Grauer und Grüner Star: Wenn das Auge trüb wird
Grauer Star oder Katarakt bezeichnet eine Trübung der Augenlinse. Im fortgeschrittenen Stadium kann man die graue Färbung hinter der Pupille erkennen, woher sich die Bezeichnung Grauer Star ableitet.
Hauptsymptom ist ein langsamer und schmerzloser Sehverlust. Er ist gekennzeichnet durch Verschwommensehen. Außerdem kommt es zu einer zunehmenden Blendempfindlichkeit.
Die getrübte Linse kann operativ durch ein künstliches Linsenimplantat ersetzt werden. Allein im Klinikum Kassel werden pro Jahr 2000 Staroperationen durchgeführt.
Der Grüne Star, auch Glaukom genannt, ist eine der häufigsten Erkrankungen des Sehnervs. Der Name kommt daher, weil das betroffene Auge grünlich schimmert. Neben einer medikamentösen Behandlung, die oftmals ausreicht, ist auch hier eine Operation zur Verringerung des Augeninnendrucks möglich.
In unserer Telefonsprechstunde beantworteten der Chefarzt der Augenklinik im Klinikum Kassel, Prof. Rolf Effert, und der leitende Oberarzt Dr. Jens Oliver Rudolph, zahlreiche Fragen.
Fragen und Antworten
Effert: Nein, der älteste Patient, den ich am Katarakt operiert habe, war 106 Jahre alt. Die Operation ist nur ein kleiner Eingriff, der häufig sogar ambulant durchgeführt wird. Bei Ihrer Mutter sollte aber zunächst einmal untersucht werden, ob es sich wirklich um einen Grauen Star handelt. Es kann auch sein, dass sie eine Makula Degeneration oder auch beides gleichzeitig hat. Wenn der Graue Star maßgeblich an dem veränderten Sehen beteiligt ist, sollte sich Ihre Mutter zur Operation entschließen, denn danach ist das Scharf- und Farbsehen wieder wesentlich verbessert.
Effert: Bei der Operation wird ein kleiner Schnitt in die Linsenhülle gemacht. Durch den entfernt man die alte Linse und setzt eine Faltlinse ein, die sich im Inneren der Hülle entfaltet. Eine Naht ist nicht notwendig. Der Schnitt verschließt sich von selbst. Nach der Operation muss das Auge für einige Tage verbunden bleiben. Wenn Sie kurzsichtig sind, dann kann man die künstliche Linse so einstellen, dass Sie zukünftig für das Sehen in die Ferne keine Brille mehr benötigen. Nur für das Nahsehen wäre dann eine Brille nötig.
Effert: Operieren sollte man einen Katarakt nur, wenn er Sie wirklich stört und in Ihrer Lebensqualität beeinträchtigt. Wenn Sie gar keine Beeinträchtigung haben, würde ich das Auge auch nicht operieren lassen. Es ist überhaupt kein Problem, so lange zu warten, bis eine Behinderung da ist, da dadurch nichts Weiteres in dem Auge verschlechtert wird. Sie sollten allerdings auch nicht zu lange warten, bis sie gar nichts mehr erkennen können!
Effert: Nein, in der Regel nicht. Normalerweise bekommt man eine Spritze oder Tropfen ins Auge, die den betreffenden Bereich betäuben.
Effert: Bei manchen Menschen braucht das Auge etwas länger, um sich an die Kunstlinse zu gewöhnen und zu heilen. Sie sollten noch mehrmals täglich Augentropfen nehmen. Das Fremdkörpergefühl kommt vermutlich daher, dass Sie ein zu trockenes Auge haben. Besorgen Sie sich in der Apotheke künstliche Tränenflüssigkeit und geben Sie die ins Auge. Gegen die Rötung können Sie sich von Ihrem Augenarzt cortisonhaltige Tropfen verschreiben lassen.
Effert: Vermutlich hat sich bei Ihnen ein Nachstar gebildet. Die Kunstlinse wird ja in die Hülle der alten Linse gelegt. Manchmal trübt auch diese Hülle nach, so dass man wieder wie durch einen Nebel schaut. Das zu beheben ist aber kein Problem. Das lässt sich durch einen Lasereingriff ambulant ohne Tropfen machen.
Effert: Nein. Zunächst muss das Ödem behandelt werden - das dauert etwa ein bis zwei Jahre. Bei einem Ödem verursacht durch Diabetes kann es ebenfalls einige Zeit (mehrere Monate) dauern. Wenn man in dieser Zeit den Grauen Star operieren würde, könnte das die Chancen auf eine Sanierung negativ beeinflussen. Möglicherweise wird man Ihnen mehrfach Cortison ins Auge spritzen oder eine Laserkoagulation der Netzhaut durchführen, um die Heilung zu beschleunigen. Allerdings wird das Sehvermögen nicht mehr so wie vor der Thrombose im Auge sein.
Dr. Rudolph: Man kann Linsen in verschiedenen Stärken einsetzen, um eine Fehlsichtigkeit auszugleichen. Wir fragen unsere Patienten, ob sie nach der Operation lieber ohne Brille in die Ferne oder in der Nähe besser sehen wollen. Beides gleichzeitig geht leider nicht. Sie werden danach immer noch eine Brille benötigen, die Sie aber nur in bestimmten Situationen aufsetzen müssen.
Dr. Rudolph: In Ausnahmefällen kann die Operation auch in Vollnarkose erfolgen. Das ist aber nicht nötig, da Sie von der örtlichen Betäubung, die in der Tat etwas unangenehm ist, gar nichts mitbekommen. Bevor die Betäubungsspritze gesetzt wird, bekommen Sie ein Mittel in die Armvene injiziert, das Sie rund fünf Minuten schlafen lässt. Während dieser Zeit erfolgt die örtliche Betäubung. Bei der Operation selber sind Sie wach.
Dr. Rudolph: Möglich ist das. Da der Grüne Star aber eine Erkrankung des Sehnervs ist und im fortgeschrittenen Stadium zu Gesichtsfeldausfällen führen kann, sollten Sie unbedingt mal eine Gesichtsfeldmessung bei Ihrem Augenarzt durchführen lassen, um die Ursache definitiv abzuklären.
Dr. Rudolph: Wenn die Trübung nicht massiv fortgeschritten und der Augeninnendruck in Ordnung ist, kann man damit ruhig noch warten. Schwierig wird es erst, wenn die Linsentrübung schon sehr weit ist, da die Linse dann sehr hart wird und bei der Operation in diesem Fall Komplikationen auftreten können.
Dr. Rudolph: Es gibt die Möglichkeit durch operative Maßnahmen den Augeninnendruck dauerhaft zu senken. In leichten Fällen, wie bei Ihrem Mann, wird mit einem Laser die Stelle im Auge, wo das Augenwasser produziert wird, ein wenig verödet, so dass es weniger Augenwasser und somit einen geringeren Druck gibt. In schwereren Fällen schafft man einen künstlichen Abfluss für das Augenwasser. Diese Operation ist aber umfangreicher als die Laserbehandlung.
Dr. Rudolph: Die Symptome, die Sie schildern, sprechen für das Auftreten eines Nachstars. Dabei trübt sich die Linsenhülle, in die die Kunstlinse eingesetzt wurde, ein. Die dadurch auftretenden Probleme können in der Regel durch eine ambulante schmerzfreie Laserbehandlung behoben werden.
Dr. Rudolph: Der Wirkstoff wird normalerweise nur bei Vorhandensein einer trockenen Makula Degeneration eingesetzt. Vor oder nach einer Staroperation ist mir kein zusätzlicher Nutzen durch die Luteineinnahme bekannt.
Von Susanne Seidenfaden