Autoverbote und Touristentickets: Italien verschärft Regeln für Urlauber
Italien wappnet sich für den Touristenansturm im Sommer: Viele beliebte Urlaubsorte ergreifen Maßnahmen gegen Überfüllung und Umweltverschmutzung.
Hamm (NRW) – Drei Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie ist die Reiselust der Deutschen enorm groß – trotz der hohen Energiepreise und Inflation. Laut einer aktuellen Tourismusanalyse der Stiftung für Zukunftsfragen haben bereits jetzt 60 Prozent der Deutschen einen längeren Urlaub für 2023 geplant.
Für sieben Prozent von ihnen soll es dabei nach Italien gehen – kein Wunder, dass sich das Land zwischen Alpen und Mittelmeer vor einem Touristenansturm wie zuletzt im Vorkrisenjahr 2019 fürchtet. Einige besonders beliebte Ferienorte haben daher Maßnahmen für den anstehenden Sommer ergriffen. Worauf Urlauber sich einstellen müssen.
Italien verschärft Regeln für Urlauber: Keine Privatfahrzeuge auf kleineren Inseln
Procida hat es vorgemacht: Auf der kleinsten und dennoch am dichtesten besiedelten Insel im Golf von Neapel gilt seit mehreren Jahren ein strenges Einschiffungsverbot für Motorräder und Autos.
Andere Inseln wollen nun nachziehen: Auf Lampedusa etwa, Italiens südlichster Insel, sollen von Ende Juli bis Anfang September keine Privatfahrzeuge mehr eingeführt werden dürfen.
Das berichtet die italienische Tageszeitung Corriere della Serra unter Berufung auf Aussagen von Lampedusas Bürgermeister Filippo Mannino. Demnach kamen im vergangenen Jahr auf 6700 Einwohner mehr als 200.000 Touristen.
Auf der Nachbarinsel Linosa soll das Verbot sogar ganzjährig gelten.
Etwas weniger streng möchte die Insel Giglio in der Toskana die Touristenmassen händeln: Diese müssen bei einem Besuch im Sommer drei Euro pro Person bezahlen (im Winter zwei Euro) und können nur bei einem Aufenthalt von mindestens fünf Tagen und nach Ausfüllen eines Formulars mit dem Auto anreisen.
Sardinien begrenzt Zugang zu Stränden
Auch auf Sardinien müssen Touristen mit Einschränkungen rechnen. Zu den beliebtesten Anlaufpunkten auf Italiens zweitgrößter Insel gehört der weiße Sanstrand La Pelosa. Dort ist die Besucherzahl jedoch auf 1500 pro Tag begrenzt. Erwachsene Urlauber müssen zudem einen Eintritt von 3,50 Euro zahlen, Kinder bis 12 Jahre sind davon ausgenommen.
Auf dem Strand selbst müssen Touristen ebenfalls einiges beachten. So ist es etwa verboten, von dort Steine, Muscheln oder Sand mitzunehmen, Abfälle zu hinterlassen, zu rauchen oder Shampoo zu benutzen.
Ähnliche Regeln gelten in weiteren Buchten der Ostküste Sardiniens, beispielsweise in der Gemeinde Baunei.
Südtirol und Trentino schränken Bergtourismus ein
Massentourismus und eine intakte Natur vertragen sich nur selten, das hat man in Südtirol schon lange erkannt. Am Pragser Wildsee wurde der Autoverkehr daher schon vor mehr als zwei Jahren begrenzt, die Zufahrt ist vom 10. Juli bis 20. September für den Individualverkehr gesperrt. Das Tal ist dann nur zu Fuß, mit dem Rad oder gegen Vorweis einer Parkplatzreservierung oder einer gültigen Durchfahrtsgenehmigung erreichbar.
Auch am Lago di Tenno in der Provinz Trentino werden die Ankünfte von Touristen künftig begrenzt.
Wie labil das Ökosystem in Norditalien angesichts des Klimawandels ohnehin schon ist, zeigte die Dürre des vergangenen Sommers eindrucksvoll. Die Pegel der norditalienischen Seen sanken rapide, in der Region Lombardei wurde gar der Notstand ausgerufen.
Italien verschärft Regeln für Urlauber: Venedig zieht mit
Ein Städtetrip nach Venedig könnte sich in diesem Jahr ebenfalls komplizierter gestalten. Das berichtet unter anderem das Redaktionsnetzwerk Deutschland. So möchte Venedig, das 2019 unter rund 25 Millionen Besuchern ächzte, bis zum Sommer eine seit Jahren geplante und mehrfach aufgeschobene Eintrittsgebühr einführen.
Je nach Saison müssen Tagestouristen dann zwischen drei und zehn Euro bezahlen, und pro Tag sollen nicht mehr als 100 000 Urlauber in die Stadt gelassen werden. Wer vor Ort ohne ein Ticket erwischt wird, muss dann bis zu 300 Euro Strafe zahlen.
Handlungsbedarf sieht angesichts der wieder steigenden Touristenzahlen auch Mallorca. Die Baleareninsel hat kürzlich eine Ausweitung seiner Benimmregeln verkündet. Davon betroffen sind unter anderem Gebiete um den Megapark und die Bierstraße.