Künstlerin und Geschichtskreis rufen Bürger auf
Kunstaktion zum Abriss: Förderturm Aden 2 soll in Oberaden leuchtend auferstehen
Der Wehmut über den Abriss des Förderturms von Haus Aden 2 ist bei vielen Bergkamenern groß. Ein Kunstprojekt soll dem Turm nun einen würdigen Abschied bescheren.
Bergkamen – „Der grüne Riese“, sagt Claudia Winkel, wenn sie vom Oberadener Wahrzeichen spricht. Das hat nichts Bedrohliches, sondern einen wohligen Anklang, ins Schwingen gebracht durch angenehme Erinnerungen an eine Kindheit beinahe unter dem Förderturm Aden 2.
Am Tulpenhof im Hause Nierhoff ist die 57-Jährige aufgewachsen, der stählerne Trumm war ihr Gewähr für Geborgenheit. „Ich habe den Turm geliebt. Gerade im Dunkeln, wenn sich die Räder drehen. Es ist doch Wahnsinn, das einfach wegzuschmeißen. So etwas kann kein Kunstwerk ersetzen“, sagt Winkel über den Abriss – und plant einen letzten Gruß.
„Ein letztes Glück auf“ ist Titel der Aktion, mit der Winkel und ihre Mitstreiter vom Geschichtskreis Haus Aden darauf reagieren, dass den vielen, mit dem Bergbau verbundenen Bergkamenern „hier etwas aus dem Herzen gerissen wird“, wie sie es nennt. In Bielefeld lebt und arbeitet das „Bergkamener Kind“ schon Jahrzehnte als Künstlerin und ist, nicht nur zu Besuch bei Mutter Hannelore, der Heimatstadt noch verbunden. So sehr, dass sie den Abriss des grünen Riesens regelmäßig fotografiert. „Da treffe ich andere, denen laufen die Tränen, wenn sie das mitansehen müssen.“
Projektion der Turmsilhouette
Dass der Rat der Stadt den Ruf nach Erhalt des Turms nicht erhörte (unter anderem weil das erforderliche Versetzen 3 Millionen Euro kosten soll), wirkt noch immer nach: „Der Turm steht doch für die Geschichte Bergkamens, und so viele tolle Sachen hat die Stadt ja nun nicht!“ So weckte der Frust den Kunstsinn, „um den Turm zum Abschied noch einmal aufleben zu lassen“, wie Claudia Winkel die Intention beschreibt.
Dabei ist speziell der Ortsteil, die ehemalige Nachbarschaft, aufgerufen, ein Zeichen der Verbundenheit mit dem für Bergkamen prägenden Bergbau und seinen Menschen zu setzen. Mit der Projektion der Silhouette des markanten Schachtgerüsts an den Fassaden soll das für jedermann sichtbar werden, so die Initiatorin, „wenn der grüne Riese fällt.“
Die Künstlerin hat Folien entworfen, die mit etwas Geschick – wie man es in jeder Zechenkolonie kennt – und einer Lampe zu einem Projektor gemacht werden kann. Vorlage und Anleitung gibt’’s, solange der Vorrat reicht, in der Buchhandlung von Ilka Best-Harder.
Abschluss mit dem Steigerlied
Von Montag, 12. April, bis Samstag, 17. April, soll die Lichtkunst ab Einbruch der Dämmerung die Siedlung zu einer kollektiven Gedächtnisstätte machen. Zum Abschluss wird das wohl eingängigste Vermächtnis der Kumpel angestimmt: das Steigerlied. Die Bürger sind eingeladen, ab 20 Uhr am offenen Fenster zuzuhören und gern einzustimmen, wenn Peter Schedalke als langjähriger Vorsitzender des Geschichtskreises das Hohelied des Bergbaus anstimmt. Das geschieht, indem der Kumpel mit einem Auto langsam durch die Straßen gefahren wird. Gleichsam ein stolzer Trauerzug durch das Reich des grünen Riesen.
Wer bei der Lichtaktion mitmachen möchte, kann die Folien inklusive Anleitung für die Projektion kostenlos in der „Buchhandlung Am Bahnhof“ von Ilka Best-Harder, Lünener Straße 100, erhalten. Coronaregeln: Bitte anmelden unter Tel. 02306/8805, Dienstag und Donnerstag, 11 bis 12.30 Uhr; E-Mail an artischoke@gmx.de.