teilnahmebeiträge eingegangen. „Das Fest fällt aus, die gesammelten Beiträge werden ebenfalls an den Dachverband überwiesen“, sagt Kahraman. „Viele Mitglieder haben nach den Ereignissen zudem ihre ursprünglich für das Fest gedachten Beitrag noch einmal deutlich erhört“, schildert die ehrenamtliche Verwaltungsmitarbeiterin Silvana Horstmann mit Blick auf die Spendenlisten. Ismail Koc, der Vorsitzende der Gemeinschaft, hofft, dass mindestens 20 000 Euro zusammenkommen.
Etliche der alevitischen Einwohner im Kreis Unna haben in den betroffenen Gebieten in der Türkei Familie. „Wir haben ein Mitglied in Kamen, das hat 15 Angehörige verloren. Da sind sowohl die Eltern als auch Schwester und Schwager bei dem Erdbeben umgekommen“, berichtet Horstmann. Ein weiteres Mitglied in Bergkamen trauert um drei Angehörige seiner Familie. Die beiden Dedes, die religiösen Würdenträger der Gemeinschaft, haben bereits Kontakt mit den Betroffenen aufgenommen, um Trost zu spenden und die Hinterbliebenen seelsorgerisch zu betreuen.
Vielerorts werden Sachspenden gesammelt. Auch lokal ist die Spenden-Bereitschaft groß. Nachdem Koc erfahren hat, dass zwei zunächst verschüttete Zufahrtsstraßen ins Gebiet wieder befahrbar sind, ist schnell der Plan gereift, doch einen 20-Tonner auf den Weg zu schicken. Die erste Spende an der Buchfinkenstraße ist schon da. Michael Kästner von der Kamener Firma Amkou Control brachte am Mittwochmittag kistenweise warme Decken und Kleidung, die seine Mitarbeiter gespendet hatten. Zwischenzeitlich hat auch der TuS Weddinghofen angekündigt, sich an der Hilfsgüter-Sammlung der Aleviten zu beteiligen.