Neue Studie zu Covid-19
Risiko einer Ansteckung mit Corona: Büro, Friseur, Schule - Studie liefert Zahlen
Seit einem Jahr kämpfen die Menschen mit Maßnahmen gegen das Coronavirus. Aber wo ist das Risiko einer Ansteckung besonders hoch? Eine Studie der TU Berlin klärt auf.
Berlin - Der Lockdown hält an, die Maßnahmen gegen das Coronavirus werden uns noch lange begleiten. Aktuell sind Homeoffice, Distanzunterricht und Lieferdienste das Gebot der Stunde. Doch die Rufe nach Lockerungen werden lauter. Bald kehren die ersten Kinder in Schulen und Kitas zurück, Friseure öffnen wieder. Eine Studie hat untersucht, wo die Ansteckungsgefahr besonders hoch ist. (News zum Coronavirus)
Sars-CoV-2 | Medizinische Bezeichnung des Virus |
Covid-19 | Bezeichnung für die durch das Virus ausgelöste Krankheit |
Coronaviren/Corona | Bezeichnung für eine Familie von Erregern. Es gibt unterschiedliche Corona-Stämme |
Schule, Büro, Restaurant: So hoch ist das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus
Abstand, Händewaschen und Alltagsmaske bestimmen mittlerweile seit fast einem Jahr unseren Alltag. Verhindern sollen diese sogenannten AHA-Regeln die Ausbreitung des Coronavirus. Egal ob beim Sprechen, Husten oder Niesen: Wer mit Corona infiziert ist, verteilt Tröpfen und Aerosole im Raum, durch die sich wiederum gesunde Menschen anstecken können.
Besonders hoch ist die Ansteckungsgefahr in Innenräumen. „Für das Infektionsrisiko über Aerosolpartikel in geschlossenen Räumen ist die eingeatmete Dosis entscheidend“, schreiben Forscher des Hermann-Rietschel-Instituts an der TU Berlin. Sie haben basierend auf einem Modell zur Bewertung des Infektionsrisikos mit SARS-CoV-2 über virenbeladene Aerosolpartikel verschiedene Innenräume miteinander verglichen.
Mit Hilfe des Modells errechneten die Forscher Martin Kriegel und Anne Hartmann einen situationsbedingten R-Wert. Liegt der R-Wert bei 1, steckt sich demnach in einem bestimmten Raum eine gesunde Person bei einer infizierten Person an. Die Forscher gingen bei allen Vergleichen davon aus, dass Corona-Maßnahmen wie Abstand und Lüften eingehalten werden. Ebenso wurden für die Studie möglichst realistische Zeiten angesetzt, etwa acht Stunden im Büro und sechs Stunden in der Schule.
Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus: Hohe Gefahr in Schulen ohne Maske
Ein Beispiel: Eine Person im Supermarkt mit Maske steckt laut der Studie maximal eine weitere Person an*, berichtet auch merkur.de*. Der R-Wert liegt also bei 1.
Das größte Risiko einer Ansteckung mit Corona bei einer infizierten Person gibt es laut der Studie in einer vollbesetzten Oberschule (weiterführenden Schulen) ohne Maske. Ein Corona-Positiver würde hier maximal 11,5 weitere Personen über Aerosolpartikel anstecken. Ist die Schule nur zu 50 Prozent belegt, reduziert sich das Risiko laut dem Berechnungsmodell auf den R-Wert 8. Tragen die Schüler eine Maske, sinkt der R-Wert nach Angaben der Forscher bei 50 Prozent Belegung einer Oberschule auf 2,9.
Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus: Gefahr in Großraumbüros - Maske hilft
Ein ebenso hohes Risiko für eine Ansteckung mit dem Coronavirus besteht laut den Studienergebnissen bei einem Mehrpersonenbüro. Ist dieses unter Einhaltung der Abstand- und Hygieneregeln zu 50 Prozent belegt, aber ohne dass die Mitarbeiter Maske tragen, könnte ein Corona-Infizierter trotzdem noch acht weitere Personen anstecken. Bei 20 Prozent Belegung eines Großraumbüros mit Maske sinkt der R-Wert auf lediglich 1,6.
In Restaurants ist das Risiko einer Ansteckung im Vergleich zu Schule und Büro vergleichsweise gering. Ein Corona-Infizierter würde bei 50 Prozent Belegung in einem Restaurant laut Studie 2,3 Menschen anstecken. Würde die Gastronomie nur zu 25 Prozent ausgelastet sein, reduziert sich der R-Wert um mehr als die Hälfte auf 1,1.
Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus: Der Überblick
Innenräume, Belegung, mit oder ohne Maske | R-Wert |
---|---|
Theater, Museen, Oper: 30% Belegung mit Maske | 0,5 |
Theater, Museen, Oper: 40% Belegung mit Maske | 0,6 |
Kino: 30% Belegung mit Maske | 1,0 |
Kino: 40% Belegung mit Maske | 1,1 |
Shopping: 10m² pro Person mit Maske | 1,1 |
Fitnessstudios: 30% Belegung ohne Maske | 1,4 |
Fitnessstudios: 50% Belegung ohne Maske | 3,4 |
Sporthalle (Freizeitsport): 50 Prozent Belegung ohne Maske | 1,5 |
Schwimmhalle | 2,3 |
Friseur: 2 Stunden Aufenthalt mit Maske | 0,6 |
ÖPNV: mit Maske | 0,8 |
Supermarkt mit Maske | 1,0 |
Mehrpersonenbüro: 20% Belegung mit Maske | 1,6 |
Mehrpersonenbüro: 50% Belegung mit Maske | 8,0 |
Oberschule: 100% Belegung ohne Maske | 11,5 |
Oberschule: 50% Belegung ohne Maske | 5,8 |
Oberschule: 50% Belegung mit Maske | 2,9 |
Restaurant: 25% Belegung | 1,1 |
Restaurant: 50% Belegung | 2,3 |
Wie viele Aerosolpartikel in einem geschlossenen Raum aus- und eingeatmet werden, hängt mit der körperlichen Aktivität zusammen. „Die Luftzufuhr in den Raum reguliert die Anzahl der Aerosolpartikel in der Luft (Konzentration) und schlussendlich führt die Aufenthaltsdauer zu einer Dosis, die eingeatmet wird“, erläutern die Forscher.
Die Studie der TU Berlin könnte am 7. März beim nächsten Corona-Gipfel bei einer Öffnungsstrategie helfen*, berichtet ruhr24.de*. Man habe die Möglichkeit geben wollen, so Martin Kriegel, die einzelnen Räumlichkeiten miteinander vergleichen zu können und ins Verhältnis zu setzen. Friseure dürfen beispielsweise in NRW ab dem 1. März wieder öffnen, wie aus der neuen Corona-Schutzverordnung hervorgeht. Auch in Schulen kehren die Kinder allmählich wieder zur Normalität zurück. - *merkur.de und ruhr24.de sind Teil des Ippen-Digital-Netzwerks
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