Wirksamkeit von Biontech: Bei einer Variante hilft offenbar erst die zweite Corona-Impfung
Corona-Impfungen sollen vor dem Virus schützen. Forscher haben nun herausgefunden: Bei einer neuen Variante hilft wohl erst die zweite Dosis von Biontech.
Hamm - In Deutschland sind die Zahlen der Neuinfektionen mit dem Coronavirus im freien Fall. Die Inzidenz sinkt. In immer mehr Kommunen in Nordrhein-Westfalen und den anderen Bundesländern gelten neue Lockerungen, die Corona-Regeln sind längst nicht mehr so streng wie in Zeiten des Lockdowns. (News zum Coronavirus)
Sars-CoV-2 | Medizinische Bezeichnung des Virus |
Covid-19 | Bezeichnung für die durch das Virus ausgelöste Krankheit |
Coronaviren/Corona | Bezeichnung für eine Familie von Erregern. Es gibt unterschiedliche Corona-Stämme |
Wirksamkeit von Biontech: Bei einer Variante hilft wohl erst die zweite Corona-Impfung
Doch es gibt immer weitere Varianten von Covid-19. Vor allem die indische Corona-Mutation sorgt für viel Unsicherheit. Deutsche Intensivmediziner rechnen bereits damit, dass sich besagte Delta-Variante des Virus in Deutschland durchsetzen wird. „Der große Unsicherheitsfaktor ist gerade die neue Mutation B.1.617.2, die noch ansteckender als die derzeit dominierende Variante B.1.1.7 sein soll“, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, der Rheinischen Post. Eine Verschärfung der Lage auf den Intensivstationen sei nicht ausgeschlossen.
Neuesten Erforschungen zufolge ist die indische Corona-Mutation nicht nur gefährlicher und ansteckender, sondern auch resistenter. Der „Wachstumsvorteil“ der Variante liege nach Erkenntnissen des Expertengremiums Sage bei rund 40 Prozent, sagte Matt Hancock, Gesundheitsminister von Großbritannien, der BBC. Dort breitet sich die Mutation B.1.617.2 aktuell rasant aus.
In diesem Zusammenhang kommen die Corona-Impfungen ins Spiel. Bei den meisten anderen Varianten setzte bereits nach den ersten Impfungen mit dem Impfstoff von Biontech eine gewisse Wirksamkeit ein. Die Delta-Variante scheint jedoch etwas hartnäckiger zu sein. Mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech entwickelten, so heißt es, Geimpfte wesentlich weniger neutralisierende Antikörper gegen die Delta-Variante als gegen die zuvor zirkulierenden Varianten.
Delta-Variante aus Indien: Nach der ersten Corona-Impfung mit Biontech nur gewinge Wirksamkeit
Forschenden der Francis Crick Institute und des National Institute for Health Research UCLH Biomedical Research Centre in London haben sich das genauer angeschaut. Sie führten ihre Untersuchungen an 250 Erwachsenen durch. Die Ergebnisse wurden nun im Fachmagazin The Lancet veröffentlicht.
Nach der ersten Impfung mit dem Corona-Impfstoff von Biontech wurden demnach nur bei 32 Prozent der Studienteilnehmer neutralisierende Antikörper in quantifizierbarer Menge gegen die Delta-Variante (Indien) gefunden. Gegen den ursprünglichen Wildtyp von Sars-CoV-2 lag die Antikörper-Reaktion dagegen bei 79 Prozent. Gegen Alpha (Variante aus Großbritannien) lag der Wert bei 50 Prozent, gegen Beta (Südafrika) waren es 25 Prozent.

Am Ende gab es also die Erkenntnis, „dass die meisten Teilnehmer, die zwei Dosen von BNT162b2 erhalten haben, vor einer B.1.617.2-Infektion und damit verbundenen Krankheiten geschützt wären“, wie es im Fachmagazin The Lancet veröffentlichten Artikel heißt.
In Großbritannien breitet sich indische Corona-Variante (Delta) rasant aus
Die Delta-Mutante war zuerst in Indien aufgetreten und hat sich zuletzt auch verstärkt in Großbritannien ausgebreitet. Dort ist nach derzeitigem Stand am 21. Juni die Lockerung sämtlicher Corona-Maßnahmen geplant. Die Delta-Variante erschwere es, Vorhersagen für den 21. Juni zu machen, räumte Gesundheitsminister Hancock ein. „Wir werden uns die Daten für eine weitere Woche ansehen und dann eine Entscheidung fällen“, sagte er. Die Regierung sei „absolut offen“ dafür, die Lockerungen zu verschieben.
Großbritannien ist das am schwersten von der Corona-Pandemie betroffene Land in Europa. Seit Beginn der Pandemie starben dort fast 128.000 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19.
In Deutschland sind die aktuellen Corona-Regeln, wie sie etwa in NRW gelten, derzeit wohl nicht gefährdet. Die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland sinkt weiter. Beim Impffortschritt könnte es allerdings zunächst etwas schleppender laufen: Zwar ist die Impfpriorisierung aufgehoben, aber in NRW gibt es derzeit keine Termine für eine Corona-Erstimpfung. Der Impfstoff werde schlichtweg für die Durchführung von Zweitimpfungen benötigt. (mit dpa-Material)